Berliner Kunstgriff
24.05. - 30.05.16

24. Mai 2016 • Text von

Eine Wohnung im Prenzelberg, ein Innenhof, ein kaputtes Auto, ein schnieker Hemdkragen – alles Dinge, die diese Woche unsere Aufmerksamkeit auf sich ziehen…

Man merkt es am leeren Konto und den Hummeln im Hintern: Die Festivalsaison ist nicht mehr fern. Bevor wir uns allerdings dazu aufmachen, uns drei Tage lang mit unseren Lieblingsmenschen im Dreck zu suhlen, darf vorgeschmeckt werden: Vom 23. bis 25. Mai findet in Berlin das Performing Arts Festival statt. Mit dem klassischen Festival hat das wenig, umso mehr dafür mit großartiger Schauspielkunst zu tun. In über 50 verschiedenen Spielstätten werden tagtäglich Musik-, Theater- und Tanzdarbietungen abgehalten, die Einblick in das Schaffen der freien Theaterszene Berlins gewähren. Wer angesichts des fülligen Programms überfordert ist, der sollte es am Dienstag erst mal ganz entspannt mit Arnita Jaunsubrēnas Projekt „Wearing a bear“ im Hebbel am Ufer versuchen. In der „Raum- und Zeitperformance“, die sich mit dem Phänomen Gewalt auseinandersetzt, interagieren Subjekte, Objekte, Geräusche und Gerüche parallel zueinander und kein Sinnesorgan bleibt ausgespart. Nach einer äußerst spaßigen Angelegenheit klingt auch die interaktive Performance „Écoflâneurs“, in der nach Herzenslust durch die Stadt flaniert wird, oder die Veranstaltung „All Tag“, bei der in einer Prenzelberger Privatwohnung herumgeschnüffelt werden darf. Das Ganze ist nicht nur teilweise gratis, sondern auch garantiert katerfrei.

WANN: Das Festival findet vom 23. – 29. Mai statt. Das komplette Programm sowie Tickets gibt’s hier.
WO: In verschiedenen Spielstätten in der ganzen Stadt, so u. a. in den Sophiensälen, dem Hebbel am Ufer und dem Ballhaus Ost.

_D1D8066

Reijiro Wada, Portal Landscape, 2016 . Foto: Enric Duch.

Innenhöfe sind nicht unbedingt spannend. Außer Fahrrädern, halbherzig gepflegten und deshalb meist halb vertrockneten Pflanzen und Zigarettenstummeln gibt es meist nichts Großartiges zu entdecken. Dass das auch anders geht, beweist ab Mittwoch das Haus am Lützowplatz: Der Verein hat den Patio der Institution kurzerhand in eine Ausstellungsplattform verwandelt, die von nun an jährlich von einem anderen Künstler bespielt wird. Am Mittwochabend findet die Einweihung des neuen Formates und damit auch der ersten Installation statt: Der japanische Bildhauer Reijiro Wada hat die ortsspezifische Arbeit „Portal Landscape“ kreiert, die aus zwanzig sternförmig angeordneten Glaspanelen besteht. Inmitten der Skulptur befindet sich ein Hohlraum, der mit Wasser gefüllt ist, welches je nach Außentemperatur verdampft und dann wieder an den Scheiben kondensiert. Zeigt sich das Wetter von seiner gnädigen Seite, wird’s umso schöner.

WANN: Die Einweihung findet am Mittwoch, den 25. Mai, ab 19 Uhr statt. Anschließend ist die Installation noch bis zum 16. Oktober zu sehen. Nachlesen dürft ihr hier.
WO: Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, 10785 Berlin.

Web_Red Painting_Aline_Alagem

Aline Alagem, Red Painting, Courtesy: Artist, Künstlerhaus Bethanien.

Am Donnerstag eröffnen im Künstlerhaus Bethanien parallel die Ausstellungen von fünf verschiedenen Künstlern. Aline Alagem lässt in ihren hyperrealistischen Gemälden kaputte Autos mit weiblichen Körperteilen durcheinanderwirbeln und setzt sich auf diese Weise mit Themen wie Geschlecht, Körper, Rollenklischees und Pornografie auseinander. Ann Orens Videoinstallation „The Supreme Spasm“ adaptiert Paul Maguerittes Stück „Pierrot Mörder seine Frau“, in dem der Protagonist seine Ehefrau zu Tode kitzelt, und Polys Peslikas lässt in seinen Ölgemälden figürliche Malerei mit floralen Ornamenten und Mosaikstrukturen zusammen fließen. Der Vierte im Bunde ist der niederländische Künstler und Forscher Charles van Otterdjik, der in „Double Centre. Situation Report #3“ die Überwachungskultur untersucht. Den Ausgangspunkt bilden zwei von dem Künstler an der deutsch-polnischen Grenze entdeckte Gebäude, die an geheime Abhörlager erinnern. In der fünften Ausstellung hingegen untersucht Salwa Aleryani Formen und Auswirkungen von öffentlichen Ritualen, welche sie in ihren installativen Arbeiten dekonstruiert und für Neuinterpretationen durchlässig macht. Dieses Mal heißt es nicht vier, sondern fünf gewinnt!

WANN: Die Eröffnungen finden alle am Donnerstag, den 26. Mai, um 19 Uhr statt. Anschließend laufen die Ausstellungen noch bis zum 19. Juni. Infos gibt’s hier.
WO: Künstlerhaus Bethanien, Kohlfurter Str. 41-43, 10999 Berlin.

05_prince

Len Prince, Swimming Cap Profile, New York, 1991. Courtesy:Artist, Staley-Wise Gallery, New York.

Es gibt so manche Dinge, die sich, so sehr man sie auch zu erfassen versucht, doch immer dem rationalen Verstand entziehen. Stil ist so eine Sache – entweder man hat ihn oder man hat ihn nicht, das gewisse Etwas aber lässt sich nicht gern erklären. Genau daher rührt wohl auch die Faszination an eleganten Erscheinungen, die die Unternehmerin Susanne von Meiss dazu bewogen hat, seit über 25 Jahren Fotografie zum Thema „Allure“ zu sammeln. Sei es ein zarter Hemdkragen, ein von Licht umschmeichelter Rücken oder gar Kate Moss beim Morgenspaziergang – unabhängig von Genre und Epoche reiht sich in der Collection Susanne von Meiss ein stilvoller Schnappschuss an den anderen. Am Freitag wird die Sammlung, die unter anderem Bilder von Fotografiegrößen wie Rene Burri, Henri-Cartier-Bresson, Jürgen Teller und Tracey Emin beherbergt, bei C/O Berlin nun erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Deshalb: Schmeißt euch in Schale und labt euch an anderer Leute gutem Geschmack.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 27. Mai, ab 19 Uhr statt. Alle Infos findet ihr hier.
WO: C/O Berlin, Hardenbergstr. 22-24, 10623 Berlin.

Weitere Artikel aus Berlin