Berliner Kunstgriff
09.10. – 15.10.18

9. Oktober 2018 • Text von

Südamerikanische Pop Art mit politischem Inhalt, Zitate des Modernismus in der Malerei, sowie ein Festival, das junge Talente und ihre zukunftsweisenden Ideen fördert. Das Forecast Festival und die Eröffnungen im KW Institute for Contemporary Art sowie in der Galerie Tanya Leighton versprechen ein reiches Kunstprogramm für dieses Wochenende.

Mentees Forecast Festival 2018, Photo credits: Jon Stam, Lukas Glickman, Saverio Cantoni, Omar A. Chowdhury, Dave Miller, Chayanit Mathong.

Traditionelle Denkschemata aus ihrer Verkrustung lösen. Die Zukunft ertasten. Eine internationale Plattform für wegweisende Ideen bieten. Die Ziele des Forecast Festivals sind ambitioniert. Wie sich zeigt, setzt das Festival unter der Schirmherrschaft des Auswärtigen Bundesamtes, diese schon seit einigen Jahren erfolgreich um. Zum dritten Mal werden an diesem Wochenende junge künstlerische Talente aus aller Welt ihre mit ausgewählten Mentorinnen und Mentoren erarbeiteten Projekte, die von Video- und Soundinstallationen bis zu Performances reichen, im Haus der Kulturen der Welt, der Öffentlichkeit vorzustellen. Ein Festival mit einem vielfältigen Programm, das aufstrebenden Künstlern ein mögliches Sprungbrett für ihre Karriere bietet und dem Besucher spannende Einblicke in kreative Produktionsprozesse gewährt.

WANN: Das Forecast Festival findet von Freitag, den 12. Oktober bis Samstag, den 13. Oktober statt. Ein ausführliches Programm ist hier zu finden.
WO: Haus der Kulturen der Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin.

Beatriz González, Los Suicidas del Sisga No 2, 1965, Öl auf Leinwand. Courtesy die Künstlerin, Óscar Monsalve und Museo La Tertulia, Cali. Sammlung Museo La Tertulia, Cali.

Spannende Einblicke erhält man ab dieser Woche auch in das Oeuvre einer der zentralen Figuren der lateinamerikanischen Kunstszene: Der Kolumbianerin Beatriz González. Aufgewachsen in Kolumbien der 1940er- und 50er Jahre, einer von Gewalt und politischen Unruhen geprägten Zeit, thematisiert González in farbenfrohen Stil der Pop Art, Alltagsgeschehen in den zerrütten Zuständen ihres Heimatlandes, sowie politische Ereignisse aus jüngster Vergangenheit. Schwerwiegendes wird in scheinbarer Leichtigkeit und Farbigkeit berührend versteckt. Beeinflusst durch Ikonenmalerei, kunsthistorische Motive sowie der Pop Art, gelingt es der Kolumbianerin einen Zusammenhang zwischen westlichen und südamerikanischen Traditionen herzustellen und deren jeweilige Ikonografie neu zu formulieren. Am Freitag eröffnet das KW Institute for Contemporary Art die erste umfassende Werkschau der Künstlerin außerhalb Kolumbiens.

WANN: Die Ausstellung Beatriz González Retrospective 1965 – 2017 eröffnet am Freitag, dem 12. Oktober um 19 Uhr. 
WO: KW Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin.

David Diao, Malevich Two Ways, 2018, Acrylic and vinyl on canvas. Courtesy of the artist and Tanya Leighton, Berlin.

Spannende Kunst zeichnet sich nicht immer dadurch aus, dass sie mit Vorhergegangenem bricht, sondern, dass sie aus der Kunstgeschichte zitiert – Vorhergegangenes wieder aufnimmt, interpretiert: „I move forward on the shoulders of those who came before me“, so sieht es der chinesische Künstler David Diao, dem die Galerie Tanya Leighton ab Ender dieser Woche ein Einzelausstellung mit neuen Werken widmet. Diao, geboren 1943 in Chengdu, China, kam Mitte der 1950er Jahre nach New York, wo er, beeinflusst durch die Nachwirkungen des Abstrakten Expressionismus, begann sich mit den Theorien der Moderne in der Malerei zu beschäftigen. Das Zitieren von Künstlern wie Barnett Newman, Robert Motherwell oder Kasimir Malewitsch wurde zu integralem Bestandteil seines Werks. Zitieren weder als Hommage noch Kritik – eher als Teil eines fortdauernden Diskurses.

WANN: Die Ausstellung „Kin“ eröffnet am Freitag, dem 12. Oktober ab 19 Uhr.
WO: Tanya Leighton Galerie, Kurfürstenstraße 156 & 24/25, 10785 Berlin.

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