Berliner Kunstgriff
14.11. - 20.11.17

14. November 2017 • Text von

„Wie wird der Kebab zum Kebab? Wer war der Kebab in Ihrer Familie?“ Diesen und weiteren lebenswichtigen Fragen stellt sich Dafna Maimon in ihrem Kampf gegen das Patriarchat – um nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer zu befreien.

Dafna Maimon, Me Mother Kebab, Courtesy Galerie Wedding

„Das Leben ist kurz, der Kebab ist lang“ scheint das Motto von Dafna Maimon zu sein. In der Tat begleitet dieses Leitbild des westlichen Orientalismus die Künstlerin schon ein Leben lang: Ihr israelischer Vater eröffnete in den Achtziger Jahren die erste Kebabbude Helsinkis. Aus gewissermaßen autobiographischem Quellenmaterial eines Werbevideos ihres Vaters für den Laden schöpfend thematisiert Maimon in der Ausstellung „Orient Express“ in der Galerie Wedding nun die Exotisierung einer patriachalen Gesellschaft. Performativ liefert sie ein emotional berührendes Bild ihrer eigenen Geschichte, die sich zugleich auf heutige Strukturen von geschlechtlichem Ungleichgewicht übertragen lässt. Das KuratorInnenteam Dr. Bonaventure Soh Bejeng Ndikung und Solvej Helweg Ovesen realisiert in der Galerie Wedding seit 2015 gesellschaftspolitische Ausstellungen mit Fokus auf Positionen aus Berlin. Dieses Jahr widmet sich das Programm unter dem Titel „Unsustainable Privilages“ Themen und Fragestellungen zu dem Einfluss von Migration auf die Gesellschaft und dem Potenzial einer Umverteilung von Privilegien innerhalb Nordeuropas.

WANN: Die Ausstellung „Orient Express“ eröffnet am Donnerstag, den 16. November, um 19 Uhr mit der Performance Falafel Interval – Details gibt es unter diesem Link.
WO: Galerie Wedding – Raum für zeitgenössische Kunst, Müllerstraße 146/147, 13353 Berlin.

Michael Swaney, Sun 2.0, Courtesy GNYP

Zeitgleich geht auch der Maler Michael Swaney bei GNYP seinen kindlichen Instinkten nach. So soll es zunächst zumindest wirken, wenn man seine farbenfrohen und phantasiereichen Gemälde betrachtet. Dabei setzt er bewusst und gezielt eine infantile Formensprache mit intensivem Einsatz von Lokalfarben, assoziativen Formen und verzerrten Perspektiven ein. In dem erwachsenen Kontext eines Galerieraumes evozieren die Werke ein Gefühl von Ambiguität: Die Formen und Farben erscheinen vertraut und seltsam zugleich, gehen gelegentlich bis ins Groteske. Die malerische Herangehensweise im Spannungsverhältnis zwischen infantilen Instinkten und herangereifter Berechnung wirkt so unangebracht, dass sie ein mulmiges Gefühl aufkommen lässt. Hierin liegt die Kraft der Arbeiten von Swaney, während kindliche Ängsten hier konkretisiert werden, muss auch der Betrachter ihnen direkt ins Auge blicken.

WANN: Die Vernissage findet am Donnerstag, den 16. November, zwischen 18 und 21 Uhr statt.
WO: GNYP Gallery, Knesebeckstraße 96, 10623 Berlin.

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