Berliner Kunstgriff
06.06. - 12.06.17

6. Juni 2017 • Text von

Diese Woche versuchen wir es mal nur mit Thesen: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“, „Wir werden jederzeit überwacht.“ und „Auch in kommerziellen Formaten kann Kunst bestehen.“ Die Veranstaltungen dieser Kunstwoche liefern die Argumente.

Joseph Beuys, Foto © zeroonefilm / Ute Klophaus.

Die Woche beginnt mit einer Hommage der Revolutionäre der deutschen Kunst nach 45: Joseph Beuys. Am Mittwochabend wird in der Akademie der Künste der Film „Beuys“ von Andreas Veiel gezeigt. Es ist ein einzigartiges Zeitdokument in Spielfilmlänge, in dem Veiel aus bisher unbekanntem Bild- und Tonmaterial ein vielschichtiges Porträt des Künstlers zeichnet. Im Anschluss an die Filmvorführung diskutiert der Regisseur mit dem Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel und dem ehemaligen Direktor des Hamburger Bahnhofs Eugen Blume, der sich seit vielen Jahren in seiner Forschung intensiv mit Beuys auseinandersetzt. Wer dies für eine ungewöhnliche Paarung hält, darf nicht vergessen, dass die konzeptionelle Umwälzung des Kunstbetriebs durch Joseph Beuys weitreichende Veränderungen für Kunst als Ware bewirkt hat. Denn wenn jeder Mensch ein Künstler ist, was ist dann der Wert künstlerischer Arbeit?

WANN: Die Filmvorführung findet am Mittwoch, den 07. Juni, um 19 Uhr, statt.
WO: Akademie der Künste, Studio, Hanseatenweg 10, 10557 Berlin. Details und Tickets hier.

FIELD von SKILLS, Foto: Dorothea Tuch.

Am Tag darauf feiert die Konzert-Performance „Field“ im HAU Hebbel am Ufer Premiere. Das Künstler-Duo „Skills“ setzt sich darin mit den sogenannten Field Stations westlicher Geheimdienste auseinander. Als monströse Monumente fernab von jeglicher Zivilisation symbolisieren sie die unsichtbaren Kommunikationsnetze unserer Zeit. Vor dem Hintergrund der permanenten Überwachung unseres digitalen, sowie realen Lebens sind diese architektonischen Strukturen ein Bollwerk der Geheimniskrämerei. Durch Sende-, Empfang- und Abhörtechnik öffnen „Skills“ ein aufgeladenes Bedeutungsfeld in Form einer akustischen Choreografie mit Mikrophonen, Antennen, Wanzen und Tonbändern.

WANN: Die Premiere findet am Donnerstag, den 08. Juni, um 20 Uhr, statt.
WO: HAU Hebbel am Ufer, HAU1, Stresemannstraße 29, 10963 Berlin. Alles weiter hier.

CONGLOMERATE TV BLOCK 3, Image courtesy of CONGLOMERATE.

Den Abschluss der Woche bildet die Präsentation des dritten Blocks von CONGLOMERATE TV, eines 2016 von KünstlerInnen ins Leben gerufenen Fernsehsenders. Im Eiszeit Kino in Kreuzberg findet am Sonntagabend der analoge Launch statt, am Tag darauf sind die verschiedenen neuen Formate auch online abrufbar. Neben Fortsetzungen der Sendungen der InitiatorInnen, umfasst der dritte Block neuentwickelte Arbeiten von Melanie Bonajo, Joe Clark, Claudia Comte, Avi Krispin, Marco Montiel-Soto, Soda Plains, Ming Wong und Lauryn Youden. Von einer spirituellen Untersuchung der Kulturgeschichte von Salz, über den Eskapismus des Landlebens im Spätkapitalismus bis hin zu den Tempelanlagen der Inka in Peru: Die verschiedenen Werke für CONGLOMERATE TV sind eine Ode an den Künstler als Entdecker eines alternativen Lebens und einer neuartigen Geschichtsschreibung.

WANN: Die Veranstaltung im Eiszeit Kino beginnt am Sonntag, den 11. Juni, um 20 Uhr.
WO: Eiszeitkino, Zeughofstraße 20, 10997 Berlin. Mehr Infos hier.

Weitere Artikel aus Berlin