Berliner Kunstgriff
05.09. - 11.09.17

5. September 2017 • Text von

In allen Ecken der Stadt blüht sie wieder auf: die schöne Kunst. Langsam erwacht sie aus ihrem Sommerschlaf und meldet sich zurück – um die Ecke in der kleinen Lieblingsgalerie, im versteckten Atelierhof oder am anderen Ende der Stadt im alten DDR-Funkhaus. 

Sonya Schönberger, Den Trümmern zum Trotze, Courtesy of Katharina Maria Raab

Die Fotografin Sonya Schönberger beschäftigt sich intensiv mit der Geschichte und den Geschichten der Orte, die sie fotografiert. Seien es die Berliner Trümmerberge, die heute als bepflanzte Parkanlagen in Augenschein treten, oder die älteste Landwirtschaftsschule Israels, in der sich Kaiser Wilhelm II und Theodor Herzl 1898 zu einem Gespräch über die Zukunft des Landes begegneten. In ihrem Fokus auf Details, auf scheinbar Nebensächliches, äußert sich die Nähe der Künstlerin zu ihren Subjekten, doch abstrahiert sie die Gegenstände umso mehr für den Betrachter. Diesen Effekt verstärkt sie bewusst durch ihre ungewöhnliche Technik: Dank vor 1950 gebauter Kamera und abgelaufenem Film entsteht eine einzigartige Bildsprache, die ab Freitag, den 8. September, in der Galerie Katharina Maria Raab bestaunt werden darf.

WANN: „Den Trümmern zum Trotze“ eröffnet am Freitag, den 8. September.
WO: Katharina Maria Raab, Keithstraße 5, 10787 Berlin.

Der Resonanzkörper, Courtesy of Funkhaus Berlin

Das Funkhaus, die ehemalige DDR-Sendeanstalt, kennen die meisten von Konzerten in einem der subtil-eleganten Aufnahmesäle. Doch fast noch beeindruckender scheint, was sich hinter der repräsentativen Fünfziger-Jahre Architektur der Sendesäle verbirgt: Der Resonanzkörper – ein kahles Betonkonstrukt ohne Fenster, das in seiner Monumentalität beinah bedrohlich wirkt. Diesen Negativraum wollen die Kuratorinnen Janine Eggert und Sibylle Jazra nun mit Kunst bespielen. Hierfür haben sie über 20 internationale Künstler zusammengetrommelt, deren Werke mit der aufdringlichen Architektur des Spielortes in Wechselwirkung treten. Sie rücken somit das obsolete Gebilde in einen ästhetisch ansprechenden Kontext und beleben so das Vergessene, Übersehene, Missachtete: Das „Silent Empire“.

WANN: Die Ausstellung ist vom 8. bis 16. September im Rahmen der Berlin Art Week zu sehen. Eröffnet wird am Freitag, den 8. September, von 17 bis 23 Uhr.
WO: Funkhaus Berlin, Nalepastraße 18-50, 12456 Berlin.

Jonny Star, The Cycle Room 6, 2016, Foto Volker Roloff

Jonny Star ist unermüdlich. Jonny Star scheint nie zu schlafen, immer ist sie am Werk: Sie baut, sie bastelt, kuratiert. Seit 1996 ist Gabriele-Maria Scheda künstlerisch tätig, seit 2011 als Jonny Star. Nach zwanzig Jahren Schaffensgewalt ist nun Zeit für einen Rückblick. Doch ist ihr Werk der letzten zwei Jahrzehnte vielmehr als Zyklus zu sehen, als runde Entwicklung, die die eigene Biografie und Gedankenprozesse in physische Form umsetzt. Auf multimedialer Ebene setzen sich die ironisch-verspielten Arbeiten mit Geschlechterrollen, Identität und Körperlichkeit auseinander. Während sie die Grenzen unterschwellig verwischen, fragen sie nach dem Verhältnis von Kunst und Alltag. „The Cycle Room“ ist eine persönliche Show, deren vermittelte Ideen sich weniger linear als dynamisch entfalten. Sie kreisen vielmehr  durch den Raum und nehmen den Besucher in sich auf.

WANN: Vernissage ist am Samstag, den 9. September, zwischen 18 und 22 Uhr. Mehr Infos hier.
WO: Atelierhof Kreuzberg Berlin, Schleiermacherstraße 31-37 (Hinterhof links), 10961 Berlin.

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