Housekeeping
Junge Kunst im Notel Prinzregent

31. Mai 2016 • Text von

Derrick war da, Freddy Quinn war da, Anne-Sophie Mutter und Scooter. Doch nach 33 Jahren Betrieb zieht nun junge Kunst in die Zimmer des Hotel Prinzregent. Für vier Wochen bespielen über 70 Künstler die Räumlichkeiten an der Prinzregentenstraße. Dann kommt die Abrissbirne. Wir sprachen mit Jonathan Drews, einem der Kuratoren.

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Mara Pollak, If you still see her, then housekeeping did not do their job, 2016, © Mara Pollak

Es wird geschraubt und montiert. Ein Künstler hat die Einrichtung eines Zimmers in den Garten transportiert und bearbeitet nun behutsam eine Holzpaneele nach der anderen mit einem Gasbrenner. Teppiche werden herausgerissen und Löcher in Wände gebohrt. Manche Bilder hängen schon, bis zur Eröffnung am Donnerstag werden alle Zimmer bezogen sein. Geschäftiges Treiben herrscht an der Prinzregentenstraße. Für vier Wochen bespielen Künstler und Künstlergruppen die Räumlichkeiten des ehemaligen Hotel Prinzregent: Die Lobby, die Zimmer aber auch Keller und Tiefgaragen. Das Hotel, man kennt das ja in München, muss neuen Luxusappartements weichen, der Abriss ist schon geplant. Bis dahin kann man aber über 70 Positionen zeitgenössischer Kunst im Notel Prinzregen betrachten. Eine temporäre Existenz zwischen Ort und Unort, wie die Macher schreiben. Wir sprachen mit einem der Kuratoren.

gallerytalk.net: Wer organisiert denn die Ausstellung im Notel?
Jonathan Drews: Ich mache das zusammen mit Michael Hofstetter, wir sind die Kuratoren des Projektes. Wir haben nach der Ausschreibung die künstlerischen Arbeiten der Studenten gesichtet, dafür haben wir uns drei Tage Zeit genommen. Das waren vorbereitete Vorschläge und Konzepte, mal mehr, mal weniger detailliert. Und danach hat ein Auswahlprozess stattgefunden. Die Ausstellung ist ja ein Projekt der Akademie der Bildenden Künste und am Ende sind wir jetzt bei ungefähr 75 Studenten und Künstlergruppen, die teilnehmen. Es gab bis jetzt natürlich auch ein paar Schwierigkeiten, Sicherungen die durchbrennen, ein paar Diebstähle und auch bürokratische Hürden. Aber jetzt läuft es.

Portraits

Die Kuratoren Michael Hofstetter und Jonathan Drews.

Wie ist das Projekt denn überhaupt zustande gekommen?
Die Betreiber des Hotel Prinzregent haben sich an die Akademie gewandt und die Idee wurde dann sehr begeistert im Präsidium aufgenommen. Und Professor Kirschenmann, einer der Vizepräsidenten, und der Präsident Dieter Rehm haben das dann an mich und Michael Hofstetter, ihre Assistenten, übergeben. Das ist ja auch viel Arbeit, die da kurzfristig auf einen zukommt. Koordination und Planung. Aber es klappt ziemlich gut, da viele Leute miteinander an einem Strang ziehen und die Studenten sich viel selbst organisieren. Auch die ehemaligen Betreiber des Hotels unterstützen uns und bringen sich ein. Jetzt, kurz vor der Eröffnung, wenn es konkret wird, macht es auch wirklich Spaß.

Ruhende Maria, Digitaldruck und Washi Tape, 40 x40 cm, 2016 hq

Maria Justus, Ruhende Maria, Digitaldruck und Washi Tape, 2016, © Maria Justus.

Wie konnte man sich denn bewerben, gab es da Bedingungen?
Man konnte sich mit Projekten bewerben, das war aber relativ frei. Die Ideen, die kamen waren auch wirklich gut. Wir wollten weniger Arbeiten, die direkt aus dem Atelier einfach an die Wände gehängt werden. Wir wollten Kunst zeigen, die sich mit dem Ort auseinandersetzt und sich auf den Ort bezieht. Natürlich kann das auf verschiedene Arten passieren. Und jetzt sind in der Ausstellung wirklich unterschiedlichste Projekte zu sehen. Arbeiten die sich spezifisch mit dem Ort auseinandersetzten, auch mit dem Moment. Denn natürlich geht es auch um den Wandel, in dem sich München befindet. Man muss es gar nicht polemisch sehen, aber den Begriff Gentrifizierung kann man hier nicht vermeiden. Anstatt des Hotels werden dort ja Luxusapartments entstehen. Diese Kriterien haben wir auch kommuniziert, und die Arbeiten, die jetzt gezeigt werden, gehen auch in diese Richtung.

Eine Zwischennutzung ist ja prinzipiell spannend?
Ja, die Ausstellung geht jetzt siebzehn Tage, danach wird das Hotel abgerissen. Es waren erst zwei Monate geplant, aber wir haben dann beschlossen, dass wir es dichter wollen. Ich denke es reicht auf jeden Fall. Es wird Kuratorenführungen geben und Performances. Das Notel wird also in dieser Zeit ganz kompakt und verdichtet mit junger Kunst bespielt.

WANN: Die Eröffnung ist am Donnerstag, 2. Juni ab 19 Uhr, das Notel kann bis 19. Juni besucht werden. Informationen gibt es hier.
WO: Notel Prinzregent, Ismaninger Straße 42,4481675 München.

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