Wiener Kunstgriff
19.04. - 30.04.19

19. April 2019 • Text von

Zwischen Inferno und Auferstehung, der Monat April endet dramatisch. Theatrale Aneignung, widerständiges Stampfen, Räume für subjektive Selbsterfahrung und malerische Identifikation erscheinen da nur passend.

Ausstellungsansicht: Peter Friedl. Teatro, Kunsthalle Wien 2019. Foto: Jorit Aust: Peter Friedl, The Dramatist (Black Hamlet, Crazy Henry, Giulia, Toussaint), 2013, Sammlung Carré d’Art – Musée d’art contemporain de Nîmes. Courtesy der Künstler und Guido Costa Projects, Turin.

Vor fast einem Jahr gab Nicolas Schaffhausen, scheidender Direktor der Kunsthalle Wien, bekannt, dass er die Institution 2019 verlassen wird. Aktuell ist mit „Teatro“ die letzte Ausstellung unter seiner Leitung im Museumsquartier zu sehen. Jeden Sonntag bietet die Kunsthalle Wien eine öffentliche Führung durch die monografische und retrospektive Präsentation von Peter Friedels Oeuvre an. Die großen Themen bei Friedel – Modell, Sprache, Geschichte, Übersetzung und Theatralik – werden in ortsspezifischen und referenzbasierten Projekten von diskursiven Allgemeinplätzen zu einer spezifischen Auseinandersetzung mit Genres der Geschichte der Moderne. So formuliert beispielsweise die für die letzte documenta entstandene Arbeit „Report“ eine Gegenerzählung zu Kafkas‘ „Bericht für eine Akademie“ (1917), wenn der Text von verschiedenen Akteur*innen in unterschiedlichen Sprachen auf der leeren Bühne des griechischen Nationaltheaters in Athen vorgetragen wird. Die sonntägliche Führung ist eine gute Gelegenheit, um Hintergrundwissen abzugreifen und kritische Fragen zu stellen.

WANN: Die Führung beginnt am Sonntag, den 21. April, um 15 Uhr.
WO: Kunsthalle Wien Museumsquartier, Museumsplatz 1, 1070 Wien. Details online.

Ari Versluis. Copyright: Ari Versluis.

Vis à vis der Kunsthalle eröffnet in der darauffolgenden Woche im frei_raum Q21 exhibition space eine gänzlich andersartige Ausstellung, die gleichermaßen innerhalb der Parameter von Performativität und sozio-kulturellen Kämpfen agiert. „Dance Urgency“ ist eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit Tanz und Clubkultur, sowie dem darin artikulierten demokratischen Freiraum und dem Widerstandpotential des Raves. Tanz als soziale und rituelle Praktik, sowie individuelle oder kollektive Ausdruckform ist seit seiner Beschäftigung mit der historischen Clubkultur in Belgrad um 1999 ein Interessensschwerpunkt des Kurators Bogomir Doringer. Die von ihm ausgewählten künstlerischen Projekte werfen einen analytisch-kritischen Blick auf die politische Wirkungskraft von Dancefloors in Brasilien, Georgien, Palästina, der Ukraine und anderen Orten.

WANN: Die Ausstellung eröffnet am 24. April, um 19 Uhr.
WO: frei_raum Q21 exhibition space, Museumplatz 1, 10170 Wien. Mehr hier.

Dan Graham. Copyright Photo: Marcel Koehler. Courtesy Galerie Meyer Kainer, Wien.

Mit Dan Graham zeigt die Galerie Meyer Kainer am darauffolgenden Abend ein kunsthistorisches Schwergewicht. 1942 geboren, war Graham der amerikanischen Kunstwelt bereits ein Begriff bevor er selbst als Künstler auftrat. In der von ihm gegründeten John Daniels Gallery präsentierte er Anfang der Sechziger namenhafte Vertreter (Fußnote: In diesem Fall wäre gendern inhaltlich falsch, weil #boysclub) der Minimal Art und organisierte die erste Einzelausstellung von Sol LeWitt. In den folgenden Jahren fand Graham seine eigene künstlerische Formensprache, die sich aus der seriell-konzeptuellen Auseinandersetzung mit kulturellen Phänomenen der US-amerikanischen Nachkriegszeit und der formalen Dekonstruktion von Distributions- und Präsentationsstrukturen ergab. In den letzten Jahren, oder vielmehr Jahrzehnten, ist der Graham vor allem für seine begehbaren Installationen an der Grenze von öffentlichen Innen- und Außenräumen bekannt. Spiegel, Glas und Stahlkonstruktionen ergeben dabei komplexe räumliche Gefüge, die individuelle und gesellschaftliche Begegnungsorte schaffen. Neben einem dieser Outdoor Pavillions werden bei Meyer Kainer, Videos und Modell-Skulpturen des Künstlers zu sehen seien.

WANN: Das Opening beginnt am 25. April, um 19 Uhr.
WO: Galerie Meyer Kainer, Eschenbachgasse 9, 1010 Wien. Details hier.

Dario Wokurka: The Water Bar. Copyright: Dario Wokurka.

Zum Abschluss des Kunstmonats April schicken wir euch zu der Finissage von Dario Wokurkas‘ Ausstellung bei new jörg. Ob mit Acryl- oder Aquarellfarben – Wokurka spürt in seinen gegenständlichen Bildern der menschlichen Figur in einer von digitalen Oberflächen bestimmten Umgebung nach. Formale Anleihen aus Symbolismus und Kubismus werden mit der nonchalanten Antiästhetik des Zeitgenössischen vermischt. Titel und Signatur halten Malereigeschichte und Publikum auf Distanz und können als korrektive Instanz zu der emotionalen Verbindlichkeit von Dario Wokurkas Sujets gelesen werden.

WANN: Die Finissage findet am 26. April, um 19 Uhr, statt.
WO: new jörg, Jägergasse 56, 1200 Wien. Sowie online.

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