Berliner Kunstgriff
15.12. - 22.12.2015

15. Dezember 2015 • Text von

Die eifrigen Kulturfreunde unter euch dürfen sich freuen: Diese Woche ist für alle Sinne etwas geboten. Wir haben ein mehrstündiges Symposium zum Weiterbilden und Mitdiskutieren für euch, sowie die einmalige Chance, spielerisch selbst Teil eines Kunstwerks zu werden. Und Vernissage und Live Performance dürfen selbstverständlich auch nicht fehlen. Alles in allem ein ausgewogenes Rundumprogramm!

Letzte Chance! Wer von euch noch nicht die von David Elliott kuratierte Ausstellung „BALAGAN!!!“ zeitgenössischer Kunst aus der ehemaligen Sowjetunion angesteuert hat, sollte dies schleunigst tun. Dort setzen sich 75 Künstler in 150 Kunstwerken an drei unterschiedlichen Schauplätzen auf diversesten Ebenen, jedoch durchwegs kritisch, mit der kulturellen Realität im Ostblock auseinander. Geprägt wird ein trübsinnig buntes Bild der früheren UdSSR, das geradezu trieft vor Sarkasmus. Die Ausstellung endet am 23. Dezember, also nichts wie hin! Zum Abschied wird am Mittwoch, den 16. Dezember, im Hamburger Bahnhof ein Symposium über das Verständnis des vielschichtigen Begriffes „Balagan“ und seiner kulturellen Relevanz für den Osten Europas abgehalten. Den Anfang macht der Kurator selbst um 14 Uhr, gefolgt von weiteren Vorträgen von Persönlichkeiten wie Kathrin Becker und Bojana Pejic und abgerundet durch eine Performance der russischen Künstlerin Sasha Pirogova. Das vollständige Programm findet ihr hier.

WANN: Das Symposium zur Ausstellung findet am 16. Dezember von 14 bis 20 Uhr statt. Die Ausstellung selbst läuft noch bis 23. Dezember.
WO: Im Auktionsraum des Hamburger Bahnhofs, Invalidenstraße 50-51, 10557 Berlin. Die Ausstellung findet ihr aufgeteilt auf das MOMENTUM am Mariannenplatz 2, 10997 Berlin, der Stiftung Brandenburger Tor am Max Liebermann Haus, Parier Platz 7, 10117 Berlin und dem Kühlhaus am Gleisdreieck, Luckenwalderstr. 3, 10963 Berlin.

Vladimir Dubossarsky, Merry Christmas!, 2015, Courtesy of the artist and Triumph Gallery, Moscow.

Vladimir Dubossarsky, Merry Christmas!, 2015, Courtesy of the artist and Triumph Gallery, Moscow.

Ebenfalls ab Mittwoch, den 16. Dezember, laden uns die Künstlerinnen Johanna Speidel und Chus Lopez Vidal in den Projektraum Scotty Enterprises, um uns dort an ihrem dreitägigen Ausstellungsprojekt „Zeitweise-Reise“ zu beteiligen und somit selber Teil des Kunstwerks zu werden. Das skulpturale Brettspiel, das die Künstlerinnen geschaffen haben, wird erst dann zur Kunst, wenn es gespielt wird. Interaktion und Reflexion sind hier die Stichworte, denn das Spiel fordert den Einzelnen auf, sich mit gestellten politischen und sozialen Fragestellungen wie dem brandaktuellen Thema der Migration auseinandersetzen. Man spielt mit der Zeit und wird selbst zum Migranten zwischen fiktiven Kontinenten. Willst du mitspielen? Dann melde dich noch heute per Mail bei gjs@outlook.es oder chuslopezvidal@googlemail.com dafür an!

WANN: 16.-18. Dezember, Mittwoch und Donnerstag bis 21 Uhr, Freitag bis 20 Uhr, Spielzeiten ab 17 Uhr. Finissage am Freitag, den 18. Dezember ab 20 Uhr.
WO: Scotty Enterprises, Oranienstr. 46, 10969 Berlin.

Speidel/Vidal, Zeitweise-Reise, Courtesy Scotty Enterprises.

Speidel/Vidal, Zeitweise-Reise, Courtesy Scotty Enterprises.

Der Videokünstler Clemens von Wedemeyer bildet mit seiner Ausstellung „Cast behind you The bones of your mother“ einen gelungenen Abschluss des Jahresprogrammes „One year of filmmakers“ der Galerie KOW. Eröffnet wird am Freitagabend, den 18. Dezember, und beleuchtet wird die Rolle des Kunstobjekts als politisches Medium. In der Antike dienten Skulpturen als Machtsymbole und tragen noch bis heute eine gewisse Relevanz, wie der vom Islamischen Staat so eifrig betriebene Ikonoklasmus beweist. Heute kann jedoch der Filmindustrie als Medium der Massen der größte Einfluss zugesprochen werden. In den ausgestellten Videoinstallationen und technologisch erstellten Skulpturen verbindet der Künstler Antike mit Gegenwart und zeigt dabei ein kritisches Bild der Arbeitsweisen und Werkzeuge der Filmindustrie.

WANN: Vernissage ist am Freitag, den 18. Dezember ab 18 Uhr.
WO: KOW, Brunnenstr. 9, 10119 Berlin.

Clemens von Wedemeyer, Procession, 20113, Video Still, Courtesy of the artist and VG Bild-Kunst, Bonn 2015.

Clemens von Wedemeyer, Procession, 20113, Video Still, Courtesy of the artist and VG Bild-Kunst, Bonn 2015.

Am Samstagnachmittag lohnt sich ein Besuch im Haus am Lützowplatz, denn dort findet eine Performance der in New York lebenden Künstlerin Sindy Butz im Rahmen der internationalen Gruppenausstellung „You can feel it“ statt. Die Kuratorin Jonny Star hat hier einen privat inszenierten Erfahrungsraum geschaffen, in dem aufeinandertreffende Künstler, Kunstwerke und Besucher zu einer Einheit finden sollen. Die ausgestellten Werke unterschiedlichster Medien dienen als Vermittler, um die Anwesenden zusammenzubringen und durch Dialoge eine ebenbürtige Gemeinschaft zu formen. Hierbei soll sich vom kapitalistischen Kunstmarkt abgegrenzt werden und eine Form von Intimität erzeugt werden, in dem nicht der Anlagenwert, sondern die Seele des Einzelwerkes erfahren werden soll. Ein intimer Kunstaustausch unter Fremden? Klingt ideal für einen kalten grauen Nachmittag im Dezember. Und was feuert einen solchen Dialog besser an als eine Live Performance! Beginn ist um 16 Uhr, der Eintritt ist frei und die Bar ist geöffnet. Was will man mehr!

WANN: Die Performance beginnt pünktlich um 16 Uhr am Samstag, den 19. Dezember.
WO: Haus am Lützowplatz/Studiogalerie, Lützowplatz 9, 10785 Berlin.

You can feel it, Ausstellungsansicht, Courtesy Haus am Lützowplatz, Foto:  Frans Franciscus.

You can feel it, Ausstellungsansicht, Courtesy Haus am Lützowplatz, Foto:  Frans Franciscus.

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