Berliner Kunstgriff
6.12.-12.12.16

6. Dezember 2016 • Text von

Warum seufzen Erbsen beim Öffnen ihrer Dose so bedrückt? Und: Haben Luftpflanzen eigentlich ein Sexualleben? Wenn es bei euch auch schon soweit ist, dass ihr euch solche Fragen stellt, muss schleunigst Kunstablenkung her.

Gleichberechtigung hin oder her, dass Frauen in vielen Berufsfelder noch immer hinten an stehen ist kein Geheimnis. Gerade was die musikalische Sphäre, und hier insbesondere die der elektronischen Musik, anbelangt, herrscht noch immer akute Männerdominanz. Und das, obwohl zahlreiche bahnbrechende Entwicklungen auf die Kappe von Künstlerinnen gehen. Genau diesen „Heroines of Sound“ widmet das Hebbel am Ufer nun ein zweitägiges Festival, das mit einem Programm aus Konzerten, Performances, Installationen und Talks den vormaligen und aktuellen Heldinnen des elektronischen Sounds ein Denkmal setzt. Im Fokus der Veranstaltungen stehen die beiden Komponistinnen Beatriz Ferreyra und Christine Groult, welche eng mit der „groupe de recherches musicales“ – einem Pariser Institut zur Erforschung elektroakustischer Musik – zusammenarbeiteten, sowie die Cathy Berberian, eine der wichtigsten Pionierinnen neuer Gesangspraxis im 20. Jahrhundert. Ebenfalls präsentiert wird die dreiteilige Performance-Video-Installation „SHIROSHI“ der Berliner Künstlerin Miako Klein, in der Klang und Video zu einem energetisch zwischen Leere und Fülle oszillierenden Raum verschmelzen.

WANN: Das Festival startet am Donnerstag, den 8. Dezember, um 18 Uhr, mit der Performance „SHIROSHI“ von Miako Klein. Einen Überblick über das gesamte Programm könnt ihr euch hier verschaffen.
WO: HAU 2, Hallesches Ufer 32, 10963 Berlin

unspecified

Olafur Eliasson “The presence of absence (Nuup Kangerlua, 24. September 2015 #1), 2016. Courtesy: Olafur Eliasson, neugerriemschneider Berlin. Foto: Runa Huber / Studio Olafur Eliasson.

Weiter geht es dann am Freitag bei neugerriemschneider, wo um 18 Uhr Olafur Eliassons Ausstellung „The presence of absence“ eröffnet. Im Mittelpunkt der Schau stehen zwei quaderförmige Betonblöcke, die in ihrer Zerfressenheit Assoziationen an schroffe Grottenlandschaften hervorrufen. Noch viel faszinierender ist allerdings der Entstehungsprozess der surreal anmutenden Gebilde: Aus Grönland schuf Eliasson Millionen Jahre alte Eisblöcke heran, um diese anschließend in Holzformen mit Beton zu übergießen. Innerhalb eines Monats schmolzen die massiven Brocken nach und nach und formte hierbei, begleitet von dem knisternden Sound kleinster Explosionen im Eisinneren, Hohlräume und Durchbrüche. Von den Blöcken blieb am Ende nichts mehr übrig, einzig die Spuren ihres Verschwindens verweisen noch auf ihre vormalige Präsenz. Es ist nicht das erste Mal, dass der Künstler mit Eis arbeitet: Für seine Ausstellung „Your waste of time“ 2007 bei neugerriemschneider installierte Eliasson aus Island stammende Eisblöcke freistehend im heruntergekühlten Ausstellungsraum. Keine Sorge, dieses Mal droht kein Kältetod.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 9. Dezember, von 18 bis 21 Uhr, statt. 
WO: neugerriemschneider, Linienstraße 155, 10115 Berlin

cid_9fbc241f-dcf8-43da-a321-50b2626c31f0

Videoart At Midnight Edition. Courtesy: Videoart At Midnight Edition.

Am Sonntag heißt es dann: Kino-Time! Nein, nicht im Cinemaxx am Potsdamer Platz, wo ihr euch unter den Blicken glühweinschlürfender Touristen und bizarr blinzelnder Pseudo-Skyscraper einen Weg in den samtenen Sessel bahnen müsst. Es geht auch mit mehr Niveau: Und zwar in der Kosmetiksalon Babette Bar, in der Videoart At Midnight den Release seiner neusten Film-Edition zelebriert. Jedes Jahr werden für dieses Unterfangen bis zu sechs KünstlerInnen ausgewählt, die anschließend eigens für die Edition eine Arbeit kreieren. Auf diese Weise soll nach und nach eine Anthologie des Mediums Video gezüchtet werden, das in künstlerischer Sphäre an immer größerer Relevanz gewinnt. Gezeigt werden dieses Mal die Arbeit „Now (Emy Chauveau)“ des dänischen Künstlers Christian Falsnaes, Stefan Panhans „The Haul (hello everybody)“ sowie der Kurzfilm „September Is The New Black“ der israelischen Künstlerin Dani Gal. Bier gibt’s sicherlich, auf Popcorn spekulieren wir.

WANN: Die Screenings finden am Sonntag, den 11. Dezember, von 17 bis 21 Uhr, statt. Die Künstler sind anwesend, Infos gibt’s hier.
WO: Kosmetiksalon Babette Bar, Karl-Marx-Allee 36, 10178 Berlin.

Weitere Artikel aus Berlin