Münchner Kunstgriff
03.02. – 09.02.2016

3. Februar 2016 • Text von

Neue Zyklen von Klaus vom Bruch in der Galerie Françoise Heitsch, das dionysische Orgien Mysterien Theater von Hermann Nitsch in der Villa Stuck. Expressive Zeichnungen von Karel Appel in der Pinakothek der Moderne und die Diplomausstellung in der Akademie der Bildenden Künste. Für alles etwas dabei diese Woche in München!

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Bild: Judith Grassl, Das Grosse Gehege

Sollte man sich diese Woche wirklich nicht entgehen lassen: Die neuen Absolventen der Akademie der Bildenden Künste zeigen ihre Abschlussarbeiten. Malerei, Skulptur, Grafik, Fotografie, Video und Performance: Mehr als 70 künstlerische Positionen gibt es noch bis Sonntag in den Räumen des prächtigen Altbaus und im Außenraum zu entdecken. Nebenan im Neubau sind die Absolventen der Studiengänge Innenarchitektur sowie Architektur und Kunst vertreten. Besonders gespannt kann man sicherlich auf die zarte Malerei von Alina Birkner, den Heimatfilm von Sebastian Dominic Auer und die ausufernde Performance von The Godmother Kris Buckley sein. Ganz im Sinne der Godmother soll hier der Intellekt unter den Willen gedemütigt werden!

WANN: Noch zu sehen bis 7. Februar.
WO: Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 2 – 4, 80799 München.

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Bild: Karel Appel, Ohne Titel, 1948/ © K. Appel Foundation / VG Bild-Kunst, Bonn 2016

Malerei rückt im Moment ja wieder in das Zentrum des Diskurses. Große Ausstellungen widmen sich unterschiedlichen malerischen Ansätzen und junge Positionen verhandeln das Medium neu. Genau der richtige Zeitpunkt, mit Karel Appel einen Künstler wiederzuentdecken, der als expressiver Erneuerer der Nachkriegskunst gilt. Die Graphische Sammlung in der Pinakothek der Moderne zeigt ab Mittwoch Werke auf Papier des 2006 verstorbenen Künstlers. Über 60 Jahre hinweg schuf er ein ebenso umfangreiches wie eindrucksvolles Werk dessen energiegeladene Bilder beeindrucken. Die Ausstellung, die zuerst im Centre Pompidou in Paris zu sehen war, bietet nun in der Pinakothek der Moderne den ersten umfassenden Überblick über die Arbeit auf Papier seit Appels Tod.

WANN: Die Eröffnung ist am 3. Februar ab 18 Uhr 30, zu sehen bis zum 17. April 2016.
WO: Staatliche Graphische Sammlung München in der Pinakothek der Moderne, Barerstrasse 29, 80333 München.

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Bild: Klaus vom Bruch, Galerie Francoise Heitsch

Im letzten Jahr wurde bei einer Untersuchung des schwarzen Quadrats von Kasimir Malewitsch eine Aufschrift auf einer der untersten Malschichten entziffert. Sie soll sinngemäß „Schlacht von Schwarzen in einer dunklen Höhle“ bedeuten. Dieser lakonische Text fügt dem enigmatischen wie epochalen Bild, das eher als Manifest, denn als Gemälde wahrgenommen werden sollte, eine weitere Bedeutungsebene hinzu. Das Spiel mit Ebenen, semiotischen Fallen, Zeichen und visuellen Assoziationen beherrscht auch der Medienkünstler und Professor Klaus vom Bruch perfekt. In der aktuellen Ausstellung bei Françoise Heitsch sind ab Donnerstag unterschiedliche Arbeiten und Zyklen zu entdecken. Aus der Arbeit am Buch „aus dem Leben einer Luftschlange“, das als eine Akkumulation fröhlicher Geistesblitze beschrieben wird, entstandene Arbeiten sind neben der neuen Fotoserie „Invisibles“ zu sehen. Der Bezug fotografischer Zeichen zur Wirklichkeit, Assoziationen und Erwartungshaltungen – all dies steht zur Disposition.

WANN: Die Eröffnung ist am 4. Februar ab 19 Uhr, zu sehen bis zum 19. März 2016.
WO: Galerie Françoise Heitsch, Amalienstr. 19, 80333 München.

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Bild: Hermann Nitsch, 5. Aktion, 1964, Foto: Peter Jurkowitsch, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien

Nackte Körper, gekreuzigte Menschen und jede Menge Blut. Das Werk des Malers und Aktionskünstlers Hermann Nitsch löst nicht nur in seiner Heimat Österreich oft Kritik aus: Als kultureller Fauxpas, als Provokation der Sonderklasse oder schlicht als Schande wurde seine Arbeit in den konservativen alpenländischen Medien schon getadelt. Dabei will der dionysische Künstler doch nur das Drama zum Fest erweitern. Die Villa Stuck widmet nun Nitschs komplexem Gesamtwerk zwischen Malerei und Theater eine große Ausstellung. Im Zentrum steht dabei das berüchtigte „o.m. Theater“, das Orgien Mysterien Theater, ein sechs Tage und Nächte dauerndes rauschhaftes Ereignis, das Existenzerfahrung und kathartisches Erleben verbinden soll. Die Wirkung dieser partizipatorischen, dramatischen und meditativen Kunst wird ab Donnerstag in der Ausstellung „ExistenzFest. Hermann Nitsch und das Theater“ die in Kooperation mit dem Theatermuseum Wien entstanden ist, untersucht.

WANN: Die Eröffnung findet am 4. Februar ab 19 Uhr statt, zu sehen bis zum 8. Mai 2016.
WO: Museum Villa Stuck, Prinzregentenstraße 60, 81675 München.

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