Ausstellungs-Highlights 2022
Ein Ausblick

21. Dezember 2021 • Text von

Viel wurde in den letzten Monaten verschoben oder abgesagt und so geht es wahrscheinlich auch weiter. Dennoch ist und bleibt Vorfreude die schönste Freude. Daher gibt es von uns einen hoffnungsvollen Ausblick auf die Ausstellungs-Highlights im kommenden Jahr.

Maria Eichhorn, Maria Eichhorn Aktiengesellschaft, 2002, Detail
Maria Eichhorn, Maria Eichhorn Aktiengesellschaft, 2002, Detail, Ausstellungsansicht, Documenta11, Fridericianum, Kassel, © Maria Eichhorn / VG Bild-Kunst, Bonn 2021, Foto: Werner Maschmann.

Ursprünglich für den Sommer 2021 geplant, soll nun vom 23. April bis 27. November 2022 in Venedig die Kunstbiennale stattfinden. Die künstlerische Direktorin der 59. Esposizione Internazionale d’Arte, Cecilia Alemani, stellt ihre zentrale Schau unter das surrealistische Label „Il latte dei sogni“. Bei der „Milch der Träume“ soll es um die Repräsentation von Körpern und ihre Metamorphosen, die Beziehung von Individuen und Technologien und die Verbindung zwischen Körpern und der Erde gehen. Der Kurator des Deutschen Pavillons, Yilmaz Dziewior vom Kölner Museum Ludwig, hat Maria Eichhorn eingeladen, das Haus in den Giardini zu bespielen. Wir freuen uns auf einen Spritz in der Sonne, die Zentralausstellung, die Projekte in den nationalen Pavillons, die Nebenausstellungen und alle inoffiziellen Parallelausstellungen.

Atis Rezistans, Ghetto Biennale: The Big Chair von Joe Winter
Atis Rezistans, Ghetto Biennale: The Big Chair von Joe Winter, 3. Ghetto Bienale 2013, Port-au-Prince, Foto: Multiversal Services / Lazaros.

Um Konzepte wie Kollektivität, den gemeinschaftlichen Ressourcenaufbau und gerechte Verteilung soll es bei der diesjährigen documenta gehen. Die documenta fifteen findet vom 18. Juni bis 25. September 2022 in Kassel statt und wird vom indonesischen Künstler*innenkollektiv ruangrupa kuratiert. Sie wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der documenta hinaus wirksam bleibt. Das Künstler*innenkollektiv hat ihrem Projekt die Werte und Ideen von „lumbung“ zugrunde gelegt: der indonesische Begriff steht für eine gemeinschaftlich genutzte Reisscheune und dient als Ausgangspunkt für Reflexionen über Gemeinschaftlichkeit und Solidarität. Der Ansatz soll dabei immer inter-lokal sein, indem lokale Praktiken mit der internationalen Verbreitung über Netzwerke verflochten werden.

Rooftop of the Grand Hotel Prishtina
Rooftop of the Grand Hotel Prishtina © Manifesta 14 Prishtina.

Gewissermaßen inter-lokal agiert auch die Manifesta 14 in Priština. Ebenfalls für 100 Tage findet die nomadische Biennale zwischen dem 22. Juli und dem 30. Oktober eine temporäre Heimat in der Hauptstadt des Kosovo. Das Programm umfasst zahlreiche urbane und künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum, einen zentralen Ausstellungsraum mit lokalen und internationalen Teilnehmer*innen sowie ein umfangreiches Veranstaltungs-, Workshop- und Bildungsprogramm. Während der gesamten Biennale soll nicht zwischen lokalen und internationalen Teilnehmer*innen unterschieden werden. Kosovarische Künstler*innen, Kurator*innen, Institutionen und Organisationen aller Art werden eingebunden. Ziel ist es, die Bürger*innen des Kosovo in ihrem Bestreben zu unterstützen, ihren öffentlichen Raum zurückzuerobern und die Zukunft ihrer Hauptstadt als weltoffene Metropole auf dem Balkan und in Europa neu zu gestalten.

11. Berlin Biennale, 5.9.–1.11.2020; Florencia Rodriguez Giles, Pedro Moraleida Bernardes, Young-jun Tak; Installationsansicht; Foto: Silke Briel.

Um geschichtliche Narrativen, Emanzipation und neue Anfänge wird es auch in Berlin gehen. Die 12. Berlin Biennale bespielt vom 11. Juni bis zum 18. September 2022 mehrere Orte in der Stadt mit Ausstellungen, Interventionen und Veranstaltungen und erstreckt sich als diskursiver Raum über verschiedene Bereiche der Wissensproduktion. Geleitet vom Künstler und Netzwerker Kader Attia will das Projekt Wissen, Denken und Handeln von kolonialen Mustern befreien. Dabei soll Gelerntes wieder verlernt und die eigenen Standpunkte hinterfragt werden. Ein vielstimmiges Programm, in dem Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen zusammenkommen, will dabei die Welt mit ihren Brüchen und Widersprüchen neu kartografieren, Gegenerzählungen zum kolonialen Narrativ entwerfen und gemeinsam neue Formen der Handlungsmacht für die Zukunft gestalten.