Berliner Kunstgriff
22.11. - 28.11.16

22. November 2016 • Text von

Heute ist nicht nur der Geburtstag von Miley Cyrus (Woher zur Hölle wissen wir das?), sondern auch Dienstag und damit Zeit, sich mal wieder mit wirklich wichtigen Dingen im Leben auseinanderzusetzen. Kunst beispielsweise.

museum-berlin_cornelia-schleime_meine-hand-ist-deine-bewegung_2007

Cornelia Schleime, Meine Hand ist deine Bewegung, 2008. Sammlung Christiane Bühling-Schultz, Berlin, © Cornelia Schleime, Repro: Bernd Borchardt.

Die Berliner Kunstwoche startet am Donnerstag bei EIGEN & ART, wo die Ausstellung „STEINE / STONES“ des aus Erfurt stammenden Künstlers Kai Schiemenz eröffnet. Schiemenz ist ausgebildeter Steinmetz und doch sucht man steinerne Objekte in seiner Schau vergebens. Die subtilen, sanftfarbig glimmenden Skulpturen erinnern höchstens ihrer Form wegen noch entfernt an das unbeugsame Material. Gefertigt sind sie nämlich aus einem weitaus fragileren Stoff: Glas. Der Stein spielt dennoch eine bedeutsame Rolle im Arbeitsprozess des Künstlers, denn er dient als Gussmodell für die gläsernen Objekte. Die Schöpfungskette wird demnach umgekehrt und der Stein vom Endprodukt in einem Übergangskörper transformiert. Abseits der metamorphischen Materialprozesse, die im Œuvres des Künstlers in Erscheinung treten, schmeicheln seine Arbeiten aber auch einfach dem ästhetischen Äuglein. Wer möchte diese zarten, kristallenen Felsauswüchse schon nicht gerne in seiner Nähe sehen? Deshalb: Hin da und zumindest temporär genießen.

WANN: Die Eröffnung findet am Donnerstag, den 24. November, von 17 bis 21 Uhr, statt. Blicke dürft ihr hier werfen.
WO: EIGEN & ART, Auguststraße 26, 10117 Berlin.

cid_b490a7f4-9c9e-4b83-979b-3a7eae7f119fintern

Kai Schiemenz, STEINE (Ausstellungsansicht), 2016. Courtesy: Galerie EIGEN + ART Leipzig/Berlin. Foto: Uwe Walter, Berlin.

Ebenfalls am Donnerstag findet in der Berlinischen Galerie die Verleihung des Hannah-Höch-Förderpreises statt, mit dem das Land Berlin jährlich das Schaffen eines Künstlers oder einer Künstlerin würdigt. Die Auserwählten in diesem Jahr sind die Berliner Künstlerin Cornelia Schleime sowie Tatjana Doll, wobei Erstere für ihr vielschichtiges Lebenswerk, Letztere für ihr außergewöhnliches malerisches Œuvre ausgezeichnet wird. Cornelia Schleime gilt als eine der bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation und gehörte in der DDR einer jungen, rebellischen Szene an, die sich der staatlichen Kunstdoktrin verweigerte. In der Ausstellung „Ein Wimpernschalg“, die am Donnerstag zeitgleich mit der Preisverleihung eröffnet, lässt sich ihr Schaffen von der Gegenwart bis in die 80er Jahren hinein zurückverfolgen. Parallel dazu werden in der Schau „Neuer Weltatlas“ die großformatigen Lackmalereien von Tatjana Doll ausgestellt, in denen sich die Künstlerin mit Phänomenen unserer Massenkultur auseinandersetzt. Zwei Fliegen mit einer Klappe erlegt!

WANN: Die Preisverleihung und Eröffnung beider Ausstellungen findet am Donnerstag, den 24. November, ab 19 Uhr, statt. Infos gibt’s hier.
WO: Berlinische Galerie, Alte Jakobstraße 124-128, 10969 Berlin.

nasanturhumanityisweak300dpi-3

Nasan Tur, Humanity is weak, 2015.Courtesy: the artist and Blain|Southern, Photo Peter Mallet.

Wer sein Kunstpensum am Donnerstag erfüllt hat, der darf sich getrost schlafen legen und sich am darauffolgenden Tag in aller Frische zu Blain|Southern begeben. Für seine Ausstellung „Funktionieren“ verwandelt der in Berlin lebende Künstler Nasan Tur das Untergeschoss der Galerie in eine temporäre Druckwerkstatt und lädt die Besucher dazu ein, dem Entstehen seiner Arbeiten beizuwohnen. Jede einzelne Phase des Werkprozesses – vom Schnitzen der Holzblöcke bis hin zum fertigen Druck – wird auf diese Weise transparent gemacht, wobei die fertigen Arbeiten sich nach und nach zu einer Installation verdichten. Hinter Nasan Turs Ausstellung verbirgt sich eine Anspielung auf die Vergangenheit des Galeriegebäudes, in dem einst die Druckerei des Berliner Tagesspiegels untergebracht war. Dem Verweis auf die schnelle, maschinelle Medienproduktion stellt der Künstler eine der ältesten und langsamsten Drucktechniken gegenüber, um auf diese Weise die zunehmende Mühelosigkeit gegenwärtiger Informationsverbreitung hervorzuheben.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 25. November, von 18 bis 21 Uhr, statt. Alles weitere erfahrt ihr hier.
WO: Blain|Southern, Potsdamer Str. 77-87, 10785 Berlin.

1_ubermorgen_doyouthink-thatsfunny-_thesnowden_files

Do You Think That’s Funny? The Snowden Files (Installation), UBERMORGEN.

Am Wochenende werden sich dann auch noch die Netzaktivisten und Hacker unter uns die Hände reiben, denn es findet die nunmehr zehnte Konferenz des Disruption Network Lab im Kunstquartier Bethanien statt. Wem jetzt nur Fragezeichen vor der Netzhaut flimmern, der sei hiermit aufgeklärt: Die Konferenz, die in diesem Jahr den Titel „TRUTH-TELLERS: The Impact of Speaking Out“ trägt, widmet sich der Bedeutung von freier Meinungsäußerung, Leaking und Whistleblowing aus technologischer, kultureller sowie künstlerischer Perspektive. ProgrammiererInnen, AktivistInnen, JournalistInnen, WissenschaftlerInnen und KünstlerInnen kommen zusammen, um gemeinsam über die Verbreitung von Wahrheit und die weitreichenden Konsequenzen dieses Handlungsaktes zu reflektieren. Den Auftakt der Veranstaltung bildet ein Vortrag der Amerikanerin Grace North am Freitagnachmittag, die eine Fürsprecherin des Statfor-Hackers Jeremy Hammond ist.

WANN: Die Konferenz findet am Freitag, den 25. November, und am Samstag, den 26. November, statt. Einen Überblick über das Programm findet ihr hier.
WO: Kunstquartier Bethanien, Mariannenplatz 2, 10997 Berlin.

Weitere Artikel aus Berlin