Wenn Bild und Klang verzaubern
Juliana Herrero im Bildraum01

30. Mai 2017 • Text von

Juliana Herreros’ Arbeiten machen Visuelles durch begleitende Klänge von einer zusätzlichen Ebene aus erfahrbar. Die Ausstellung REM im Bildraum01 zeigt schwebende Steine, filigranen Stahl, imaginäre Städte und verbindet diese mit Tönen und Klängen, die Geschichten erzählen.

Visuelles erfährt im Bildraum01 durch Klangräume eine weitere Ebene des Erlebens. Statische Werke werden von Klängen und Klangspuren begleitet und somit lebendig. Bildraum01 zeigt diese neuartige konzeptionelle Herangehensweise der Künstlerin Juliana Herrero in vier Werken. Sie alle spielen mit der Wahrnehmung der BetrachterInnen. 

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Juliana Herrero: A white noise, the grilles and the sea 2016, Ausstellungsansicht, © Eva Kelety | Bildrecht Wien 2017

Für das Wandobjekt A white Sound, the grilles and the sea (2016) arbeitet Juliana Herrero mit Klängen, Geräuschen und Lärm ihres Heimatlandes Argentiniens. Die Geräuschkulissen von Buenos Aires geben die Formen der Drucke an, sie sind ausschlaggebend für das Muster, erst sie lassen das Bild lebendig machen. Sequenzen werden herausgesucht und zu Canotypen umgestaltet. Feine Kupferdrähte an den Seiten, welche den Ton in das Bild leiten, lassen das Werk filigran und zerbrechlich wirken, die Tonwellen geben ihm Festigkeit und Stabilität. Die Installation stellt Fragen nach dem Klang von Zwang und Freiheit und nach dem Öffentlichen und dem Privaten. 

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Juliana Herrero: Just another Series of Blues, 2017,  Ausstellungsansicht, © Eva Kelety | Bildrecht Wien 2017

Herrero arbeitet mit den verschiedensten Medien. Die aktuellste Arbeit Just another series of BLUES (2017) zeigt Papierarbeiten, welche selbst keinen direkten Klang erzeugen, aber durchaus ein Klangerlebnis vermitteln. Rote Wasserfarben und Meersalz verschwimmen, das daraus entstehende Abstrakte erzeugt etwas Musikalisches, das jedoch nicht tatsächlich hörbar ist. Es wirkt, als seien die kräftigeren Bilder lauter, die beinahe fast verschwommenen ganz sanft und leise. Ganz ohne Töne schafft es die Künstlerin, diese dennoch zu vermitteln. 

Juliana Herrero: Invisible Cities, 2017, Ausstellungsansicht

Juliana Herrero: Invisible Cities, 2017, Ausstellungsansicht

Die Videoarbeit Invisible Cities nimmt die BetrachterInnen mit auf eine Reise. Die collagen-artigen Bilder des Videos verbinden alltägliche Elemente und Momente der Straße mit politischen Karten Osteuropas und Patagoniens, begleitet von imaginären Landschaftsaufnahmen. Diese Kombination wirkt phantasievoll, hat beinahe etwas Kindliches. Die Landschaften ziehen vorbei, man wird selbst zu einem Teil von ihnen. Auch das Video hat Laute als Begleiter: den Rhythmus eines Herzschlages, Schnarch-Geräuschen und Klänge, die an Kinderlachen erinnern. Herrero lässt unsichtbare Städte entstehen, ohne tatsächlich Städte zu zeigen. Sie greift auf einzelne Fragmente zurück, und erst die Klänge hauchen den vorbeiziehenden Bildern Leben ein.  

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Juliana Herrero: From one Crystallon to the Pampia, 2017, Ausstellungsansicht, © Eva Kelety | Bildrecht Wien 2017

Die größte Installation From one Crystallon to the Pampia befindet sich mitten im Raum der Galerie. Es hängen Stahlkabel von der Decke und verknüpfen sich, Steine schweben über dem Boden. Und auch hier nehmen Ton und Klänge wieder eine besondere Rolle ein. Es wirkt beinahe so, als verwandeln sich die kleinen Steine, welche auch als gefrorene Tropfen zu verstehen sind, durch die Musik in ein Geflecht, kristallisieren sich zu etwas Größerem, eine Kollision entsteht.  Der Titel bezieht sich auf Pampia, einem Mikrokontinent der kambrischen Zeit, an dessen Stelle sich heute das Heimatland der Künstlerin Argentinen befindet. In den schwebenden Steinen sieht die Künstlerin den Versuch, eine sich wandelnde Landschaft festzuhalten. Sie stehen als Referenzpunkte für Koordinaten, sind jedoch nur imaginär, es wird nur der flüchtige Moment der Veränderung eingefangen. Die fiktive Landschaft verändert sich ständig verändert, so wie es auch unsere Wahrnehmung tut.

Juliana Herrero | Ausstellungsansicht REM Foto: Eva Kelety | Bildrecht Wien 2017

Juliana Herrero: Ausstellungsansicht REM, © Eva Kelety | Bildrecht Wien 2017

Auf kleinem Raum sind vier Werke Juliana Herrero ausgestellt. Doch allen ist so viel Platz eingeräumt, wie es für sich braucht, um in ihrem ganzen Ausmaß erleb- und erfahrbar zu werden. Sie arbeitet in ihren Werken mit dem Privaten und dem Öffentlichen – dem Inneren und dem Äußeren und hinterfragt die Realität. Die Verbindung mit Klang und Bild erschaffen eine neue Lesart; durch sie fühlt man sich beinahe verzaubert und versteht auch ohne viele Worte die erzählten Geschichten als auch die Erinnerungen der Künstlerin.

WANN: Die Ausstellung läuft noch bis zum 16. Juni 2017.
WO: Bildraum 01, Strauchgasse 2, 1010 Wien 

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