Kunst-Paradies Südfrankreich
5 Ausstellungsorte der Extraklasse

17. Mai 2022 • Text von

Das Werk von Louise Bourgeois inmitten von Weinbergen betrachten, John Baldessari-Arbeiten auf einer mediterranen Insel genießen oder Nan Goldins Fotografien in prachtvollen Stadtvillen in Avignon ansehen – zu schön, um wahr zu sein? Ist es nicht. Von der Villa Carmignac bis zum Château La Coste – wir haben die Highlights zeitgenössischer Kunst für die nächste Reise nach Südfrankreich zusammengetragen.

Eine Villa mit einem Pool
Fondation Carmignac, île de Porquerolles, Courtesy Fondation Carmignac.

Wer auf der Suche nach einem paradiesischen Ort ist und dort auch noch qualitativ hochwertige Kunst ansehen möchte, wird auf der südfranzösischen Insel Île de Porquerolles fündig. Dort befindet sich die im Jahr 2000 durch den Unternehmer Edouard Carmignac gegründete Stiftung “Fondation Carmignac”, die neben der Präsentation ihrer Sammlung zeitgenössischer Kunst ebenfalls einen Preis für herausragenden Fotojournalismus ins Leben gerufen hat. Bis Oktober ist in der Villa Carmignac, die allein schon ein architektonischer Hingucker ist, die Ausstellung “Le Songe d’Ulysse” zu sehen – ein Wiederaufgreifen von Homers bekanntem Oeuvre zu Odysseus Irrfahrt. Nicht nur landschaftlich zeigt sich auf der Insel Ähnlichkeit zu dem großen griechischen Mythos, auch mittels ausgewählter Werke von John Baldessari, Camille Henrot oder Carol Rama inszeniert der Gastkurator Francesco Stocchi die Irrfahrt Odysseus mit ihren Abzweigungen als labyrinthische Reise. Eine Reise, die sich definitiv lohnt!

WO: Villa Carmignac, Porquerolles, Piste de la Courtade – Île de Porquerolles, 83400 Hyères.

Eine Treppe in einem weiß gehaltenen Gebäude.
Atrium de la Collection Lambert, Archictecture Berger&Berger, © Berger&Berger.

Niele Toroni, Christian Boltanski, Nan Goldin – Werke bedeutender Künstler und Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts lassen sich im Herzen der ehemaligen Papstresidenz und Altstadt von Avignon besichtigen. Die Collection Lambert, auf Initiative des Sammlers und ehemaligen Galeristen Yvon Lambert ins Leben gerufen, präsentiert nicht nur eine reiche ständige Sammlung, sondern begeistert ebenfalls durch eine einzigartige Architektur. Untergebracht ist die Collection Lambert in zwei im 18. Jahrhundert erbauten Privathäusern, die sich durch eine große Galerie, sowie Arkadengänge auszeichnen und Besucher und Besucherinnen somit nach ergiebigem Rundgang im Schatten verweilen lassen.

WO: Collection Lambert, Collection Lambert, 5 rue Violette – 84000 Avignon.

Eine Spinne von Louise Bourgeois im Wasser vom Chateau La Coste.
Château La Coste, Louise Bourgeois © Maya Volwahsen.

Mitten in den Weinbergen der Provence hat der japanische Stararchitekt den Eingangsbau zu einem Kunstspaziergang der Superlative erbaut. 30 Minuten entfernt mit dem Auto von Aix-en-Provence lassen sich auf dem ehemaligen Gebiet des Weinguts Château la Coste architektonische Meisterwerke entdecken. Von Tadao Ando, Louise Bourgeois, einem Musikpavillon, den Frank Gehry ursprünglich für die Serpentine Gallery gestaltete, bis hin zu den berühmten Stahlskulpturen von Richard Serra, lässt sich eine Vielfalt an Werken im Schatten des von Cézanne am meisten abgebildeten Mont Saint-Victoire erkunden. 2011 als Kunstzentrum von dem irischen Sammler Paddy McKillen eröffnet, werden jedes Jahr neue Künstler- und Architektinnen eingeladen, um ein Oeuvre in situ zu gestalten. 

WO: Château la Coste, 2750 Route de la Cride, 13610 Le Puy-Sainte-Réparade.

Die Villa E-1027 im Abendlicht erleuchtet.
Villa E1027 by night, Photo: Manuel Bougot, © Cap Moderne.

Le Corbusier sah das Haus als eine Maschine an, in der es zu leben galt. Genau gegensätzlich sah es Eileen Gray, Ikone der modernen Architektur, für die die “Kunst eines Ingenieurs” nicht genug war und zu deren häufigsten Bemerkungen die Aussage “A house is not a machine” gehörte. Dies verwirklichte sie in ihre modernistischen Villa E-1027, welche sie in Roquebrune-Cap-Martin, am Mittelmeer erbaute. Gray sah Architektur als Form einer Reise, als Symbiose zwischen Landschaft, Möbeln und Körper. Sehr anschaulich wird dieser Wunsch beim Besuch ihrer Räume, der zeitgleich ein Besuch modernistischer Architekturgeschichte bedeutet. 

WO: Cap Moderne, 06190 Roquebrune-Cap-Martin.

Ein Turm von Frank Gehry im Sonnenuntergang.
Vue extérieure de La Tour imaginée par Frank Gehry, janvier 2021. LUMA Arles, Parc des Ateliers, Arles (France) Exterior view of The Tower, imagined by Frank Gehry, January 2021. LUMA Arles, Parc des Ateliers, Arles (France) © Adrian Deweerdt.

Es war neben der Bourse de Commerce in Paris die langersehnte Neueröffnung im südfranzösischen Städtchen Arles. Die Lumas Arles versteht sich eher als lebender Organismus mit offenen Räumen, Räumen für Performances und Diskussionen. Von der Schweizer Sammlerin Maja Hoffmann ins Leben gerufen, sieht sich diese Institution des 21. Jahrhunderts als interdisziplinärer Kreativcampus, der sich seit letztem Juli nun in dem futuristischen Turm Frank Gehrys wiederfindet. Er ist nicht nur ein architektonisches Spektakel, im wahrsten Sinne eine “Lichtgestalt”, auch der sich innerhalb befindende Reichtum an zeitgenössischer Kunst von Olafur Eliasson, Etel Adnan oder Franz West überzeugen.

WO: LUMA Arles, Parc des Ateliers, 35 avenue Victor Hugo, 13200 Arles.