Berliner Kunstgriff
18.-25.04.17

18. April 2017 • Text von

Den Bauch voller Ostereier und das Gallery Weekend um die Ecke – dennoch bleibt keine Zeit um etwas kürzer zu treten. Insbesondere Institutionen, die sich nicht über den Verkauf von Kunst finanzieren, nutzen die Ruhe vor dem Sturm für die Eröffnung von inhaltlich ausgefeilten Ausstellungen.

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Ho Tzu Nyen: One or Several Tigers, 2017, Synchronisierte Doppelkanal-HD-Projektion, Automatisierter Bildschirm, Schattenpuppen, 10-Kanal-Sound, Show-Control-System. Courtesy: Ho Tzu Nyen. Im Auftrag von Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Gefördert von National Gallery Singapore.

So zum Beispiel das Haus der Kulturen der Welt: Die Ausstellung „2 oder 3 Tiger“, welche bis Anfang Juli dort zu sehen ist, rückt die vom Aussterben bedrohte Wildkatze in den Mittelpunkt post-kolonialer, geografischer und gesellschaftlicher Überlegungen. Als Schwellenfigur zwischen dem Vertrauten und Fremden, als Wesen geografischer Grenzräume und Wegbegleiter des Menschen in einer Vielzahl von mythologischen oder realen Geschichten – e. g. Siegfried und Roy – verfügt der Tiger über eine chamäleonhafte Symbolik. Die Kuratoren Anselm Franke und Hyunjin Kim sehen in ihm ein Medium an den Grenzen der Gesellschaft, das verdeutlicht, wie sehr gegenwärtige Kulturen von der Begegnung mit dem Anderen geprägt sind. Wie die Werke von Ho Tzu Nyen, Park Chan-Kyong, Jane Jin Kaisen und anderen sich dem facettenreichen Thema nähern, ist ab Donnerstagabend im HKW zu erkunden.

WANN: Die Eröffnung beginnt am Donnerstag, den 20. April, um 19 Uhr. Gegen 20 Uhr findet eine Performance von Duto Hardono statt.
WO: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin. Und online.

Eva Herzigova, Kanzlerbungalow, Bonn

Juergen Teller: Eva Herzigova, Mit dem Teller nach Bonn, No.3, 2016.© Juergen Teller.

Denjenigen, die den Semester Anfang ruhig angehen lassen, oder ihr Mittagspause ins Museum verlegen wollen, sei gesagt: „Enjoy your life!“ – Titel der neuen Schau von Jürgen Teller im Martin-Gropius-Bau. Donnerstag ist der erste Tag der von der Bundeskunsthalle organisierten Ausstellung des deutschen Fotografen. Seine Bilder strahlen weit über die Sphäre von Kunst im engeren Sinne hinaus. Teller fotografiert Prominente, Sportler, Mode und alles andere, was ihn interessiert, und hat damit seinen festen Platz in den wichtigsten internationalen Magazinen. Die unmittelbare Ästhetik und spielerische Komposition, die seinen Fotografien zu eigen ist, lässt sich fast als Zeitgeist beschreiben.

WANN: Ab dem 20. April ist die Ausstellung von Mittwoch bis Montag, von 10 bis 19 Uhr, zu sehen.
WO: Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin. Alles weitere hier.

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Cady Noland: Blank for Serial, 1989, Sammlung Haubrok. Foto: Ludgar Paffrath.

FAHRBEREITSCHAFT nennt sich der Ausstellungsraum der Sammlung Haubrok – einer der größten privaten Kunstsammlungen Berlins. In der Tat ist es ein weiter Weg bis nach Lichtenberg. Doch am Ende der Reise erwartet uns am Sonntagabend – bereits eine Woche vor dem Gallery Weekend – die Eröffnung von „Collected Attitudes“. Die Ausstellung widmet sich der ersten Generation von Konzeptkünstlern, deren Praxis von der Synthese von Biografie und Werk geprägt ist. Die nicht-didaktische Begegnung kunstgeschichtlicher Koryphäen wie Ed Ruscha, Allan Kaprow, On Kawara und Piero Manzoni ist einen Besuch abseits von dem Trubel des nächsten Wochenendes mit Sicherheit wert.

WANN: Die Eröffnung findet am Sonntag, den 23. April 2017, von 17 bis 20 Uhr, statt. Während des Gallery Weekends ist die Ausstellung von 12 bis 18 Uhr geöffnet.
WO: haubrok foundation, FAHRBEREITSCHAFT, Herzbergstrasse 40-43, 10365 Berlin. Details hier.

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