Wiener Kunstgriff
22.03. - 31.03.19

22. März 2019 • Text von

Wie lässt sich die Sehnsucht nach einem verantwortungsbewussten Umgang mit der Welt in den eigenen Alltag integrieren? Die Veranstaltungen der nächsten zwei Wochen werfen einen kritischen Blick auf ökonomische, ökologische und repräsentative Praktiken.

 

Postsparkassengebäude von Otto Wagner. © SIGNA / Stefan Seelig.

Anlässlich des Europäischen Monats der Fotografie wird dieses Jahr zum ersten Mal auch in Wien ein 30-tägiges Fotofestival ausgerichtet. FOTO WIEN verbindet zahllose Ausstellungen in Institutionen, Galerien und Project Spaces zu einem umfangreichen Programm. Ohne ein spezifisches Thema vorzugeben, liegt der Fokus auf Fotografie als künstlerisches Medium und auf der lokalen Fotoszene Wiens. Die Festivalzentrale ist in der Otto Wagner Postsparkasse untergebracht, die architekturgeschichtlich den Übergang von Historismus zur Moderne illustriert. In den imposanten Räumlichkeiten werden Arbeiten der fünf für den European Month of Photography Arendt Award nominierten Fotograph*innen präsentiert, die sich mit der Inszenierung, Instrumentalisierung und Repräsentation des menschlichen Körpers auseinandersetzen.

WANN: Das Festival FOTO WIEN endet am 20. April 2019.
WO: FOTO WIEN Festivalzentrale, Österreichische Postsparkasse, Georg-Coch-Platz 2, 1010 Wien. Einen Überblick über das Programm bekommt ihr hier.

Radek Brousil: aus der Serie Cool Water, 2018. © Radek Brousil. Foto: Radek Brousil.

Die neue Ausstellung bei GOMO findet zum Beispiel im Rahmen von FOTO WIEN statt. Die Initiator*innen des unabhängigen Projektraums haben die Kuratorin Nika Kupyrova eingeladen ihre frisch renovierten Räume im zweiten Bezirk zu bespielen. Unter dem Titel „Hydrobutter“ untersucht die Ausstellung die ethische, ökonomische und ökologischen Doppelbödigkeit eines Wellness Lifestyles, der auf Green Fashion und All Natural Kosmetika setzt. Handelt es sich dabei wirklich nur um moralische Gewissensberuhigung für eine urbane Wohlstandgesellschaft? Zentrales Motiv der dreiwöchigen Ausstellung ist Wasser als alltägliches Gebrauchsgut.

WANN: Das Opening findet am Freitag, den 22. März, von 19 bis 22 Uhr statt.
WO: Gomo Art Space, Volkertplatz 8, 1020 Wien. Alles weitere hier.

Ego Ahaiwe Sowinski/Aida Wilde: Poster inspiriert von Plakaten der Women’s Art Library, Goldsmiths, University of London, Installationsansicht Empowered PrintWorks, 2015. Foto: Will Cenci.

In der darauffolgenden Woche eröffnet xhibit, der Ausstellungsraum der Akademie der bildenden Künste, seine zweite Schau in den temporären Räumlichkeiten am Getreidemarkt. An der Schnittstelle von Kunstpräsentation und künstlerischer Forschung agierend, liegt der Fokus des aktuellen Projekts auf feministischen Formen der Organisation und Wissensproduktion im Kulturbereich. Bereits der Titel „Dunkle Energie“ verweist auf die Schattenseiten kreativer Arbeit: Eine dunkel Materie aus Kunst- und Kulturschaffenden, die ohne oder mit geringer Bezahlung in jahrlangen Provisorien arbeiten. Die Ausstellung versucht ökonomische Bedingungen und Strukturen sichtbar zu machen und diejenigen politischen Implikationen zu benennen, welche allzu oft mit feministischen, queeren und dekolonialisierenden Kräften kollidieren.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am Donnerstag, den 28. März, um 19 Uhr.
WO: xE – Ausstellungsraum der Akademie der bildenden Künste Wien, Eschenbachgasse 11, Ecke Getreidemarkt, 1010 Wien. Details hier.

Sandra Mujinga at Croy Nielsen. Courtesy of the artist and Croy Nielsen.

Die norwegische Künstlerin Sandra Mujinga präsentiert am folgenden Abend ihre erste Einzelausstellung bei Croy Nielsen. Neben den Besucher*innen werden sich vier anthropomorphe Skulpturen in den Galerieräumen versammeln. Die physischen Grenzen der Körper lösen sich in eine anatomische Uneindeutigkeit auf, wobei die Trennlinie zwischen visueller Präsenz und sich im Auflösen begriffenen Lebewesen verwischt. Inspiration für ihre Arbeiten findet Mujinga in der Biologie – Lebewesen, die bereits vor dem Menschen existiert haben und vermutlich auch nach ihm noch existieren werden. Vor der Folie des Anthropozäns positionieren sich die wabernden Körper zwischen Selbsterhaltung und Selbstrepräsentation und sind somit mehr Mensch als Tier.

WANN: Das Opening findet am Freitag, den 29. März, von 19 bis 21 Uhr statt.
WO: Galerie Croy Nielsen, Parkring 4, 1010 Wien. Sowie online.

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