Berliner Kunstgriff 20.-27.12.2016
20. Dezember 2016 • Text von Leonie Huber
Seien wir ehrlich: In der Woche vor Weihnachten hat niemand Zeit Veranstaltungen zu besuchen. Deshalb findet auch nichts statt. Nach oder während der Feiertage hingegen tut ein bisschen Kunst zur Verdauung von Plätzchen und Braten oder als Ausflucht vor dem Family-Overkill ganz gut. Hier drei Tipps für die besinnlichen Tage.
Vielleicht wird 2017 alles anders; vielleicht eröffnet der BER. Im Gegensatz dazu, dass Witze über den neuen Berliner Flughafen inzwischen zum guten Ton gehören, sieht die Stadt einer anderen Großbaustelle in Ruhe beim Wachsen zu: Das Humboldtforum wird jeden Tag ein bisschen klassizistischer und soll ab 2019 globale Kunst- und Kulturgeschichte vermitteln. Wer sich jetzt schon ein Bild davon machen will wie dortige Ausstellungen aussehen könnten, der besucht noch bis zum 9. Januar 2017 die Ausstellung „Der britische Blick: Deutschland – Erinnerungen einer Nation“ im Martin-Gropius-Bau. Warum? Neil Mc Gregor – Gründungsintendant des Humboldtforums, ehemaliger Direktor des British Museum – erklärt darin die deutsche Geschichte anhand von 200 Objekten. Die Ausstellung spürt der deutschen Identität aus britischer Sicht nach und ist auf medialer und methodischer Ebene richtungsweisend für das Berliner Stadtschloss.
WANN: Mittwoch bis Montag, 10 bis 19 Uhr, nur am 24.12. und 31.12.17 geschlossen.
WO: Martin Gropius Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin. Alles weitere hier.
Wer sich 52 Wochen im Jahr nur in Neukölln, Kreuzberg und Mitte aufhält, kann ja mal einen Ausflug nach Charlottenburg machen. Breite – saubere! – Bürgersteige, bürgerliche Idylle und traumhafte Altbauten. Gegenüber von dem Schloss Charlottenburg, das mit seinem angrenzenden Park allein einen Besuch wert ist, steht das Museum Berggruen. Es ist Teil der Staatlichen Museen zu Berlin und zeigt seit seinem Bestehen momentan erstmals zeitgenössische Kunst in seinen Räumlichkeiten. Die Ausstellung „George Condo – Confrontation“ setzt Werke des amerikanischen Malers von 1980 bis heute in Beziehung zu Werken der Klassischen Moderne aus der Sammlung der Nationalgalerie. Condo bezieht sich in seinen Bildern, Skulpturen und Collagen immer wieder auf die europäische und US-amerikanische Kunstgeschichte, derer er sich durch Ironie und Humor in Ehrfurcht nähert.
WANN: Dienstag bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, nur am 24.12. und 31.12.17 geschlossen.
WO: Museum Berggruen, Schloßstraße 1, 14059 Berlin. Und online.
Die richtig Mutigen verlassen nicht nur ihren Kiez, sondern bewegen sich aus dem Ring raus. Das Haus am Waldsee übertrifft sogar das Museum Berggruen an Idylle. In Mitten einer Wohngegend im Süd-Westen der Stadt wird dort internationale Kunst ausgestellt. Seit November läuft die erste Überblicksausstellung von Julian Röder in Deutschland. Der 1981 geborene Fotograf dokumentiert mit seinen Bildern die globalisierte Wirklichkeit und widmet ganze Serien einzelnen gesellschaftlichen Phänomenen, welche die Beziehung von Ökonomie und Macht verhandeln. Ästhetisch ansprechend, thematisch ausgereift und es gibt auch ein kleines Café neben dem Ausstellungshaus.
WANN: Dienstags bis Sonntag, 11 bis 18 Uhr, nur am 24. und 31.12.16 geschlossen.
WO: Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, 14163 Berlin. Details hier.