Münchner Kunstgriff
22.06. – 28.06.16

22. Juni 2016 • Text von

Das Kunstwochenende steht vor der Tür. Besonders interessant: Eine royale Sammlung in der Galerie Sperling, überraschende Realitäten bei Barbara Gross und eine iranische Künstlerin bei Karin Sachs. Und schon ab Donnerstag zeigt das easy!upstream nicht-streamende Artefakte.

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Anish Kapoor: Matt Black, 2013, Fiberglas und Farbe, VG Bild-Kunst/Anish Kapoor, © Galerie Klüser.

Sommer in München heißt auch Kunstwochenende. Die teilnehmenden Galerien zeigen ab Freitag besondere Ausstellungen, es gibt Konzerte, Aperitifs, Künstlergespräche, Führungen, Matinees und einiges mehr. Genau der richtige Anlass, das Sommerwochenende mit einem ausgiebigen Kunstgenuss zu kombinieren. Die Daten, Termine, Ausstellungen und Künstler findet man detailliert auf der Webseite.

WANN: Das Kunstwochenende findet am Freitag, 24. Juni zwischen 18 und 21 Uhr, Samstag den 25. Juni und Sonntag, 26. Juni zwischen 11 – 18 Uhr statt.
WO: In den teilnehmenden Galerien.

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Markus Hanakam & Roswitha Schuller: La Tarte Waldmeister, La Tarte Framboise, 2013, Möbelobjekte, Birke-Sperrholz, Furnier, © easy!upstream.

Das easy!upstream in der Maxvorstadt läutet das Kunstwochenende am Donnerstag schon ein bisschen früher ein. Unter dem Titel „nonstreaming artifacts“ werden Skulpturen, Videos und Malerei  junger Künstler gezeigt. Mit Arbeiten von Hanakam & Schuller, Angelika Loderer, Josip Novosel, Valentin Ruhry, Titania Seidl und Kay Walkowiak. By reading this message you are denying its existence and implying consent.

WANN: Die Eröffnung ist am 23. Juni ab 19 Uhr. Am Kunstwochenende bis 21 Uhr geöffnet. Zu sehen bis 15. Juli.
WO: easy!upstream, Türkenstraße 67, 80799 München.

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Anahita Razmi: Middle East Coast West Coast, 2014, HD Video, 23 min 04 sec, © Galerie Karin Sachs.

Eine die lieber gegen, als mit dem Strom schwimmt, ist die iranische Künstlerin Anahita Razmi, die zum Münchener Kunstwochenende ab Freitag in der Galerie Karin Sachs ausstellt. In ihren Videoarbeiten und Performances demontiert Razmi in äußerst gewiefter Manier Klischees vom Leben in ihrem Heimatland. Wie das funktioniert? Na zum Beispiel, indem man ein iranisches Unterwäschelabel nach Berlin holt oder muslimische Gebetsrufe mit Discobeats unterlegt. Wo schon einmal das Schlagwort Disco gefallen ist – Tanz ist ein Motiv, das in Anahita Razmis Arbeiten immer wieder auftaucht. So auch in ihrer Schau „Bellydancing 12.000.000 views, This Girl She is insane ! Subscribe!!!”. Im Fokus steht das meistgeklickteste Bauchtanzvideo auf Youtube, welches Fragen zum Thema kulturelle Identität aufwirft. Auch im Orient wird getrunken, getanzt, gelacht und gelebt, ist die Botschaft, die Anaharis Kunstwerke unmissverständlich in den Westen brüllen. Einerseits. Anderseits ist da eine Vielschichtigkeit, die Zweifel, Ambivalenzen und Widersprüchen Platz einräumt. Allein hip zu sein – das wäre viel zu einfach.

WANN: Eröffnung ist am Freitag, den 24. Juni, um 18 Uhr, zu sehen ist die Ausstellung bis 23. Juli.
WO: Galerie Karin Sachs, Augustenstraße 48, 80333 München.

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Leonor Antunes: chao, 2011-2012, elastischer Faden, Messingnägel; Installationsansicht „Casa, Modo de Usar“, Museu de Serralves, Porto, 2011, Foto: Filipe Braga, © Fundação de Serralves.

„Astonishing” ist ein schönes Wort. Übersetzt bedeutet es so viel wie erstaunlich oder überraschend. Und wem gefällt es nicht, ab und zu überrascht zu werden? Eine der obligatorischen Ausstellung zum Münchener Kunstwochenende eröffnet am Freitag bei Barbara Gross und trägt den Titel „The astonishing reality of things”. Klingt so poetisch, wie es ist. „The astonishing reality of things / Is my discovery every day / Each thing is what it is / And its hard to explain to someone how happy this makes me / And how much this suffices me / All it takes to be complete is to exist” dichtete Fernando Pessoa 1915. Auf diesen netten Zeilen fußt die Schau, in der die Arbeiten der drei Künstler Leonor Antunes, Haris Epaminonda und Bethan Huws nicht nur thematisch, sondern auch physisch miteinander interagieren. Leonor Antunes lässt gerne netzartige Gebilde von der Decke baumeln, Haris Epaminonda kreiert vielschichtige Assemblagen aus gefundenen Objekten und Bildern, Bethan Huws ist bekannt für ihre „Wort-Vitrinen”, in denen kritische bis selbstironische Aussagen die Betrachter entweder zum Nachdenken oder zum Schmunzeln anregen. Gepaart versprechen die drei Positionen eine äußerst vielfältige und verblüffende Mischung. Wo wir wieder beim Anfang wären.

WANN: Eröffnung ist am Freitag, den 24. Juni, um 18 Uhr, zu sehen bis 3. September.
WO: Barbara Gross Galerie, Theresienstrasse 56, Hof 1, 80333 München.

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Andrew Gilbert: Waiting for the Night Bus – Kwa Zulu Natal, 2014, Acryl, Wasserfarbe und Tintenfeinschreiber auf Papier, © Galerie Sperling.

Karotten, Selfie-Sticks, Napoleon, Plastiktüten, Kolonialgeschichte und Exotik. Nina Simone, Massageöl, Masken, Emil Nolde ein Saxophon und das britische Empire. In seiner Ausstellung „Shaka Zulu – the Musical“ in der Galerie Sperling zeigt Andrew Gilbert seit Anfang Juni ein wildes Panorama zwischen post-kolonialer Aufarbeitung und Fiktion. Anlässlich des Kunstwochenendes bespielt Gilbert nun auch die Kellerräume der Galerie mit einer privaten Wunderkammer. Zu sehen ist das „Cabinet of the Royal Collection of Emperor Andrew“.

WANN: Die Eröffnung ist am 24. Juni ab 18 Uhr. Die Arbeiten sind bis zum 16. Juli 2016 zu sehen.
WO: Galerie Sperling, Regerplatz 9, 81541 München.

Die Absätze zu den Ausstellungen in der Galerie Barbara Gross und Galerie Karin Sachs erschienen bereits in der Juni-Ausgabe des Super Paper. Text: Hannah Schraven.

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