Berliner Kunstgriff
21.02. - 27.02.17

21. Februar 2017 • Text von

Dass die interessantesten Veranstaltungen immer auf den selben Tag fallen müssen! Klar, könnte man von A über B nach C hetzen, den Wein auf ex trinken und im Schnellschritt die ausgestellten Werke passieren. Doch wo bleibt da der Spaß? Mit Donnerstag kommt die Qual der Wahl.

John Bock,  Escape, 2013, Video, 7:30 Min.,  © John Bock, Courtesy Sprüth Magers, Anton Kern Gallery / Gió Marconi Gallery / Regen, Projects / Sadie Coles HQ, Foto: David Schultz.

John Bock, Escape, 2013, Video, 7:30 Min., © John Bock, Courtesy Sprüth Magers, Anton Kern Gallery / Gió Marconi Gallery / Regen, Projects / Sadie Coles HQ, Foto: David Schultz.

Wer den Berliner Aktionskünstler John Bock kennt, der weiß, worauf er sich gefasst machen muss: Leidenschaftliches Chaos und lustvolle Reizüberflutung charakterisieren seine raumgreifenden Installationen. Aus Film und Sound, aus Kostümen, Requisiten und diversen Einzelobjekten hat er nun in der Berlinischen Galerie seinen persönlichen, ultraschrägen Mikrokosmos gebaut, der sich in unberechenbarer Manier dem Betrachter entfaltet und ihn in darin aufnimmt. Lässt man sich darauf ein und wagt sich in die Tiefen von Bocks ausgefallenen, fantasitischen Wirklichkeitskonstruktionen, so entdeckt man die kindlich-verspielte, aber dennoch recht trockene und distanzierte Sicht des Künstlers auf die Abstrusitäten unserer Welt. Auch den Eröffnungsabend am Donnerstag, den 23. Februar, soll der Künstler in ein Spektakel verwandeln – eine Live Aktion mit bekannten Schauspielern, unter anderem Lars Eidinger, steht auf dem Programm.

WANN: Eröffnet wird „Im Moloch der Wesenspräsenz“ am Donnerstag, den 23. Februar, ab 19 Uhr. Der Eintritt ist frei.
WO: Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin.

Adam Pendleton, WE (we are not successive), 2015, © KW Institute for Contemporary Art.

Adam Pendleton, WE (we are not successive), 2015, © KW Institute for Contemporary Art.

„If the function of writing is to ‚express the world’“ beginnt Ron Silliman die erste Strophe seines Gedichts „Albany“, dessen Anfangssatz der amerikanische Künstler Adam Pendleton auf seine ersten fünf Worte anwendet und diese über die ganze Länge einer monumentalen Mauer zieht. Diese Mauer wird extra für seine Ausstellung „shot him in the face“ durch das dritte Stockwerk der Kunstwerke verlegt. Neben dem Satzfragment werden weitere Arbeiten von Pendleton die Mauer schmücken, die allesamt konsequent in Schwarz-Weiß gehalten sind. Die Arbeit des Amerikaners bildet die zweite Etappe des Frühljahrsprogramms der KW, das das minimalistische, diskursive Œuvre von Ian Wilson als seinen Ausgangspunkt versteht. Nach und nach entfaltet sich dessen einflussreiche Praxis im Spiegel jüngerer Künstler, die sich auf sein Werk beziehen. Den Anfang machte die sanfte Stimme der Norwegerin Hanne Lippard im Erdgeschoss, mit Pendleton weitet sich die Ausstellungsreihe nun um eine zusätzliche Perspektive aus. Die Einzelausstellungen, zu denen im März noch Paul Elliman hinzufinden wird, korrespondieren nicht nur mit Wilson, sondern auch untereinander. Es wird dabei interessant sein, zu sehen, wie sich die Dynamik der einzelnen Shows mit den Erweiterungen verändert.

WANN: Die Vernissage findet am Donnerstag, den 23. Februar, ab 19 Uhr, statt.
WO: KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin.

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Adrian Piper, The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1, 2013-15, Ausstellungsansicht Biennale Venedig 2015 / Foto: Adrian Piper / Collection Adrian Piper Research Archive Foundation / © APRA Foundation Berlin.

Im Hamburger Bahnhof hat man ab Donnerstag, den 23. Februar, die Chance, an Adrian Pipers Arbeit „The Probable Trust Registry: The Rules of the Game #1-3“ teilzunehmen. Die Arbeit besteht aus drei identischen Tresen à la Großraumbüro vor öden, grauen Wänden. Hier steht je ein Mitarbeiter, an den sich der Besucher bei Bedarf wenden kann, um einen Vertrag mit sich selbst zu unterzeichnen. Mit seiner Unterschrift verpflichtet sich der Vertragspartner zu künftigem Handeln unter ethisch reinen Gesichtspunkten. Die Vertragsabschlüsse werden in einem Verzeichnis dokumentiert, das jeder freiwillige Gutmensch am Ende der Ausstellung erhält. So soll eine Gemeinschaft vertrauenswürdiger Personen zustande kommen und zu moralischem Handeln angehalten werden. Die beeindruckende Konzeptkünstlerin und Philosophin sieht Vertrauen als Grundbaustein einer funktionierenden Gesellschaft, deren freies Zusammenleben immer stärker bedroht wird.

WANN: Am Donnerstag, den 23. Februar, könnt ihr euch zwischen 19 und 22 Uhr zu ethischem Handeln verpflichten.
WO: In der historischen Halle des Hamburger Bahnhofs, Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin. Hier geht’s zur Website zur Ausstellung.

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