Berliner Kunstgriff
16.08. - 22.08.16

16. August 2016 • Text von

Pink polarisiert – Hate it or love it. Diese Woche können der Farbe allerdings einige komplett neue Bedeutungen abgetrotzt werden.  Wo und wie erfährst du hier. Ein Alternativprogramm für sensible Netzhäute darf selbstverständlich auch nicht fehlen. 

Jen Liu - 4

Jen Liu, The Pink Detachment, Film-Still, Courtesy SomoS Art House

Was assoziierst du mit Pink? Weiblich, kindlich, süß, klebrig, unschuldig? Das wird sich ändern, nachdem du den Film „The Pink Detachement“ von Jen Liu gesehen hast. Die New Yorker Künstlerin lädt die Farbe mit vielschichtigen Konnotationen auf, die wenig mit den eben Genannten gemeinsam haben. Ihre Videoarbeit ist eine De-Inszenierung eines propagandistischen Balletts aus Zeiten der Kulturrevolution in China. Die originale Musik und Choreografie wird beibehalten, doch das Setting hat sich geändert: Aus der roten Frauenarmee aus den Sechzigern werden zwei Angestellte einer Schweinefleischfabrik, die pinke Hotdogs herstellt. Aus Rot wird also Pink, ein Sinnbild für die Verwässerung kommunistischer Ideale. Das Rosa einer Wurst kann etwas nahezu Abstoßendes haben, wenn man bedenkt, welche Abfallprodukte des Tieres darin zur Verwertung finden. Das Aufeinandertreffen eines brutalen Fließbandprozesses mit zwei weiblichen Protagonisten erzählt in feministischem Ton von sozialer Macht und Hierarchie. Eine ähnliche Kraft findet sich in den begleitenden Wasserfarbenmalereien. Man merkt schnell: Lius stechendes Pink ist wenig lieblich, sondern ihm wohnt fast schon eine gewisse Brutalität inne.

WANN: Am Dienstag, den 16. August, wird mit Filmvorführung und Gesprächsrunde mit der Künstlerin ab 18 Uhr eröffnet.
WO: SomoS Art House, Kottbusser Damm 95, 10967 Berlin, 1. OG.

kleinOtto O. Hernandez Ruiz, I also love Architecture 2008, Acryl auf Leinwand

Otto O. Hernandez Ruiz, I also love Architecture, 2008, Courtesy The Ballery

Friedlichere Farben findet ihr ab Donnerstag, dem 18. August, in der Ballery. Dort wird das malerische und zeichnerische Werk des in Deutschland lebenden Kubaners Otto Oscar Hernandez Ruiz gezeigt. Der Titel „Fragmented Landscapes“ bezieht sich auf die persönliche Disposition des Künstlers und seine diversifizierte Prägung durch zweierlei Länder und Interessen: Kunst und Architektur. Diese verschiedenen „Fragmente“ finden sich in seinem Werk wieder. Seine großformatigen Landschaften zeigen einen einzigartigen, sehr individuellen und selektiven Blick auf seine Umwelt. Das Fragment wird hier auch formal aufgegriffen. In seinen skizzenhaften Zeichnungen sieht man dies noch konkreter: Die flüchtig festgehaltenen Eindrücke eines Platzes oder Ausblickes wirken fast wirklichkeitsgetreuer als eine Fotografie, da sie formal die Unbeständigkeit des Augeneindrucks berücksichtigen. So beweist Ruiz auf ästhetische Art und Weise, das Landschaftsmalerei auf keinen Aktualitätsanspruch angewiesen ist, demnach zeitlos, ist.

WANN: Die Vernissage findet am Donnerstag, den 18. August, von 18 bis 21:30 Uhr statt.
WO: The Ballery, Nollendorfstraße 11-12, 10777 Berlin.

kleinpfeifer.zimmerberger 2016

Karin Maria Pfeifer und Sula Zimmerberger, Courtesy Flat1

Der Projektraum Scotty Enterprises hostet diesen Sommer die beiden österreichischen Künstlerinnen Karin Maria Pfeifer und Sula Zimmerberger, die in Wien selbst einen experimentellen Space betreiben. Die beiden beschäftigen sich in einem fortlaufenden Projekt mit Räumen sowohl in ihrer physischen wie auch psychischen Dimension. Wie sich diese Räume bedingen und gegenseitig speisen, ist dabei von speziellem Interesse. Welche Auswirkungen hat eine Veränderung oder Grenzverschiebung eines physischen Raumes auf den psychischen? Physischer Raum kann zum Beispiel auch als Spektrum an Möglichkeiten gesehen werden, welches sich mit ausreichend Geld ins Unermessliche ausbreiten kann. Ist seine Auswirkung auf unsere psychische Verfassung aber wirklich so groß, wie wir immer meinen? Und was genau passiert bei einer solchen Illusion, eine grobe Unvereinbarkeit beider Räume? Die zwei Künstlerinnen versuchen solche Fragen zu ergründen, indem sie Grenzen verschieben, Wandflächen aufbrechen oder mit Scheinarchitektur arbeiten. „Remixing Illusion: Dysfunction of Space“ ist eine Bestandsaufnahme ihrer erprobten Gedanken.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 19. August, ab 19 Uhr statt.
WO: Scotty Enterprises, Oranienstraße 46, 10969 Berlin.

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