Berliner Kunstgriff
26.03 – 01.04.2019

26. März 2019 • Text von

Alles auf eine Karte – vier Events am 28. März. Es ist unmöglich, alles zu sehen, so choose your battles wisely. Miet Warlop mit einer Premiere am HAU, Aktuelles zur Berliner Stadt- und Kulturortentwicklung im n.b.k., Verkaufstiraden bei PS120 und Frage-Antwort-Experimente bei Between Bridges.

Ghost Writer and the Broken Hand Break von Miet Warlop, Foto: Reinout Hiel.

„Ghost Writer and the Broken hand“ heißt das Stück, das diesen Donnerstag am HAU deutsche Premiere feiert. Inspiriert von sufistischen Zeremonien und der Figur des Derwischs, tanzen sich in Miet Warlops neuer Produktion drei Performer*innen in Ekstase. 45 Minuten lang drehen sie und wirbeln sie im Kreis. Dabei geht es um Kontrolle und Kontrollverlust, Standfestigkeit und Schwindel. Für Performer*innen und Zuschauer*innen eine Herausforderung und darüber schwebend die Frage, wessen Geister hier beschworen werden. Nach „Dragging the Bone“ und „Fruits of Labor“ ist es die dritte Einladung der belgischen Künstlerin ans HAU.

WANN: Am Donnerstag, 28. März um 19 Uhr geht’s los. Tickets gibt es hier.
WO: HAU2, Hallesches Ufer 32, 10963 Berlin.

Ausstellungsansicht Uferhallen Kunstaktien, Neuer Berliner Kunstverein, 2019, Aktien
© Neuer Berliner Kunstverein / Jens Ziehe

Im Rahmen der Ausstellung „Uferhallen Aktien“, organisiert der n.b.k. eine Podiumsdiskussion mit Asta Gröting, Catrin Lorch, Melanie Roumiguière und Hans-Martin Schmidt. Das Thema: Berliner Stadt- und Kulturpolitik und die Verknappung und Verdrängung kultureller und künstlerischer Produktions- und Rezeptionsorte. Die Frage: Was und wie sich die Kunstproduktion dagegen positionieren kann. Der Präzedenzfall: Die Uferhallen. Der Hintergrund: Die Uferhallen in Wedding, als eben eines der Beispiele für die Verknappung von bezahlbaren Räumen für Produktion und Präsentation zeitgenössischer Künste, wurde 2017 von einer neuen Investorengruppe erworben, was den weiteren Bestand ungewiss macht. Schon 2011 hatten Hans-Martin Schmidt und Ingrid Jonda das Projekt „Uferhallen Kunstaktien“ gegründet, um der sich längst anbahnenden Immobilienspekulation vorzubeugen. 132 Künstler*innen schufen rund 3300 dieser sogenannten Kunstaktien. Ihr Halter wurde die in eine Publikumsgesellschaft umgewandelte Uferhallen AG, die durch geschickte Streuung des neu einzusetzenden Kapitals, ein Mitspracherecht zur künftigen Nutzung des Standorts erwarb.

WANN: Die Diskussion findet auch am 28. März um 19 Uhr statt. Der Eintritt ist frei.
WO: Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestrasse 128/129, 10115 Berlin.

Sanna Helena Berger, A sale, PS120, courtesy the artist.

„It’s a one night only“-Event; wird aber zwei Mal aufgeführt. #2 ist realistisch, will man eine der anderen Veranstaltungen um 19 Uhr besuchen. Wie ursprünglich bei der Uferhallen-Aktion werden auch hier originäre Kunstwerke und Kunst als Kapitalanlage zusammengedacht. „A sale“ heißt der Pitch, vorgetragen und inszeniert von Sanna Helena Berger. Im Rahmen der 2018 Ausgabe der Art Brussels performte die Künstlerin, die sonst nicht produziert, um zu verkaufen, den Salespitch des Verkaufs einer Performancearbeit. Die Performance des Verkaufs wurde nicht verkauft und steht jetzt wieder zum Verkauf. Die Künstlerin zeigt keine Arbeit öfter als einmal. Und das heißt? Der Ausstellungstext verpasst der Performance demnach kurzerhand das Label „Neuwertig“. Wir als Generation Ebay wissen natürlich, was das heißt, und vor allem, welche Auswirkungen das auf den Preis hat. Was bedeutet es aber nun, wenn solche Überlegungen in den ephemeren Raum von Performances eintreten und Reenactment neuwertig verkauft wird?

WANN: Die Performance beginnt je um 20 und 21 Uhr.
WO: PS120, Potsdamer Straße 120, 10785 Berlin.

Rory Pilgrim, The Resounding Bell, Ausstellung bei Between Bridges, 2019.

Es ist schön, wenn der Ankündigungstext zu einer Ausstellung ein Gespräch ist. So ist es auch bei Rory Pilgrim, deren Ausstellung „The Resounding Bell“ ab Donnerstag bei Between Bidges zu sehen ist. Aus diesem Anlass hat sie sich mit Wolfgang Tillmans unterhalten. Die beiden tasten sich gemeinsam an das Werk, seine Bestandteile und verschiedenen Ebenen heran. Der Dialog der beiden Künstler spiegelt den Dialog, den Rory Pilgrim hier evozieren lassen will. Fragen heißt zuhören und nicht sprechen – finde ich auch und daher mein persönlicher Favorit für diesen Donnerstag, den 28. März.

WANN: Die Eröffnung dauert von 19 bis 21 Uhr.
WO: Between Bridges, Keithstr. 15, 10787 Berlin.

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