Das imaginäre Band
Der Fotograf Michael Ullrich

5. November 2015 • Text von

Er feiert in der Paris Bar, spielt den allerbesten Punk mit seinen Hartjungs auf Vivienne Westwoods Pariser Fashionshow und studiert bei Jürgen Teller an der Akademie in Nürnberg. So viel Glamour und trotzdem – und vielleicht gerade deshalb – ist Michael Ullrich ein Typ, mit dem man Pferde stehlen will und auch sollte. Spätestens dann, wenn man seine Fotografien gesehen hat. Denn dieser Künstler erlaubt uns durch seine Augen auf die Welt zu blicken. Und das kann schnell ziemlich persönlich werden.

Davon könnt ihr euch vom 6. bis 13. November im Edel Extra überzeugen, wo Michael Ullrich seine Ausstellung „Leaving tomorrow„ zeigt. Bei der Vorbereitung zu diesem Interview meinte er zu mir, dass es darin um Flüchtigkeit, Jugend, Sehnsucht, Fernweh, Freiheit, Freundschaft und Beziehung gehe. Und tatsächlich trifft es das ziemlich gut. Denn das nackte Leben springt uns aus seinen Aufnahmen entgegen. Pur und ungeschönt und deshalb so außergewöhnlich ehrlich.

Michael Ullrich, © Jürgen Teller

Michael Ullrich, © Jürgen Teller

In deinen Bildern zeigst du uns viele sehr persönliche Momente. Ist es dir nicht manchmal unheimlich, dass wir jetzt so viel von dir wissen?
Eigentlich nicht. Ich finde es schön, die Dinge und Erlebnisse zu teilen. Ich erkenne oft in den Bildern anderer meine eigene Welt wieder. Vielleicht geht es dem ein oder anderen mit meinen Bildern ähnlich. Das schafft eine Art imaginäres Band. Das finde ich schön.

Marie & Lara, © Michael Ullrich

Marie & Lara, © Michael Ullrich

Marie & I, © Michael Ullrich

Marie & I, © Michael Ullrich

Was willst du uns mit deinen Fotografien auf den Weg geben?
Für mich bewegt sich die Welt manchmal zu schnell. Ich habe das Gefühl die Zeit und die Welt durch das Fotografieren zu verlangsamen um mir so etwas mehr Zeit zu verschaffen die Dinge zu verstehen. Ich glaube ich war noch nie gut im Ratschläge erteilen, vielleicht wäre es der die schönen Momente und das Leben manchmal langsamer vergehen zu lassen.

River, © Michael Ullrich

River, © Michael Ullrich

Meike, © Michael Ullrich

Meike, © Michael Ullrich

Bist du dir eigentlich bewusst, dass du mit deiner Offenheit genau den Nerv der Zeit triffst? Die Menschen lechzen ja momentan nach Authentizität.
Um ehrlich zu sein, habe ich darüber noch nie wirklich nachgedacht. Ich gehe immer danach, ob sich etwas gut anfühlt oder nicht, nicht danach was gerade im Trend liegt. Manchmal fliegt man damit auch schon mal auf die Schnauze.  Mir macht es Spaß, zu suchen und Dinge auszuprobieren. Egal ob in der Fotografie, der Musik oder im Leben allgemein. Ich bin gern ehrlich zu mir selbst. Das macht die Dinge einfacher.

The, © Michael Ullrich

The, © Michael Ullrich

Roses, © Michael Ullrich

Roses, © Michael Ullrich

Du hast bei erfolgreichen Persönlichkeiten studiert: Martin Fengel, Heike Baranowsky und nun bist du Meisterschüler bei Jürgen Teller. Inwieweit hast du von Ihnen für deine eigene Arbeit gelernt?
Ich muss jedem der dreien danken. Ich habe nicht nur irre viel von jedem über meine eigene Arbeit gelernt, sondern auch über das Leben und was damit möglich ist. Ich schätze sie sehr und bin dankbar für Ihre guten Ratschläge. Mein Leben hat sich durch sie enorm verändert. Jeder hat eine andere Sichtweise und Art an die Dinge heranzugehen. Das hat mich sehr inspiriert und ermutigt. Sich zu trauen man selbst zu sein, war für mich die wichtigste Lektion.

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