AdBK München: Highlights der Diplome 2025
Diese Arbeiten sind einen Blick wert

7. Februar 2025 • Text von

Wie immer einiges los und enorm viel Kunst. In den Klassen und den Werkstätten der Akademie sind rund 70 Abschlussarbeiten aus den Bereichen Bildhauerei, Bühnenbild und -kostüm, Fotografie, Malerei, Grafik, Medienkunst und Performance zu sehen. Wir präsentieren eine subjektive Auswahl unserer Highlights.

Johannes Kiel: Virale Infektion: Lysogener Datenzyklus, Ausstellungsansicht, 2025, Akademie der Bildenden Künste München.

Johannes Kiel, Klasse Steyerl

Automatisierte Algorithmen, digitale Fragmente und komplizierte Transformationsprozesse stehen im Zentrum des Projektes, das Johannes Kiel im Untergeschoss der Akademie präsentiert. Unter dem Titel “Virale Infektion: Lysogener Datenzyklus” zeigt der Absolvent aus der Klasse Hito Steyerl eine mehrteilige interaktive Robotikinstallation. Die miteinander verbundenen skulpturalen Elemente wirken kühl und komplex, die Materialität ist sowohl technisch wie organisch. Das System ist in sich dynamisch und wirft Fragen nach Kontrolle, Autonomie und den Risiken der digitalen Selbstreproduktion auf.

Sara Mayoral: El Buen Morir, Ausstellungsansicht, 2025, Akademie der Bildenden Künste München, Foto: Stephanie Rössing.

Sara Mayoral, Klasse Pirici

Mit organischen Prozessen der Transformation setzt sich auch Sara Mayoral in ihrer künstlerischen Praxis auseinander. Ihr Abschlussprojekt ist eine durchaus sinnliche Annäherung an das Motiv der Vergänglichkeit. Fröhlich, gleichzeitig sehnsüchtig und melancholisch wirken ihre opulenten Arrangements aus Blumen und Pflanzen. Organische Glasobjekte, die alchemistische Qualitäten haben und eine Soundscape aus zirpenden Zikaden verdichten die Atmosphäre, in der die Unvermeidbarkeit des Vergehens als integraler Teil des Kreislaufs des Lebens begriffen werden muss. Passend, dass die Künstlerin Teile der Blumen von einem Friedhof gerettet hat und ihnen in der Akademie ein zweites Leben schenkt.

Jakob Braito: The Baroque Garden Show, 2025, Akademie der Bildenden Künste München.

Jakob Braito, Klasse Nicolai

Eine abstrahierte und verfremdete Variation eines Barockgartens zeigt Jakob Braito aus der Klasse Olaf Nicolai. Im Gegensatz zu einem Englischen Garten, der die Natur nachahmt, haben die Gärten des Barocks eine formale Strenge. Braito bezieht sich in seinem Projekt auf den Schlosspark Schönbrunn in seiner Heimatstadt Wien. Dort treffen für ihn persönliche Biografie und architektonische Strukturen aufeinander und verweben sich zu einem Gefüge. Er setzt förmliche Referenzen und nutzt Bildmaterial aus privaten Quellen, wie auch aus Archiven. In den Skulpturen und Bildträgern werden unterschiedliche Materialien und Techniken vermischt, die Verspieltheit des Barock wird in eine neue Form transferiert und stattliche Säulen haben plötzlich kleine Plastikfüßchen.

Hannah Hyun Jeong: From The Lukewarm Palace, 2024.

Hannah Hyun Jeong, Klasse Kretschmann

Farbenfroh und dennoch ein bisschen unheimlich wirken die Bilder von Hannah Hyun Jeong, die in der Klasse Kretschmann studiert hat. Die Gemälde scheinen wie Ausschnitte einer Geschichte, ihre zeitlichen Beziehungen bleiben aber unklar. Elfen, Geister und andere magische Wesen sind in den Bildern zu finden, wie in einer magischen Parallelwelt, die sich von der banalen Realität gelöst hat. ⁠Obwohl die Motive und die Ästhetik dieser Bilder auf den ersten Blick naiv erscheinen mögen, ist in der expressiven Körperlichkeit der Figuren eine elementare Spannung und Fragilität zu spüren.

Stephanie Olszewski: Wie sich alles fügt (auflöst) wenn wir (nicht) hinsehen, Ausstellungsansicht, 2025, Akademie der Bildenden Künste München.

Stephanie Olszewski, Klasse Pirici

Wie fiktiv ist die Realität? Diese Frage stellt Stephanie Olszewski in ihrer rätselhaften Installation “Wie sich alles fügt (auflöst) wenn wir (nicht) hinsehen”. In der historischen Aula der Akademie verbindet die Künstlerin ein assoziatives Video mit einer dichten Assemblage gefundener Materialien, die sie im Raum drapiert hat. Textfragmente schweben in der Luft, das offene Ergebnis ihrer künstlerischen Recherche ist voller Symbole und Referenzen. Ungreifbar, utopisch und doch in sich schlüssig.

Pierre-Yves Delannoy: Während die Felder brennen, 2025, Akademie der Bildenden Künste München, Fotos: Stephanie Rössing.

Pierre-Yves Dellanoy, Klasse Rosefeldt

Landschaften der eigenen Vergangenhei: Pierre-Yves Delannoy zeigt in seinem Abschlussprojekt eine Auswahl von feinen Filzarbeiten. Unter dem Titel “Während die Felder brennen” präsentiert er textile Bildträger, die er gekonnt im Raum positioniert. Die Motive evozieren ein Gefühl der Intimität, der poetische Ausstellungstext verortet sie in der individuellen Biografie des Künstlers. Das gesamte Arrangement wirkt wie ein begehbarer Raum der tröstlichen Erinnerung.

Diana Galli: Correlating Bodies, Ausstellungsansicht, 2025, Akademie der Bildenden Künste München.

Diana Galli, Klasse Fries

Dreieckig sind die weichen Textilobjekte, U-förmig oder in Form von Wellen. Dennoch wirken sie nicht geometrisch, dafür sind sie viel zu weich und organisch. Unter dem Titel “Correlating Bodies” präsentiert Diana Galli individuelle Körper: Jede Form trägt ihre eigene Farbe sowie ihren eigenen Duft. In Rosa, Gelb-Grün, Orange, Hellblau, Dunkelblau, Lila und Beige sind sie gekleidet und in den Duft von Neroli, Yuzu, Mandarine, Lavendel, Weihrauch, Vetiver und Tonka gehüllt. Obwohl sie durch Ketten und Gurte fixiert sind, wirken sie dennoch verspielt, so als würden sie einfach gemeinsam abhängen.

WANN: Noch zu sehen bis Dienstag, 11. Februar.
WO: Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 2 – 4, 80799 München.

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