Berliner Kunstgriff
Januar 2019

23. Januar 2019 • Text von

Das Bauhaus als neue Denkschule auf Rädern, Malerei, die den menschlichen Körper entdeckt, die Wiedereröffnung des traditionsreichen Ausstellungsortes Haus am Waldsee und ein Talk über „Splashes“ auf der Leinwand – die Hauptstadt bietet für den Anfang des neuen Kunstjahres 2019 ein vielfältiges Programm.

Wohnmaschine von Van Bo Le Mentzel vor dem Bauhaus in Dessau, 02.01.2019, (c) Mirko Mielke.

Den neuen Bau der Zukunft wollte Walter Gropius erschaffen. 1919 schrieb er im Gründungsmanifest des Bauhaus über den Bau der Zukunft, der „als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens“ gen Himmel steigen wird. Das tat die innovative Ideenschule Gropius’ und gilt zu ihrem 100. Jubiläum, das in der Hauptstadt mit einem spannenden Programm gefeiert wird, wie keine weitere Schule als „Synonym für Moderne“. Als solches forderte das Bauhaus von ihren Gestaltern und Denkern, sich den Herausforderungen ihres „Jetzt“ zu stellen. Der Projektraum SAVVY Contemporary nimmt mit seinem Projekt SPINNING TRIANGLES diesen Gründungsgedanken des Bauhaus auf und versucht diesen umzuformen, ja zu verdrehen. Es soll eine Schule für Gestaltung entstehen, die die Herausforderungen unserer Zeit angeht und dabei eine kritische Untersuchung des Vermächtnisses des Bauhaus, besonders in Hinblick auf die Verflechtung mit Kolonialität in Gestaltung und Architektur, liefert. Diese agiert nicht nur lokal, sondern international. Orte des Projekts sind Kinshasa, Hongkong, Dessau und Berlin. Nur in letzteren beiden wird dabei die „Wohnmaschine“ – ein Miniaturklon des Werkstattflügels des Dessauer Bauhaus-Gebäudes – als Ausstellungsfläche und Prototyp einer neuen „Schule“ mit vielfältigem Programm und Ort für Diskussion und Anstoß fungieren.

WANN: Das Projekt sowie die Tinyhouse-Version vom Werkstattflügel des Dessauer Bauhaus-Gebäudes sind Teil des Eröffnungsfestivals „100 Jahre Bauhaus“ vom 24. bis 27. Januar.
WO: Die Tinyhouse-Version wird vor der Akademie der Künste, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin, stehen.

Eglė Otto, ohne Titel, 2017, Öl auf Leinwand.

Ungestüm und heftig drängen einzelne Formen ineinander, verschmelzen oder lösen sich auf. Wo man anhand der fließenden Formen versucht Körper zu erkennen, verflüchtigen sich diese jedoch auf den zweiten Blick und verwandeln sich zu abstrakten Gebilden. Die Malerei entkörpert den Körper. Referenzen zu den organischen, kaum mehr figurativen Figuren eines Francis Bacon kommen in den Sinn. Wie letzterer erforscht die litauische Malerin Egle Otto mit ihrer Malerei die Möglichkeiten eines immateriellen und entkörperten Ineinanders. Zu sehen ist die Serie der Körperdarstellung von Otto ab Donnerstag, den 24. Januar, in der Ausstellung „Lex nihil ars“ in der Ortner & Ortner Depot Galerie Berlin.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, den 24. Januar, um 19 Uhr.
WO: O&O Depot Galerie, Leibnitzstraße 60, 10629 Berlin.

Karin Sander, Mailed Paintings und Gebrauchsbilder, Installationsansicht im Atelier, 2015, Foto: Andrea Rossetti, © Karin Sander und VG Bild-Kunst, Bonn 2018.

Ab kommenden Samstag ist die Hauptstadt wieder um einen ihrer alteingesessensten Ausstellungsorte internationaler Gegenwartskunst reicher. Das Haus am Waldsee eröffnet mit einer für das Haus maßgeschneiderten Ausstellung der Künstlerin Karin Sander nach langer Renovierungsphase neu. Sander, die mit ihren Arbeiten weltweit in zahlreichen Sammlungen vertreten ist, nutzt immer wechselnde Materialien und Techniken, um die Welt auf den Kopf zu stellen, um das „Unsichtbare sichtbar zu machen“, wie sie sagt. So geht die Künstlerin in der Ausstellung „A bis Z“ konkret auf die räumlichen und historischen Gegebenheiten des Ausstellungsortes ein und thematisiert das Haus als Haus, das sich nach 73 Jahren kontinuierlicher Ausstellungstätigkeiterstmals wieder in seiner ursprünglichen Form des Baujahres 1922 präsentiert.

WANN: Der erste Ausstellungstag ist am Samstag, den 26. Januar.
WO: Haus am Waldsee e.V., Argentinische Allee 30, 14163 Berlin.

Henning Strassburger, Kenny, 2018, Installation View, Courtesy the artist and BlainSouthern, Photo Trevor Good.

„Splashes“ einerseits – Raster andererseits. Spritzer, die das Pool-Motiv aufgreifen und Raster, um das Bild nicht zu desorientieren, sich nicht zu sehr der Spontanität und freien Gestik hinzugeben. Denn Henning Strassburgers großformatige, farbintensive Malereien sind entgegen jeden Eindrucks nicht spontan entstanden, sondern liegen einem Konzept und Kalkulation zugrunde. Für seine derzeitige Ausstellung „Kenny“ in der Galerie Blain|Southern präsentiert der Künstler neue großformatige Gemälde, die seine Erkennungssymbole aufgreifen. In einem Gespräch mit dem deutschen Kunsthistoriker Christian Malycha wird Strassburger am kommenden Samstag seine neuen Arbeiten besprechen.

WANN: Der Talk findet am Samstag, den 26. Januar, um 12 Uhr statt.
Es wird um Anmeldung unter talks@blainsouthern.com gebeten.
WO: Blain|Southern, Potsdamer Straße 77–87 (Mercator Höfe), 10785 Berlin.

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