Berliner Kunstgriff
02.08. – 09.08.16

2. August 2016 • Text von

Leere, Lücke, Loch. Sommerloch. Der Kunstkalender ist im August lange nicht so voll wie in den übrigen Monaten. Was sein Gutes hat – dann können wir die einzelnen Events in Ruhe genießen anstatt von Eröffnung zu Eröffnung zu hetzten. Lohnt sich nämlich!

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Hannah Höch: Ohne Titel (Aus einem ethnographischen Museum), 1929, Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg. © VG BILD-KUNST Bonn, 2016.

Inzwischen ist der Hype um das 100-jährige Jubiläum des Dadaismus abgeflaut, der Anfang des Jahres Kunstzeitschriften, Ausstellungshäuser und das Feuilleton erfasst hatte. In der Ruhe nach dem Sturm eröffnet die Berlinische Galerie am Donnerstag, den 05. August, die Ausstellung „Dada Afrika. Dialog mit dem Fremden“, die zuvor im Museum Rietberg in Zürich zu sehen war. Obwohl sich die Künstlerauswahl wie das Who-is-Who des Dadaismus liest, handelt es nicht um eine weitere historische Bestandsaufnahme, sondern um die erstmalige Auseinandersetzung mit der dadaistischen Rezeption außereuropäischer Kulturen. Wie bereits die Expressionisten und Kubisten vor ihnen, ließen sich die Dadaisten von afrikanischer, asiatischer, amerikanischer und ozeanischer Kunst beeinflussen. Ihre Bezugnahme auf das vermeintlich „Primitive“ ging jedoch über die Einbeziehung außereuropäischer Formen hinaus – das „Eigene“ und das „Fremde“ verbinden sich zu neuartigen Kunstwerken, die als Gegenentwurf zu den antiquierten Werten und Normen der alten Welt zu verstehen sind. In der Berlinischen Galerie kann nun die künstlerische Praxis der Dadaisten nachvollzogen werden, wenn deren Werke aus dem 20. Jahrhundert den weder räumlich, noch zeitlich eingrenzbaren Originalen aus Afrika, Asien und Amerika gegenüberstehen.

WANN: Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 04. August, um 19 Uhr, statt. Die Ausstellung läuft bis zum 07. November 2016, jeweils von Mittwoch bis Montag von 10 bis 18 Uhr. Infos hier.
WO: Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin.

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Installationsansicht der Ausstellung Wild Style: Exhibition of Figurative Art. Courtesy of Peres Projects.

Während der Dadaismus von der Schweiz aus die ganze westliche Kunstwelt eroberte, beschritten gleichzeitig in Russland die Konstruktivisten und Suprematisten erstmalig den Weg zur vollkommenen Abstraktion. Heute fällt das Fehlen der gegenständlichen Darstellung – insbesondere der menschlichen Figur – in zeitgenössischer Kunst kaum mehr auf. Im Gegenteil: Wir sind beinahe überrascht, wenn eine Ausstellung wie „Wild Style: Exhibition of Figurative Art“ neben all den überhippen, Post-Internet Themen realisiert wird. Unter diesem Titel werden noch bis Freitag, den 05. August, zeitgenössische Künstler präsentiert, die sich der Abbildung der menschlichen Figur verschrieben haben. Die mimetische Darstellung ist das Thema, aber nicht das Ziel der Ausstellung, die sich vorgenommen hat die Möglichkeiten einer horizontalen Bildgeschichte durchzuexerzieren. So wird die aktuelle Bildproduktion in Relation zu afrikanischer Kunst gesetzt wird, deren Urheber nicht identifiziert sind. Keine historische Gleichzeitigkeit und keine gegenseitige Kenntnis des Oeuvres der ausgestellten Künstler legitimiert die gemeinsame Ausstellung, sondern nur das Bild, die Form, der Mensch.

WANN: Die Ausstellung läuft noch bis zum 05. August und ist jeweils von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
WO: Peres Projects, Karl-Marx-Allee 82, 10243 Berlin. Details gibt’s hier.

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Foto der Musikerin Nora Krahl. Copyright: Wolfgang Vogt.

Das Project Space Festival ist großartig: Nicht nur weil es dadurch im August jeden Abend einen neuen Ort zu entdecken gibt, sondern auch weil weitere einzigartige Formate einen Platz in der übersättigten Berliner Kulturlandschaft finden. So veranstaltet das Labor Neunzehn, ein Künstleratelier in Treptow, das sich auf musikalische Komposition, Philosophie und das erweiterte Kino konzentriert, am Sonntagabend, den 07. August, „Cluster #1“. Die erste Veranstaltung der neuen Musikserie ist eine elektoakkustische Session von Annette Krebs und Axel Dörner mit einem Soloprogramm der Cellistin und Komponistin Nora Krahl im Anschluss. Die Serie widmet sich im Allgemeinen dem ominösen Begriff der „sound investigation“ und bringt hierzu Musiker, Komponisten und Performer von elektronischer Musik zusammen. Vor dem Konzert werden Filme gezeigt, den ganzen Abend gibt es neben großartiger Musik auch Fingerfood und Drinks – mehr Gründe braucht‘s nicht um den Sonntagabend im Labor Neunzehn zu verbringen.

WANN: Am Sonntag, den 07.August, werden die Türen um 18 Uhr geöffnet und das Konzert beginnt um 20:30 Uhr. Der Abend ist kostenlos, aber eine Registrierung ist nötig – nämlich hier.
WO: Labor Neunzehn, Kiefholzstraße 19, 12435 Berlin.

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