Berliner Kunstgriff
21.06. - 27.06.16

21. Juni 2016 • Text von

Abraham Maslow sagte mal, erst wenn die physischen Grundbedürfnisse befriedigt seien, ließe sich Kultur schaffen. Also schmiert euch ein Käsebrot und macht euch bereit für die kommende Woche. Beim „48 Stunden Neukölln“ könnt ihr dann euren Sättigungszustand erforschen.

Thomas Florschuetz, Diptychon Nr. 8, Courtesy Galerie koal.

Thomas Florschuetz, Diptychon Nr. 8, Courtesy Galerie koal.

Die Galerie koal hat eine ganze Reihe herausragender Fotokünstler zusammengeführt, um gemeinsam das Spannungsverhältnis zwischen materieller Körperlichkeit und nicht-figürlicher Abstraktion in der Fotografie zu untersuchen. Konkret bedeutet das eine Nebeneinanderstellung von Aktaufnahmen und ungegenständlichen Abbildungen, die in ihrer scheinbaren Gegensätzlichkeit einen Assoziationsspielraum für den Betrachter eröffnen, von dem beide Positionen profitieren. Eine interessante Neuinterpretation von den Möglichkeiten der Fotografie, denn so können neben vielversprechenden jungen Künstlern Berühmtheiten wie Robert Mapplethorpe und László Moholy-Nagy in ganz neuem Licht gesehen werden. 

WANN: „Facing“ eröffnet am Mittwoch, den 22. Juni, zwischen 19 und 21 Uhr.
WO: Galerie koal, Leipziger Straße 47, 10117 Berlin.

Nguyen Xuan Huy, Waiting until the Sun sets, 2015, Courtesy Galerie Rothamel.

Nguyen Xuan Huy, Waiting until the Sun sets, 2015, Courtesy Galerie Rothamel.

Am Donnerstag, den 23. Juni, eröffnet im Haus am Lützowplatz die Ausstellung „Der feine Riss – Zeitgenössische Malerei auf dem historischen Feld“. Die gezeigten Werke reflektieren das geschichtsträchtige Medium in einem Kontext, in dem diese „unzeitgemäße“ Technik langsam aber sicher aus der zeitgenössischen Praxis verschwindet. Doch sind die Arbeiten in ihrer Thematik und Ästhetik keineswegs traditionell und zeigen das geschickte Handwerk und präzise Können eines langwierigen Arbeitsprozesses, das heute leider immer seltener wird. So bezieht die Ausstellung auch eine kritische Stellung gegenüber aktuellen Entwicklungen im Kunstbetrieb und wirft die Frage auf, wo und wie die traditionelle Malerei in der multimedialen Gegenwart auch kunsttheoretisch zu verorten sei.

WANN: Vernissage ist am Donnerstag, den 23. Juni ab 19 Uhr.
WO: Haus am Lützowplatz, Lützowplatz 9, 10785 Berlin.

F. C. Gundlach, Brigitte Bauer Badeanzug Sinz, Vouliagmeni 1966, Courtesy CFA Berlin.

F. C. Gundlach, Brigitte Bauer Badeanzug Sinz, Vouliagmeni 1966, Courtesy Contemporary Fine Arts.

Weiter am Freitag, den 24. Juni, bei Contemporary Fine Arts. Zum 90. Geburtstag des Meisters der Modefotografie widmet die Galerie F.C. Gundlach eine Ausstellung. Der Herr hat dabei die ausgestellten 90 Werke eigenhändig aus seinem umfangreichen Lebenswerk ausgewählt. Neben seinen ikonischen Aufnahmen seit der 50er Jahre – die man ja zu Genüge aus allen Medien kennt – sind auch experimentelle Arbeiten dabei, die die Klassiker neu beleben. Der Ausstellung wird dadurch ein interessanter, persönlicher Touch verliehen, der das faszinierende Leben des Fotografen beleuchtet.

WANN: Am Freitag, den 24, Juni, wird von 18 bis 20 Uhr eröffnet.
WO: Contemporary Fine Arts, Am Kupfergraben 10, 10117 Berlin.

Caro Jost, Invoice Painting, Courtesy Caro Jost.

Caro Jost, Invoice Painting, Courtesy Caro Jost.

„White Street“ – Das ist nicht nur der Titel der Einzelausstellung von Caro Jost bei 401contemporary, sondern auch die New Yorker Straße in der Barnett Newman damals seine abstrakt-expressionistischen Werke schuf. Hier spiegelt sich bereits die Faszination, die der Amerikaner auf die Künstlerin ausgeübt hat wider. Und die bildet schließlich auch das Fundament der Ausstellung. In unterschiedlichen Werkgruppen, die ihre bekannten Arbeitsweisen wie jene der „Streetprints“ oder ihrer dokumentarischen Videokunst aufgreifen, verweist Jost auf Newman und seine Arbeit. In ihrer neuen Serie „Invoice Paintings“ überdruckt und übermalt sie sogar originale Rechnungsbelege für dessen Künstlerbedarf und erweist seinem Schaffen damit die höchste Ehre.

WANN: Die Eröffnung wird am Freitag, den 24. Juni, ab 18 Uhr vonstatten gehen. 
WO: 401contemporary, Potsdamer Straße 81 B, 10785 Berlin.

48 Stunden Neukölln, Grafik thomaslehner.com, Foto: Andy King.

48 Stunden Neukölln, Grafik thomaslehner.com, Foto: Andy King.

Das Wochenende wird wild und bunt, denn von Freitag bis Sonntag wird das Kunstfestival „48 Stunden Neukölln“ veranstaltet, das über 1.200 jungen Künstlern eine experimentelle Plattform bietet, um sich vor der Öffentlichkeit auszutoben. Das Thema dieses Jahr: SATT. Der fragile, flüchtige Seinszustand zwischen Hunger und Überdruss, das Sinnbild der gemäßigten Mitte, die die Welt nicht finden kann. Auf welche politischen, religiösen oder soziologischen Ebenen sich diese drei Begrifflichkeiten übertragen lassen, beweisen die vielen Teilnehmer mit unterschiedlichsten Mitteln. Eine davon ist Petra Kilian, deren Textilarbeiten der Werkreihe „a perfect life – welcome to the app store“ mit ihren satten Farben und wiederkehrender Symbolik an Apps aus dem Smartphone erinnern – an das Handy, das durch eine Berührung (fast) alle Bedürfnisse stillen kann. Doch hinter Kilians Arbeit steckt mehr als das: Sie reflektiert die Maslowsche Bedürfnispyramide und mittelalterliche Altarretabeln und noch viel mehr.

WANN: Die Vernissage der Ausstellung findet am Freitag, den 24. Juni ab 19 Uhr statt. Das Programm für das Festival findet ihr hier.
WO: Formfischer, Bürknerstraße 1, 12047 Berlin. Das Festival ist  über ganz Neukölln verstreut. Details auf der Website

 

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