Berliner Kunstgriff
10.05. – 16.05.16

10. Mai 2016 • Text von

Das lange Wochenende halten wir euch frei. Bedingung: Davor noch Kunst aus Kaffee in der Daad Galerie, alles zwischen Zeichnung und Film im Martin-Gropius-Bau und post-kommunistische Heldenmütter bei Momentum bestaunen.

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Installationsansicht: Laboratory 01(capillarity with coffee), 2015). Credit: Edith Dekynd. Foto: Sven Laurent.

Am Donnerstag, den 12. Mai, geht’s nach Mitte. In der Daad Galerie eröffnet eine Ausstellung der belgischen Künstlerin Edith Dekyndt mit dem poetischen Titel „Air, rain, pain, wind, sweat, tears, fear, yeast, heat, pleasure, salt, dust, dreams, odors, noises, humidity.“ Diese Aneinanderreihung von Wörtern, die einen Raum zwischen natürlichen und emotionalen Urzuständen beschreiben, scheint die Essenz von Dekyndts Kunst zu sein. Kaffee, Blut, Mineralien oder andere organische wie anorganische Materialen werden Prozessen ausgesetzt, reagieren miteinander und sind Gegenstand ihrer Arbeiten. Präsentiert werden weniger Ergebnisse oder Endprodukte, sondern Versuchsanordnungen in den verschiedensten Formen. In einer Vitrine werden sie zu Skulptur, auf einer Leinwand zu Malerei und auf alltäglichen Gebrauchsgegenständen zu Installation. Die Bizarrerie der Materialen, die Wisschenschaftlichkeit des Herstellungsprozessen und die Wahrnehmung eines bis dahin unbekannten Phänomens verbindet sich in der instabilen Schönheit von Edith Dekyndts Kunstwerken.

WANN: Die Eröffnung findet am Donnerstag, der 12. Mai 2016, zwischen 19 und 21 Uhr statt.
WO: Daad Galerie, Zimmerstraße 90/91, 10117 Berlin.

William Kentridge UBU TELLS THE TRUTH, 1997

William Kentridge: UBU TELLS THE TRUTH, 1997. Copyright: William Kentridge and the Handspring Puppet Company.

Nur ein paar Meter weiter präsentieren am gleichen Tag die Berliner Festspiele die Ausstellung „NO IT IS! William Kentridge“ im Martin-Gropius Bau. Bis Juni gewährt diese einen Einblick in das interdisziplinäre Gesamtwerk des südafrikanischen Künstlers, zwischen dem 05. und 15. Juli werden im Rahmen des Festivals „Foreign Affairs“ zusätzliche Veranstaltungen im Haus der Berliner Festspiele angeboten. Der Rückblick auf eine dreißigjährige künstlerische Praxis wurde von dem Kunsthistoriker Wulff Herzogenrath kuratiert, einem Spezialisten für Videokunst und Videoinstallationen. Denn Kentridges Oeuvre umfasst nicht nur bildende Kunst, sondern auch das Filmemachen spielt eine zentrale Rolle – von Zeichnung bis zu Film, Animationsfilme und ein filmischer Fries markieren den Mittelgrund. Inhaltlich steht der Prozess der „bildnerischen Arbeit“ im Zentrum, er kann in „begehbaren Wunderkammern“, die dem Studio von William Kentridge nachempfunden sind, nachvollzogen werden. Neben der Interdisziplinarität, jedoch untrennbar mit ihr verbunden, zieht sich das Prinzip der „Uncertainity“ durch die ganze Ausstellung. Die Unsicherheit als Weigerung auf ein routiniertes Vorgehen zu vertrauen, Entscheidungen in Stein zu meißeln und die Welt in Schwarz und Weiß zu zeichnen.

WANN: Am Donnerstag, den 12. Mai 2016, kann die Ausstellung zwischen 10 und 19 Uhr für 11/ ermäßigt 7 € besucht werden.
WO: Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin.

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Almagul Menlibayeva: Milk for Lambs, Steppen Police, 2010, HD video, sound, single channel, 11 min. Courtesy American-Eurasian Art Advisors LLC. Copyright: Almagul Menlibayeva.

Am Freitag führt die Reise hingegen nach Kreuzberg. Momentum, die im Künstlerhaus Bethanien residierende Plattform für zeitgenössische Kunst, eröffnet die Ausstellung „Beyond Balagan!!! Hero mother: Contemporary Art by Post-Communist women rethinking heroism.“ Präsentiert werden 30 Künstlerinnen aus 20 Ländern, welche die politische Realität in ihren Heimatländern zum Thema ihrer Kunst machen, sie hierbei mal kritisieren, mal kontextualisieren. Die Kuratoreninnen Bojana Pejic und Rachel Rits-Volloch legten den Fokus auf die Themen Gender, Nationalismus und Migration, um sich der Frage nach der persönlichen Freiheit von Frauen in post-kommunistischen Ländern anzunähern. Die Kunst soll dabei sowohl als Spiegel der politischen Realität, als auch als Instrument um diese zu verändern, fungieren. Humor, Farce und Parodie werden als Mittel vorgeschlagen. Wem der Begriff Mutter der Nation schon suspekt erscheint, den wird die Geschichte hinter der Heldenmutter, die im Ausstellungstitel angesprochen wird, überraschen: Im Jahr 1944 wurde der Ehrentitel – mit zugehöriger Medaille – eingeführt, um sowjetische Frauen auszuzeichnen, die mindestens zehn Kinder aufgezogen haben. Bis zu dessen Abschaffung 1991 wurden 430.000 Mütter ausgezeichnet, seit 2008 braucht man zum Erhalt des „Ordens zum Ruhm der Eltern“ nur noch sieben Kinder geboren haben.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 13. Mai 2016, von 19 bis 23 Uhr mit einer Live-Performance „On the Way – Safety and Luck“ von Nezaket Ekici statt.
WO: MOMENTUM & Studio 1, Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin.

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