Berliner Kunstgriff
05.07. - 11.07.16

5. Juli 2016 • Text von

Während ganz Europa Fußball guckt, gucken wir uns lieber andere Dinge an: Zum Beispiel überdimensionale Säulen aus Tonwürfeln, stibitzte Werke aus der Sammlung Peter Raue, Pecha-Kucha Performances oder das Schloss Roskow bei Potsdam…

Was ein Poetry Slam ist wissen wir alle. Einen ArtScience Slam hingegen, wie er am Dienstag, den 05. Juli, im ZKU stattfindet, haben wohl die Wenigsten bisher besucht. Vierzehn virtuose Redner – oder besser gesagt: Slammer – aus sowohl künstlerischer als auch wissenschaftlicher Sphäre finden sich zusammen und reden über sich und ihre Arbeit. Der Clou des Ganzen: Die gesamte Veranstaltung wird im Pecha-Kucha Style performt, einer Vortragstechnik, bei der zum Geplauder lautmalerische Bilder an die Wand projiziert werden. Und damit auch keiner akuter Unterzuckerung zum Opfer fällt und nicht mehr richtig hinhören- bzw. sehen kann, ist im moderaten Eintrittspreis von 5 € ein leckeres Dinner enthalten. Wir sagen: Pecha-Kucha, go!

WAS: The ArtScience Slam findet am 05. Juli, um 18 Uhr, statt. Infos? Voilà.
WO: ZKU – Zentrum für Kunst und Urbanistik, Siemensstraße 27, 10551 Berlin.

BSodi_ClayCubes2

Bosco Sodi: Clay Cubes / Column, 2015. Courtesy: Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin. Foto: Michel Zabé.

Am Donnerstag, den 07. Juli, schicken wir euch dann zu Eigen & Art, wo um 17 Uhr die Ausstellung „Cubes“ des mexikanischen Künstlers Bosco Sodi eröffnet. Sodis Skulpturen – massive, zu Säulen geschichtete Kuben aus Ton – hätten ohne die Experimentierfreude und Hartnäckigkeit ihres Schöpfers wohl kaum den Weg in die Galerie gefunden. Über Monate hinweg experimentierte der Künstler mit verschiedenen Materialien und Verarbeitungsmethoden, um die kolossalen Arbeiten beim Brennen vor dem Explodieren zu bewahren. Die zähe Geduld hat sich schlussendlich ausgezahlt: Am Ende hat Sodi einen Würfel geschaffen, der in seiner menschgemachten Vollkommenheit und gleichzeitig organischen Materialität auf das Spannungsverhältnis zwischen Natürlichem und Artifiziellem verweist. Bei Eigen & Art kann der Besucher nun durch eine Art Säulengang wandeln, in dem jeder Kubus seine ganz eigene Entstehungsgeschichte erzählt.

WAS: Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, den 07. Juli, zwischen 17 und 21 Uhr, und kann anschießend noch bis zum 27. August besucht werden. Nachlesen dürft ihr hier.
WO: Eigen & Art Berlin, Auguststraße 26, 10117 Berlin.

Bild 013

Ingo Mittelstaedt: How do we know what isn’t so?, abc – art berlin contemporary, 2014. Foto: Bernd Borchardt.

Ebenfalls am Donnerstag, den 07. Juli, geht es dann weiter im Haus am Waldsee. „Chinese Whispers“ lautet der Titel der dort eröffnenden Ausstellung, was übersetzt soviel bedeutet wie „Stille Post“. Wer sich nun kichernd an die goldigen Grundschuljahre zurückerinnert, der liegt weder gänzlich richtig noch gänzlich falsch. Es geht um die Übertragung von Themen von Mensch zu Mensch, von Generation zu Generation, die aus ihrem alten Kontext gehoben und einer Neubewertung unterzogen werden. Der Berliner Fotokünstler Ingo Mittelstaedt hat sich zu diesem Anlass an der Sammlung des Rechtsanwaltes und Kunstexperten Peter Raue bedient und Stücke aus dessen Kollektion ganz ohne Skrupel herausgepickt, collagiert und mit Fotoarbeiten und Findlingen aus seinem eigenen Umfeld neu inszeniert. Ausgehend von David Hockneys Serie „The Blue Guitar“ (1975) hat Mittelstaedt so eine Gesamtinstallation geschaffen, die eben jenes Phänomen der „Stillen Post“, jenes Sehen, Sammeln und Neuverwerten von Objekten, aus gegenwärtiger Sicht reflektiert. Mit der Schau feiert das Haus am Waldsee übrigens seinen 70. Geburtstag. Wir gratulieren!

WAS: Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 07. Juli, um 19.30 Uhr, statt. Anschließend läuft die Ausstellung bis zum 28. August. Infos findet ihr hier.
WO: Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin.

Rohkunstbau 2016

Arne Schreiber / Buchenbaum und Öl auf Siebdruck / Leinwand. Courtesy Galerie koal, Berlin. Foto: Jan Brockhaus.

Die Ausstellung „XXI. Rohkunstbau“ im Schloss Roskow nahe Potsdam hat uns schon im letzten Jahr einiges an Begeisterung abgetrotzt. Umso größer ist nun die Freude darüber, dass am Samstag, den 09. Juli, die 21. Edition der Themenschau in den kulturellen Gemächern eröffnet. Der diesjährige Titel lautet „Zwischen den Welten – Between the Worlds“ und nimmt auf die Kindheit als fragilen Bewusstseinszustand Anspielung. Elf verschiedene internationale KünstlerInnen, darunter unter anderem der als Chronist des arabischen Frühlings bekannte Hamid Sulaiman und die spanische Bildhauerin Angela de la Cruz, reflektieren Lebens- und Gefühlswelten von Kindern in unserem gegenwärtigen Zeitalter, wobei ein besonderer Fokus auf jenen jungen Menschen liegt, die derzeit als Geflüchtete „zwischen den Welten“ stehen. Der Ort passt dabei zum Thema: Das Schloss Roskow wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zeitweise als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Da die Erinnerungen an die letzte Edition noch sehr lebhaft durch unsere Köpfe geistern, können wir euch einen Samstagsausflug nur wärmstens ans Herz legen.

WAS: Die Ausstellung „XXII. Rohkunstbau“ eröffnet am Samstag, den 09. Juli, um 15 Uhr, und läuft anschließend noch bis zum 18. September. Weitere Infos gibt’s hier.
WO: Schloss Roskow, Dorfstraße 30, 14778 Roskow, Brandenburg.

 

Weitere Artikel aus Berlin