S is for Submission

25. November 2015 • Text von

Videos, Bilder, Objekte, Performances und Graffiti. Eine Malerin, ein Bildhauer, ein Sprüher und ein junges Mädchen. Die Galerie Deborah Schamoni präsentiert in der Ausstellung „N.O.Madski presents Klub KAYA“ vielschichtige und kollaborativ entstandene Arbeiten des von Kerstin Brätsch und Debo Eilers initiierten Projekts KAYA.

Die Fenster der Galerie sind mit Folie verklebt, nur schwach dringt natürliches Licht in die Ausstellungsräume am Ende der Mauerkircherstraße. Drinnen sind Teile der Beleuchtung pink eingefärbt, ein eigentümlich kaltes Licht empfängt den Besucher der Galerie. Gleich im Vorraum wird ein Video gezeigt: In „Herzogpark Burial“, das in München entstanden ist, trägt eine Gruppe junger Menschen rituell ein Bild zu Grabe, in einer Prozession die ihre eigenen Codes und Abläufe zu haben scheint. Die Teilnehmer sind in kultisch anmutende Kleider gehüllt, ihre Werkzeuge, skulptural erweiterte Schaufeln und Spaten, haben die Qualität von Fetisch-Objekten. Da verwundert es nicht, dass die besagten Instrumente und Kleider neben der Projektion ausgestellt werden, wie Reliquien eines exotischen, post-apokalyptischen Kultes. Nebenan, im Hauptraum der Galerie, wird das im Video vergrabene Bild präsentiert, eingerahmt in eine Holzkonstruktion, noch mit Erdspuren, steht es frei im Raum, ein „Gedenkstein“ und gleichzeitig ein Schrein für eine wiederauferstandene künstlerische Arbeit, die bewusst die Grenzen von Genres und Kategorien negiert. Lustvoll und augenzwinkernd spielen KAYA mit okkultistischen Elementen und alltäglichen Materialien.

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Bild: Installationsansicht – N.O.Madski presents Klub KAYA/ Courtesy die Künstler und Deborah Schamoni/ Photos: Ulrich Gebert

Konsequent unterlaufen Kerstin Brätsch und Debo Eilers in ihrem gemeinsamen Projekt KAYA die Grenzen von Malerei und Skulptur, Installation und Konzeptkunst, Autorenschaft und Originalität. Schon seit mehreren Jahren kollaborieren die beiden Künstler unter dem Label KAYA, der Name nimmt auf eine reale Person Bezug: Kaya ist die jugendliche Tochter einer Freundin von Eilers, die von den beiden Künstlern als Komplizin und Muse in ihre gemeinsame Arbeit involviert wird. Die Zusammenarbeit begann als Kaya 14 Jahre alt war, seitdem ist sie elementarer Bestandteil von Ausstellungen, Performances und Bildern. Außerdem im Team: Der Hamburger Graffiti-Künstler N.O.Madski, der in der Ausstellung aufgestellte Holzwände mit technoiden Sci-Fi Abstraktionen besprüht hat.

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Bild: Installationsansicht – N.O.Madski presents Klub KAYA/ Courtesy die Künstler und Deborah Schamoni/ Photos: Ulrich Gebert

Diese Wände, teilweise mit der Stichsäge bearbeitet und dekonstruiert, stehen nun neben großformatigen Bild-Objekten, die an groben Fleischerhaken von der Decke hängen, was ihre skulpturale Körperlichkeit noch betont. Die Malerei ist in den Arbeiten von KAYA offensichtlich nur der Ausgangspunkt für einen gemeinsamen Prozess der reflektierenden De- und Rekonstruktion von Bildern und Objekten. Digitale Motive werden aufgegriffen und wiederverwendet, fremde Bilder und Texte integriert, unterschiedlichste Materialien verwendet. Dabei beziehen sich die Arbeiten auch auf frühere KAYA Projekte, einzelne Elemente werden gezielt als Referenz gesetzt: Die Äste und Baumstämme aus dem „Herzogpark Burial“ Film finden so ihren Platz in den übrigen Bild-Objekten.

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Bild: Installationsansicht – N.O.Madski presents Klub KAYA/ Courtesy die Künstler und Deborah Schamoni/ Photos: Ulrich Gebert

Die vier involvierten Persönlichkeiten amalgamieren in ihrem kollaborativen Arbeitsprozess unterschiedlichste Ansätze, stellen ihre jeweilige individuelle künstlerische Identität dem Projekt unter, „S is for Submission“ heißt eine der Arbeiten lakonisch. Das Konzept des „Autors“ und „Künstlers“ wird so infrage gestellt, der offene Umgang und Austausch stehen im Vordergrund. Die unterschiedlichen Ansätze befruchten sich so gegenseitig, in einem kontinuierlichen Prozess der Verarbeitung und Weiterverarbeitung.

Arbeiten von KAYA sind derzeit auch in der Ausstellung „Painting 2.0: Malerei im Informationszeitalter“ im Museum Brandhorst zu sehen.

WANN: Die Ausstellung ist bis zum 6. Februar 2016 in der Galerie zu sehen.
WO: Galerie Deborah Schamoni, Mauerkircherstr. 186, 81925 München.

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