Berliner Kunstgriff
07.03. – 13.03.17

7. März 2017 • Text von

Heute vor 20 Jahren starb Martin Kippenberger – Anlass genug, sich schon heute Abend in den Berliner Kunstdschungel zu stürzen. Neben einer Filmvorführung zu Ehren des Künstlers gilt es diese Woche aber auch noch einige andere Dates zu bestreiten.

Auf die Plätze, fertig, los – diese Woche darf schon am sonst so ruhigen Dienstag in die Kunstsphäre abgetaucht werden. Anlässlich des 20. Todestages von Martin Kippenberger wird in der Haubrok Foundation der von Heimo Zobernig produzierte Film „Für Martin Kippenberger“ gescreent. Zobernig entwickelte die Arbeit anknüpfend an ein Videoprojekt, das ursprünglich als Beitrag zu einer gemeinsamen Ausstellung mit Kippenberger und Hans Weigand in der Wiener Szenebar „Trabant“ geplant war. Da es sich bei der Ausstellung um ein reines Männerprojekt gehandelt hätte, war der Film zunächst als eine launige Paraphrasierung von Machismo und Political Incorrectness angedacht. Als Anspielung auf Zobernigs eigene Rolle als „Dritter Mann“ in dem Unterfangen, sollte die Kennmelodie aus Carol Reeds gleichnamigem Film eine zentrale Rolle spielen. Nach Kippenbergers Tod am 7. März 1997 verschob sich der Fokus jedoch auf dessen Abwesenheit, wobei die Anfangsszene aus Reeds Film – ein Begräbnis – Zobernig dazu bewog, Aufnahmen von Kippenbergers eigener Beerdigung in das Video zu integrieren.

WANN: Die Filmvorführung findet am Dienstag, den 7. März, um 19 Uhr, statt. Alles Weitere hier.
WO: Garage 50, Haubrok Foundation, Herzbergstraße 40-43, 10365 Berlin.

René Wirths, Das Was Bleibt. Atelieransicht, Foto: Eric Tschernow.

René Wirths, Das Was Bleibt. Atelieransicht, Foto: Eric Tschernow.

Weiter geht es dann am Donnerstag im Haus am Lützowplatz, wo derzeit die Ausstellung „Das Was Bleibt“ des deutschen Künstlers René Wirths läuft. Der ist bekannt dafür, alltägliche Gegenstände wie Turnschuhe, Brillen oder Kämme auf monumentalen Leinwänden zu inszenieren. Die dabei entstehenden Bildobjekte muten in ihrer Detailliertheit und Präzession wie hypermoderne Stillleben an und kitzeln das Auge des Betrachters gleichzeitig ob ihrer eigentümlichen Verschrobenheit. In der Schau im Haus am Lützowplatz, bei der es sich im Übrigen um die erste institutionelle Einzelausstellung des Künstlers in Berlin handelt, wird dieser nun auch als Porträtist erlebbar. Wer sich danach sehnt, mehr über die Hintergründe der Arbeiten zu erfahren oder auch einfach nur mit René Wirths auf Tuchfühlung gegen möchte, der darf sich am Donnerstagabend zum Künstlergespräch begeben, das von dem Kunsthistoriker und Kurator Marc Wellmann geführt wird.

WANN: Das Gespräch findet am Donnerstag, den 9. März, um 19 Uhr, statt. Infos gibt’s hier.
WO: Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, 10785 Berlin.

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Jelena Bulajic, Tony, 2013. Courtesy of the artist and carlier | gebauer.

Am Freitag schicken wir euch dann zu carlier | gebauer, wo ihr euch gleich zwei Ausstellungen auf einmal zu Gemüte führen könnt. Das Sujet der serbischen Künstlerin Jelena Bulajic ist das menschliche Gesicht – jedes Haar, jede Unebenheit, jede noch so kleine Falte wird in ihren beeindruckend präzisen Gemälden eingefangen. Die Menschen, die sie darstellt, strahlen gleichermaßen Stärke wie auch Zerbrechlichkeit aus, wodurch man das Gefühl hat, einen Blick in ihr Inneres zu erhaschen. Parallel zu der Einzelausstellung der Künstlerin eröffnet auch noch eine Gruppenschau, an der die KünsterInnen Michel François, Asta Gröting, Iman Issa, Tarik Kiswanson, Guillaume Leblon, Laure Provoust, Mark Wallinger und Emily Wardill beteiligt sind.

WANN: Die Eröffnungen finden zeitgleich am Freitag, den 10. März, von 18 bis 21 Uhr, statt. Nachlesen dürft ihr hier.
WO: carlier | gebauer, Markgrafenstraße 67, 10969 Berlin.

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Jelena Bulajic, Thames, detail, 2017. Courtesy of the artist and carlier | gebauer.

Wir wären ja nicht in Berlin, wenn das schon alles wäre. Die französische Künstlerin Émilie Pitoiset haucht vermeintlich toten Gegenständen wie Handschuhen Leben ein und lässt diese spitzbübisch Zigaretten rauchen oder Münzen drehen. Bei ihr landen blondgelockte Haarbüschel an Wänden oder Tierkadaver auf dem Fußboden, wobei die narrativen Konstrukte, die Pitoiset spinnt, dem Betrachter immer wieder aufs Neue die Grenzen seiner Wahrnehmung vor Augen führen. Am Samstag eröffnet bei KLEMM’S die Ausstellung „The Vanishing Lady“ der Künstlerin, deren Ausgangspunkt eine gleichnamige Geschichte bildet. So hat Lyman Frank Baum, Verfasser des Kinderbuch-Klassikers „Der Zauberer von Oz“, Ende des 19. Jahrhunderts eine lebendige Schaufensterpuppe erfunden, deren Haupt permanent ab- und neu eingekleidet wieder auftauchte. Dass dieser vermeintlich magische Trick für Aufruhr sorgte, muss kaum erwähnt werden. Wir sind gespannt, wie die Künstlerin die Erzählung weiterspinnt.

WANN: Die Eröffnung findet am Samstag, den 11. März, um 18 Uhr, statt. Infos findet ihr hier.
WO: KLEMM’s Berlin, Prinzessinnenstraße 29, 10969 Berlin.

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