Freizeitfieber
"A Day Off" im f³ – Freiraum für Fotografie

20. Mai 2024 • Text von

Der Sommer klopft an: Die Ausstellung “A Day Off” im f³ – Freiraum für Fotografie beleuchtet humorvoll die Freizeitkultur. Füße hochlegen und nichts tun? Fehlanzeige! Hier werden Schönheitswettbewerbe veranstaltet, Freizeitparks erkundet, Intensiv-Sonnenbäder genommen, es wird gequarzt und geschlemmt. Die Fotografien stammen aus der Sammlung des Modefotografen F. C. Gundlach und zeigen Werke von David Hockney, Diane Arbus, Nan Goldin, Esther Haase, Martin Parr und vielen mehr.

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Fish and Chips with the Queen (Fish and Chips mit der Queen), London 2018 © Esther Haase [Sammlung F.C. Gundlach, Stiftung F.C. Gundlach + Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg].

Die Sonne lacht, die Temperaturen steigen und damit auch die Motivation für Freizeitaktivitäten. Diesem Thema widmet sich derzeit “A Day Off – Eine Ausstellung der Stiftung F.C. Gundlach” im f³ – Freiraum für Fotografie. Unter anderem ausgelöst durch die Corona-Pandemie und in Zeiten von Social Media, in denen wir ständig mit dem Leben und der Freizeitgestaltung anderer konfrontiert werden, wächst der Druck, mitzuhalten und außerhalb des Arbeitsalltags Aufregendes zu erleben. Alles wird schneller und turbulenter, Bilder werden massenhaft mit der Welt geteilt.

Mit einem Augenzwinkern zeigt die von Natalja Aljasova kuratierte Ausstellung Fotografien namhafter Künstler*innen, die das Massenphänomen Freizeit thematisieren. Viele der Bilder bringen die Besucher*innen zum Schmunzeln, manche wiederum zum Staunen, da sie heutzutage wohl nicht mehr so entstehen würden. Ein Foto von Tom Wood aus dem Jahr 1985 beispielsweise zeigt zwei schwangere Frauen, die am Strand von Brighton genüsslich ihre Kippen rauchen. Ein Anblick, bei dem sich zugegeben eine kurze Schockstarre einstellt.

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Foto: © Martin Parr, aus der Serie Common Sense, [Sammlung F.C. Gundlach, Stiftung F.C. Gundlach + Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg].

Die Fotografien aus der Privatsammlung des Modefotografen F. C. Gundlach, der in einem begleitenden Dokumentarfilm in der Ausstellung vorgestellt wird, kreisen thematisch um das Bild des Menschen. Die Ausstellung versammelt unter anderem Werke von Diane Arbus, Katharina Bosse, Henri Cartier-Besson, Nan Goldin, Esther Haase, David Hockney, Martin Parr und vielen anderen. Sie alle verbindet das Thema Freizeitkultur. Nach Feierabend ab auf die Couch und Füße hochlegen? Das sucht man in “A Day Off” vergeblich.

Bruce Gilden hat 1985 in einem Foto festgehalten, wie eine Frau am Strand von Coney Island an ihrem maximalen Bräunungsgrad arbeitet, damit die Haut auch so richtig knusprig aussieht und “Urlaub” schreit. Neal Slavin zeigt in einer Fotografie von 1974 den “Mr.-Brooklyn-Wettbewerb”, bei dem sich zahlreiche aufgepumpte Muskelmänner auf einer Bühne versammeln und stolz ihre Körper präsentieren.

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Foto: © Martin Parr, aus der Serie Common Sense, [Sammlung F.C. Gundlach, Stiftung F.C. Gundlach + Haus der Photographie, Deichtorhallen Hamburg].

Die Fotografien katapultieren die Besucher*innen ins Freibad, ins Kino, in Freizeitparks, in Bars, zum Rave auf der Loveparade in den 90ern oder zum Bingo-Abend im Senior*innenheim zurück in die 1970er Jahre. Auch kulinarisch bleiben keine Wünsche offen: schmackhafte Schwimmbadpommes mit Mayo, Fish and Chips oder vielleicht doch lieber die knackige Bockwurst und dazu ein frisch gezapftes Bier im Plastikbecher?

So farbenfroh und fröhlich die Arbeiten zum Teil sind, so sehr werfen sie auch Fragen nach ständiger Selbstoptimierung, Freizeitstress und Hustle Culture auf. Die Freizeit ist dem Konsum zum Opfer gefallen, ebenso der Mensch. Je stärker das Streben nach maximaler Entspannung und aufregenden Erlebnissen außerhalb des Arbeitsalltags, desto größer auch die Gefahr, Momente im Schnelldurchlauf zu konsumieren – heutzutage mit dem Smartphone als ständigen Begleiter, um jeden Freizeitmoment für die Follower*innenschaft zu dokumentieren.  “A Day Off” weckt nostalgische Gefühle und gibt Einblick in den Wandlungsprozess des gesellschaftlichen Freizeitverhaltens.

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St. Georg, Hamburg, Deutschland 1981, Foto: Dirk Reinartz © Stiftung F.C. Gundlach.

Die Ausstellung zeigt auf humorvolle Art und Weise die vielfältigen Erscheinungsformen der von der westlichen Welt geprägten Freizeitkultur der vergangenen hundert Jahre durch die Linse verschiedener Fotograf*innen. “A Day Off” ist eine Ausstellung, die in weltpolitisch schwierigen und düsteren Zeiten Humor, Sommergefühle und Leichtigkeit vermittelt. Wer ein wenig Abwechslung und Inspiration für die eigene Freizeitgestaltung sucht, ist hier genau richtig. Aber beim nächsten Sonnenbad bitte nicht den Sonnenschutz vergessen!

WANN: Die Ausstellung “A DAY OFF” läuft noch bis 2. Juni.
WO:
f³ – freiraum für fotografie, Waldemarstraße 17, 10179 Berlin.

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