Berliner Kunstgriff
13.09. - 19.09.16

13. September 2016 • Text von

Schon wieder Art Week und die Stadt steht Kopf! Um bei den unzähligen Veranstaltungen, die neben den Messen stattfinden, den Überblick zu behalten, liefern wir euch ein kompaktes Best Of der stürmischen Woche. 

Christian Jankowski, Chinese Whisper – Neue Malerei (Van Gogh I-X), 2015, Courtesy of the artist

Christian Jankowski, Chinese Whisper – Neue Malerei (Van Gogh I-X), 2015, Courtesy of the artist.

Kaum hat er die Manifesta in Zürich als Kurator abgewickelt, steht schon wieder seine nächste Einzelausstellung als Künstler im Haus am Lützowplatz an: Christian Jankowskis Talent für kreatives Multitasking scheint unerschöpflich und „Die Legende des Künstlers und andere Baustellen“ spiegelt dies wider. Auf typisch ironisch und verschmitzte Art und Weise setzt sich Jankowski hier mit dem Konzept des Künstlergenies auseinander. Er lässt von chinesischen Kopisten Instagram Selfies im Van Gogh Stil auf die traditionelle Leinwand übertragen und produziert einen Kinowerbefilm, in dem er sich selbst in den Reihen von Picasso und Co. als schöpferische Größe vermarktet. Jankowski liefert zum Start in die Art Week die wichtige Erinnerung, dass man Kunst und die dazugehörenden Akteure nicht immer allzu ernst nehmen darf.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Mittwoch, den 14. September, ab 19 Uhr
WO: Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, 10785 Berlin

Anne Imhof, Foto: Nadine Fraczkowski.

Anne Imhof, Foto: Nadine Fraczkowski.

Der Hamburger Bahnhof ist im September einer von drei Schauplätzen, an denen die Künstlerin Anne Imhof dieses Jahr ihre „Oper“ aufführt. Basel, Berlin und Montreal ist je ein Akt des Werkes „Angst“ gewidmet, dessen zweiter am Mittwoch, den 14. September, erstmals in der historischen Halle des Museums aufgeführt wird. Imhofs choreografierte Kunst zeichnet sich durch eine einzigartige Verschmelzung von Akteuren und Objekten mit musikalischer Komposition aus. Die Flüchtigkeit und bedingte Zeitlichkeit der Aufführungen machen sie zu einem Must-See der kommenden Woche.

WANN: Am 14. September wird im Rahmen der Eröffnung zwischen 20 und 1 Uhr nachts performt. Die weiteren Termine belaufen sich auf den 15. – 18. und 22. – 25. September, jeweils von 20 bis 24 Uhr
WO: Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart, Invalidenstraße 50/51, 10557 Berlin

Foto by Eirikur Mortagne

Foto by Eirikur Mortagne.

Mama ich liebe dich – ein universaler Satz, emblematisch für die wohl reinste und gleichsam komplizierteste Form von menschlicher Liebe. Vielleicht eine Art Ausgangspunkt für all die anderen Gestalten von beflügelnder bis zerfressender Hingabe, Aufgabe und Besessenheit, die daraus folgen. Fotograf Eirikur Mortagne verfügt über eine besondere Sensibilität für die unterschiedlichen Dimensionen von Liebe, die die Grundlage seines Schaffens bilden. Dafür zieht der mit seinem Herz und Blut – einer analogen Kleinbildkamera – durch alle Milieus und Szenen von Berlin und enthüllt die Stadt in all seinen schrägen bis spießigen Facetten. A Space Under Construction zeigt nur diese Woche eine überzeugende Auswahl von 30 seiner über 3.000 Produkten der Zeit.

WANN: Die Vernissage ist am Donnerstag, den 15. September von 18:30 bis 24 Uhr. Danach geht’s weiter im Ritter Butzke ein Stockwerk tiefer. Die Ausstellung geht nur bis Montag, den 19. September, also nichts wie hin. Auf dem Facebook Event erfahrt ihr mehr.
WO: A Space Under Construction (ASUC), Ritterstraße 26, 1. OG, 10969 Berlin

Roger Ballen & Asger Carlsen, Crouching, 2016 © Roger Ballen & Asger Carlsen, Image courtesy DITTRICH & SCHLECHTRIEM, Berlin

Roger Ballen & Asger Carlsen, Crouching, 2016 © Roger Ballen & Asger Carlsen, Image courtesy DITTRICH & SCHLECHTRIEM.

Die Künstler Roger Ballen und Asger Carlsen führen eine interessante Form von Zusammenarbeit auf Distanz: Sie kommunizieren und realisieren ihre künstlerischen Ideen ausschließlich auf elektronischem Weg. So schicken sie sich Dateien ihrer digitalen Fotocollagen zwischen Johannesburg und New York hin und her und reichern diese jeweils individuell an. Ihrem gemeinsamen Schaffen liegt ein konzeptioneller Konsens zugrunde, der durch geteilte Gefühle von Einsamkeit, Entwurzelung und Außenseitertum geprägt ist. Diese unbehaglichen Emotionen vermitteln und beschwören surrealistisch anmutenden Arbeiten, die ab Freitag, den 16. September, erstmals in der Galerie Dittrich & Schlechtriem zu sehen sein werden. „No Joke“ meint es ernst mit uns.

WANN: Eröffnet wird am 16. September zwischen 18 und 21 Uhr
WO: Dittrich & Schlechtriem, Tucholskystraße 38, 10117 Berlin

Ingrid Burrington, Moncks Corner (33.064257, -80.0443453), 2015, © Nome.

Ingrid Burrington, Moncks Corner (33.064257, -80.0443453), 2015, © Nome.

Dass Ingrid Burrington nicht nur Künstlerin, sondern auch Wissenschaftlerin ist, wird schnell klar, wenn man ihre Serie großformatiger Lentikulardrucke betrachtet. Sie zeigen Luftaufnahmen von politisch und technologisch relevanten Einrichtungen wie Datenzentren oder Militärstützpunkten in jeweils zwei unterschiedlichen Versionen. Mal zeitlich versetzt, mal durch Überarbeitung zensiert, verdeutlichen die Differenzen innerhalb des einen Motives die Unbeständigkeit und Unverlässlichkeit von Satellitenbildern, die wir in vollstem Vertrauen und Abhängigkeit regelmäßig in Form von Google Maps und Ähnlichem konsultieren. Mit der Manipulation von Netzwerk-Infrastrukturen möchte sie Technologien entmystifizieren und somit einen kritischen Blick darauf ermöglichen. Das künstlerische Produkt davon ist unter dem Titel „Reconnaissance“ bei Nome zu sehen.

WANN: Der Startschuss fällt am Freitag, den 16. September, um 18 Uhr
WO: Nome, Dolziger Straße 31, 10247 Berlin

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