Berliner Kunstgriff
31.05. – 07.06.16

31. Mai 2016 • Text von

Das Wochenende wird wild. Rund um die Eröffnung der 9. Berlin Biennale gibt‘s hochkarätige Kunst zu sehen: Die temporäre Dependance der Julia Stoschek Collection präsentiert ihre erste Ausstellung, Eigen + Art stellt Neo Rauch aus und, naja, Biennale halt. Nach dem Kunstrausch kann dem Kater am Montag bei einem Konzert des japanischen Klangkollektives Marginal Consort Abhilfe geschaffen werden.

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Ed Atkins: Warm, Warm, Warm Spring Mouths, 2013, Einkanal-HD-Videoinstallation, Filmstill, 12:50 Min., Farbe, Ton. Courtesy of the artist and Cabinet Gallery, London.

Lange gab es in Berlin nur zwei: die Sammlung Haubrock und den Boros Bunker. Doch diesen Sommer scheinen private Kunstsammlungen Konjunktur zu haben und immer mehr Sammler entscheiden sich dafür ihre Schätze der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Das Publikum hat dadurch nicht nur die Möglichkeit, Kunst mit anderen thematischen Schwerpunkten zu sehen als in Museen, sondern jedes Werk wird auch zu einem Vermittler zwischen Sammler und Besucher. Würde ich dafür auch mein Geld ausgeben? Schön, dass du es tust.
Die in Düsseldorf beheimatete Julia Stoschek Collection eröffnet am Donnerstag, den 02. Juni, eine temporäre Dependance in Berlin-Mitte. Im Gebäudekomplex des ehemaligen tschechischen Kulturzentrums in der Leipziger Straße sind zeitgenössische, internationale Werke – mit einem Fokus auf zeitbasierter Medienkunst – zu sehen. Eines der Schlagwörter des 21. Jahrhunderts ist das Thema der ersten Ausstellung: Digitalisierung. Unter dem Titel „Welt am Draht“ werden medienbasierte Kunstwerke ausgestellt, die sich mit den Einflüssen und Veränderungen unserer gesellschaftlichen Realität, Identität und Umwelt beschäftigen. Raumgreifende Videoinstallationen, skulpturale Werke und Performances von 38 internationalen Künstlern verhandeln die Realität der Digital Natives und derjenigen, die es gerne wären. Besonders freuen wir uns die vertrauten Gesichter von Ed Atkins und Wu Tsang wiederzusehen.

WANN: Vom 02. bis 05. Juni ist die Sammlung von 11 bis 22 Uhr geöffnet und der Eintritt ist frei. Details könnt ihr hier nachlesen.
WO: Julia Stoschek Collection, Leipziger Strasse 60 (Eingang über Jerusalemer Strasse), 10117 Berlin.

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Narrative Devices, 2016. Featuring Tilman Hornig: GlassPhone, Video Still. Produziert von / Produced by Iconoclast. Courtesy Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst / for Contemporary Art.

Gustav von Aschenbach, der Protagonist von Thomas Manns Novelle, findet den „Tod in Venedig“, nachdem er Zeit seines Lebens beruflichem Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung hinterhergerannt ist und auf der letzten Reise seines Lebens erkennt, dass sein Ich dadurch vollkommen verkommen ist. Anfang des 20. Jahrhunderts was das Heilmittel für Aschenbachs Leiden noch nicht bekannt, heute nennen wir es Work-Life-Balance. Dahinter verbirgt sich der Ratschlag, den Laptop öfter zuzuklappen und das Gute vor der Haustür zu suchen – anstatt das Sparschwein zu plündern, um in der Ferne Zerstreuung zu kaufen. Und siehe da, jeden zweiten Sommer kommt Venedig nach Berlin: Am Freitag, den 03. Juni, eröffnet die 9. Berlin Biennale. Organisiert vom KW Institute for Contemporary Art, zählen zu den diesjährigen Ausstellungsorten die Akademie der Künste, die Feuerle Collection, die European School of Management and Technology und das Fahrgastschiff Blue-Star. Dies bleibt ein Shoutout, denn wir werden euch im kommenden Monat mit allem weiteren versorgen: Konzept, Infos und Must-Sees.

WANN: Die Eröffnung findet am Abend des 03. Juni statt, danach ist Zeit bis zum 18. September um die Ausstellungen zu sehen. Genaueres hier
WO: Der Hauptausstellungsort der Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst ist das KW – Institute for contemporary Art: Auguststraße 69, 10117 Berlin.

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Neo Rauch: Der Bewunderer. Öl auf Leinwand. Courtesy of Eigen + Art and the artist.

Wenn die internationale Kunstszene anlässlich der Berlin Biennale nächstes Wochenende ihre Augen wiederum auf die Hauptstadt richtet, tun die großen – und kleinen – Galerien gut daran prestigeträchtige Kunst auszustellen, und zu verkaufen. Eigen + Art eröffnet am Samstag, den 04. Juni, die Ausstellung „Die Versenkung“ des deutschen Malers Neo Rauch. Online aus, offline an. Öl auf Leinwand, figurative Malerei, starke Farben und traditionelle Bildthemen. Vermutlich werden uns die ausgestellten Gemälde nicht überraschen, Neo Rauch bleibt bekanntlich seinem künstlerischen Stil meist treu. Sehr wohl aber werden wir überrascht sein, dass sich bei der kontemplativen Betrachtung der Leinwand ein angenehmes Gefühl einstellt – im Gegensatz zu lärmenden Mehrkanalinstallationen.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Samstag, den 04. Juni, von 11 bis 20 Uhr und ist danach bis zum 02. Juli zu sehen. 
WO: Galerie Eigen+ Art, Auguststraße 26, 10117 Berlin. Und online.

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Marginal Consort, 2009. Copyright: Photo by Ujin Matsuo.

Nach solch einem ereignisreichen Kunstwochenende, besteht die Gefahr, dass der Start in die neue Woche schwerfällt. Abhilfe schafft ein Geheimtipp: Am Montagabend tritt das legendäre japanische Klangkollektiv Marginal Consort zum erstem Mal in Deutschland auf. Kulisse für ihre dreistündige Performance ist die historische St. Elisabeth Kirche, wo das Publikum dazu aufgefordert wird die einzelnen Akteure und ihre Musik von verschiedenen Standpunkten zu sehen und zu hören. Marginal Consort besteht seit 1997 aus eine Gruppe von Klangkünstlern und bildenden Künstlern, die in den 1970er Jahren gemeinsam bei Takehisa Kosugi studiert haben. Die einzigen Fixpunkte sind Beginn und Ende der Performance; innerhalb dieser Zeitspanne erforschen einzelne Klangbilder und Spielweisen die Prozessualität ihres eigene Entstehens und bejahen die Fluidität synästhetischer Kunst.

WANN: Das Konzert findet am 06. Juni von 19:30 bis 22:30 Uhr statt, die Türen öffnen um 19:00, die Tickets gibt’s online.
WO: St. Elisabeth Kirche, Invalidenstraße 3, 10115 Berlin.

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