Left or Right Eine Yes/No Landscape bei Deborah Schamoni
29. August 2016 • Text von Quirin Brunnmeier
Straßen, Zungen und T-Shirts. Gerry Bibby und Henrik Olesen präsentieren unter dem Titel „Conversation in a Yes/No Landscape“ in der Galerie Deborah Schamoni eine persönliche Diskurs-Landschaft.
Wie architektonische Elemente hängen die Skulpturen in der Galerie, versperren den Weg und leiten den Besucher durch die Räume. Flache, pechschwarze Rechtecke deren raue Oberflächen an Straßenbelag erinnern. Und tatsächlich Tragen die Objekte, die sich zwischen abstrakter Farbflächenmalerei und Reliefen bewegen Titel wie „Zebrastreifen“ und „Autobahn“. Ein schwarzes Rechteck ist quer in einer Ecke installiert, „Fernseher“ so der Titel, und referiert in seiner Hängung auf Malewitschs schwarzes Quadrat. In der Galerie Deborah Schamoni präsentieren Gerry Bibby und Henrik Olesen unter dem Titel „Conversation in a Yes/No Landscape“ eine kooperativ entstandenen Ausstellung, die in die Architektur der Galerie eingreift und den Besucher bewusst in einem Pfad lenkt. Teile der Arbeiten wurden bereits im Space Sismógrafo in Porto gezeigt, die Ausstellung in München wurde speziell für die Galerie in der Mauerkircherstraße erweitert und adaptiert.
Die Inszenierung der raumgreifenden Elemente und Skulpturen ist das Produkt eines gegenseitigen Austausches zwischen den beiden Künstlern, geprägt durch Auseinandersetzungen, Übereinstimmungen, Uneinigkeiten und dem Umgang mit den räumlichen Gegebenheiten. Die so entstandene „Yes/No“-Landschaft ist ein begehbares, inszeniertes Modell, das Produkt unterschiedlich getroffener Entscheidungen. Strasse, so der Titel des ersten Raumes, ist geprägt von eben jenen von der Decke hängenden Skulpturen in schwarz-weiß. Das Muster eines Zebrastreifens, die Streifen einer Spur-Markierung. Einfache graphische Elemente, die in die Vertikale versetzt wurden und so verbildlicht sind. Festgetretene Kaugummis, die reliefartige Oberfläche und die Titel der Arbeiten offenbaren einen auch durchaus spielerischen Ansatz. Die „Strasse“ führt schließlich über eine blassrosa Zungen-Rampe in den zweiten Ausstellungsraum, in dem Sprache, Form und Inszenierung einander ergänzen. Eine angedeutete Zellen-Struktur steht da neben einer abstrahierten Telegrafen-Leitung, die, perspektivisch verzerrt, Weite evoziert.
Der Galerieraum selbst ist durch eine einfache, mit Tackern und Holzleisten konstruiere Sperrholz-Wand um die Hälfte verkleinert, die Inszenierung abgeschlossen. Der Rest des Raumes bleibt leer. Sprache nimmt in diesem Raum eine weitere Ebene ein. Einzelne Wörter auf Papierzetteln schaffen so assoziative Bilder und offenbaren einen zarten Sprachwitz. In auf dem Boden platzierten Karton-Boxen liegen T-Shirts mit Sprach-Motiven, die auf unterschiedlichen Ebenen Referenzen setzen. Gerry Bibby und Henrik Olesen haben in ihrer Ausstellung einen offenen Assoziationsraum geschaffen, in dem unterschiedliche Motive zueinander in Beziehung treten. Die Freiheit der Straße und die Weite einer Landschaft im Gegensatz zu beengenden Strukturen und Konstruktionen. Frivole Akzente und Referenzen zu Sexualität.
Die Räume sind narrativ angelegt, driften aber nicht ins didaktische ab. Die Abfolge der Arbeiten ist ein abstrakter, persönlicher und diskursiver Roadmovie in Form einer Ausstellung. Im oberen Raum der Galerie wird Weite auf eine andere Art evoziert. Präsentiert wird eine Staffelei, in der eine große Plexiglasscheibe befestigt ist. Auf das Fenster ausgerichtet öffnet sich der Blick auf die Vorstadt-Landschaft. Die auf dem Boden positionierten schwarzen Kugeln runden die Referenz zu den Staffelei-Bildern von René Magritte ab. Es ist der surrealistische Blick auf die Welt da draußen.
WANN: Die Ausstellung ist noch bis zum 8. Oktober zu sehen.
WO: Galerie Deborah Schamoni, Mauerkircherstr. 186, 81925 München.