Nach den Gestirnen
Zac Langdon-Pole geht auf die BMW Art Journey

21. Juni 2018 • Text von

Ein Chinesisches Sprichwort besagt, dass es manchmal besser ist, zehntausend Meilen zu gehen als zehntausend Bücher zu lesen. In diesem Sinne ermöglicht es die BMW Art Journey Künstlern seit 2015, auf Reisen zu gehen, zu recherchieren, sich zu bilden und neue Projekte zu entwickeln. Dieses Jahr wird Zac Langdon-Pole seine Exkursion starten.

Zac Langdon-Pole, BMW Art Journey.

Das Konzept „Artistic Research“, durchaus kontrovers diskutiert und nicht abschließend definiert, kann als eine zeitgenössische Wissenschaftstheorie verstanden werden, die künstlerische Praxen als Prozesse des Erkenntnisgewinns versteht. Kunst und Wissenschaft werden nicht als gegensätzliche Pole definiert. „Artistic Research“ ist Erforschung und Erprobung durch künstlerische Wahrnehmungsweisen und hat zum Ziel, Wissen innerhalb der Disziplinen zu gewinnen. Künstler bedienen sich wissenschaftlicher Methoden und nutzen diese im Kontext der Kunst. Der in Neuseeland geborene Zac Langdon-Pole nutzt und reflektiert in seiner Praxis Methoden der Recherche und Erkundung. In seinem Werk fokussiert er sich auf die Untersuchung von Wissens- und Machtstrukturen, die Konstruktion von historischen Narrativen und die Diskurse um Kolonialisierung, Exotismus und Eurozentrismus.

Ausstellungsansicht: ARS VIVA 2018, Kunstverein München © The artists and Kunstverein München e.V.

Der in Berlin lebende Künstler wurde letztes Jahr mit dem ars viva-Preis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet, seine Arbeiten waren unter anderem im Kunstverein München zu sehen, über die wir bereits im November berichteten. Letzte Woche wurde er nun in Basel von der Art Basel und BMW als Gewinner der BMW Art Journey 2018 bekannt gegeben. Mit seinem Proposal „Sutures of the Sky“ konnte er eine internationale Jury überzeugen. Zac Langdon-Pole möchte für sein Projekt die Migrationsrouten von Zugvögeln nachvollziehen, die, wie der Weißstorch oder die Polarseeschwalbe, bei ihrer Reise tausende von Kilometern zurücklegen. Dazu wird er deren Bahnen entlang der Erdachse und über den Äquator folgen.

Zac Langdon-Pole, BMW Art Journey.

Meister der Navigation waren auch die Polynesier, die als die größten Seefahrer aller Zeiten gelten. Vor 5000 Jahren begannen sie in einfachen Segelkanus ihre Migration von Asien aus in die Südsee. Ohne Kompass oder Sextant vergrößerte sich ihr Einflussgebiet auf weite Teile des Pazifiks. Geführt wurden sie auf ihren Routen von den Positionen der Sternenbilder. Zac Langdon-Pole möchte diese historische Kulturtechnik zum Ausgangspunkt für eine Reflektion der Beziehung des Menschen zur Natur machen. Dabei hinterfragt er, wer wir sind und wie wir uns in der Welt befinden.

Zac Langdon-Pole, BMW Art Journey.

Seine Reise wird ihn durch Mitteleuropa, das südliche Afrika und auf die pazifischen Inseln Samoa und Hawaii führen. Auf seiner Exkursion wird er sich mit Experten verschiedener Disziplinen treffen, um Erfahrungen auszutauschen und neue Erkenntnisse zu gewinnen. Denn, so das chinesische Sprichwort weiter, es ist manchmal besser, zehntausend Freundschaften zu schließen als zehntausend Bücher zu lesen. Gemeinsam mit seinen Partnern wird der Künstler seine Bildungsreise dokumentieren und sie über Printpublikationen, online und auf Social-Media-Kanälen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.

WO: BMW Art Journey

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