Stadt und Körper
ARAKI.TOKYO in der Pinakothek der Moderne

8. Dezember 2017 • Text von

Der japanische Fotograf Nobuyoshi Araki gilt als Superstar der Provokation. In der Pinakothek der Moderne werden aktuell einige imposante Serien aus den 1970er Jahren gezeigt.

Nobuyoshi Araki: Ohne Titel, 1971, AUS: TOKYO, 1973, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, © Nobuyoshi Araki.

Die kalte Anonymität der Stadt. Die verletzliche Intimität eines nackten Körpers. Der wohl bekannteste japanische Fotograf Nobuyoshi Araki gehört unbestritten zu den radikalsten und einflussreichsten Fotografen und ist weiterhin eine der wichtigsten Figuren in der aktuellen Fotografie. Seine Akte galten zeitweise als umstritten und doch sind diese intimen Studien des weiblichen Körpers sein Markenzeichen geblieben. In der Pinakothek der Moderne werden nun frühe Arbeiten gezeigt. Die Ausstellung kombiniert die nur als Unikat existierende „Tokyo“-Serie mit weiteren ikonischen Serien, in denen Araki das Prinzip der Bildpaarung weiterentwickelt.

Nobuyoshi Araki: Ohne Titel, aus: The Past, 1972/73, Courtesy Sammlung Goetz, © Nobuyoshi Araki.

Nobuyoshi Araki gilt als produktiver, fast obsessiver Fotograf, der die Welt mit der Linse seiner Kamera einzufangen versucht. Seine Produktivität hat sich dabei in mehr als 500 Büchern und Hundertausenden von Fotografien manifestiert. In seiner fotografischen Praxis treten unterschiedlichste Motive auf, er streift unterschiedlichste Themen. Artifizielle Stillleben und Pflanzenfotografien, die wie Memento mori eine melancholische Vergänglichkeit andeuten. Weltweit große Bekanntheit erlangte er jedoch mit seinen erotischen Darstellungen von Frauen.

Nobuyoshi Araki: Ohne Titel, 1971, AUS: TOKYO, 1973, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, Sammlung Moderne Kunst in der Pinakothek der Moderne, © Nobuyoshi Araki.

In der Pinakothek der Moderne präsentiert nun, neben anderen Serien, die Originalvorlage von Arakis Buch „Tokyo“. Bestehend aus 28 Diptychen zählt „Tokyo“ zu den frühesten Buchprojekten Arakis und erschien 1973 in kleiner Auflage. In den feinen Bildern stellt der Künstler Momentaufnahmen namenloser Passanten, die er an Straßenkreuzungen beobachtete den erotischen Selbstinszenierungen einer jungen Frau gegenüber. Anonymität und Intimität. Fast voyeuristisch Wirken diese Bilder, die eine Stadt und ihre Bewohner inszenieren und dabei zwischen Fiktion, Wahrheit und Sehnsucht changieren.

Porträt Nobuyoshi Araki, 1985 Courtesy of Yoshiko Isshiki Office, Tokio.

Nobuyoshi Araki erlangte seine internationale Aufmerksamkeit mit provokativen und erotischen Fotografien, wie die im Buch „Tokyo Lucky Hole“ versammelten Einblicke in die japanische Sex-Industrie. Die in der Pinakothek gezeigten frühen Werke beweisen, dass nicht die frivolen Motive den Reiz dieses Fotografen ausmachen. Nobuyoshi Arakis Bilder, die manchmal wie fragmentierten Sequenz eines Film noir wirken, vereinen, durch einem behutsamen Blick, Vergänglichkeit, Nostalgie und Poesie.

WANN: Die Ausstellung ist noch bis 4. März zu sehen.
WO: Pinakothek der Moderne, Barer Str. 40, 80333 München.

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