Berliner Kunstgriff
17. - 24.01.17

17. Januar 2017 • Text von

Während der Mecedes Benz Fashion Week ist Berlin bevölkert von Mode Bloggern und anderen Menschen, die viele Follower auf Instagram haben. Es bleibt unklar, ob die Berliner Galerien dieses Publikum auf ihren Vernissagen sehen wollen, oder ob es Zufall ist, dass dieses Wochenende alles, was Rang und Namen hat, eröffnet.

kw_wilson_circle_at-janmot-bxl_1024

Ian Wilson: Circle on the floor, 1968. Kreide, 183 cm Durchmesser. Installationsansicht: Ian Wilson, Galerie Mot & Van den Boogaard, Brüssel/Brussel. Courtesy der Künstler und Jan Mot, Brüssel.

Die am längsten erwartete Veranstaltung diese Woche ist die Wiedereröffnung des KW. Nach einer halbjährigen Renovierungspause und unter dem neuem Direktor Krist Gruijthuijsen feiern die Kunstwerke ihr 25-jähriges Bestehen. Im Mittelpunkt des Eröffnungswochenendes steht der Künstler Ian Wilson, welcher sich seit den 1960er Jahren in Form von Diskussionen und anderen ephemeren künstlerischen Aktionen mit dem Phänomen Zeit, sowie der Differenz zwischen Wissen und Nicht-Wissen auseinandersetzt. Das Oeuvre von Wilson ist sowohl theoretisch wie physisch der rote Faden, der die übrigen Einzelausstellungen von Hanne Lippard, Adam Pendleton und Paul Eillman verbindet. Jeder der drei Kunstschaffenden macht eine andere Manifestation der menschlichen Kommunikation zum Thema seiner Kunstwerke: Kommunikation durch Schrift, mit Hilfe des Körpers oder durch Sprache. Ausgehend von Wilsons Praxis wird außerdem unter dem Titel „The Weekends“ eine Reihe von Performances, Konzerten, Vorträgen und Filmvorführungen präsentiert.

WANN: Los geht’s am Donnerstag, den 19.Januar 2017, um 19 Uhr.
WO: KW – Institute for Contemporary Art, Auguststraße 69, 10117 Berlin. Informationen rund um die Wiedereröffnung findet ihr online.

V_A_28463_1024

Totenbündel mit der Bestattung eines Mannes, Ychsma, 900–1470 n. Chr., Peru, Chuquitanta, Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin. © Foto: Ethnologisches Museum – Staatliche Museen zu Berlin.

An demselben Abend eröffnen in Fußnähe von den Kunstwerken außerdem Eigen + Art und die Galerie Neu Ausstellungen, in Kreuzberg das Künstleraus Bethanien und am Tiergarten das Haus am Lützowplatz. Unweit von den zahlreichen Eröffnungen rund um die Auguststraße bietet sich südlich der Spree eine gute Alternative, um dem Trubel zu entkommen und einen kleinen Blick in das Humboldt Forum und gleichzeitig über den eigenen Horizont hinaus zu werfen. Im Musterraum der Schlossbaustelle wird der Abend dem Filmkollektiv DOCUPERU gewidmet. José Balado Díaz und Isabel Madueño Medina stellen ihre mehrteilige Kurzfilmserie „Caravan Documentary“ vor, welche Menschen und deren Arbeit in den ländlichen Gegenden von Peru abbildet. Während ihrer Reise von der regenlosen Küste über die Höhenzüge der Anden bis in die Wüsten Perus hielten die beiden Dokumentaristen die tägliche Arbeit und alltägliche Armut der peruanischen Bevölkerung filmisch fest. Die Filmvorführung und anschließende Diskussion findet im Rahmen der Ausstellung „Extreme! Natur und Kultur am Humboldtstrom“ in spansicher Sprache mit deutscher Übersetzung statt.

WANN: Am Donnerstag, der 19. Januar 2017, ist ab 18:30 Uhr Einlass, die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.
WO: Musterraum auf der Schlossbaustelle am Eingang Süd, Schlossplatz, Ecke Breite Straße. Details und Anmeldung hier.

Zwischenablage01_1024

Marley Freeman: Cancel my appointment, 2016, acrylic on linen, 30,48 x 25,4 cm. Courtesy of the artist and PSM Gallery.

Freitagabend zählt der Index nicht weniger als elf Vernissagen – darunter in der Galerie König und bei Esther Schipper. Dafür ist es am Samstag vergleichsweise ruhig: Es werden lediglich vier Eröffnungen aufgeführt. Unser persönlicher Favorit ist Marley Freeman in der PSM Gallery. Die Malereien der in Brooklyn lebenden Künstlerin verbinden den großen Gestus des abstrakten Expressionismus mit dem feministischen Selbstverständnis der ihrer selbst. Einerseits mischt Freeman die von ihr verwendeten, industriellen Acrylfarben direkt auf der Leinwand, andererseits erweitert sie ihre abstrakten Kompositionen durch das Hinzufügen von gebrauchten Stofffetzen um ein narratives Element. Auf die Frage, ob sie wisse worum es in ihrer Malerei ginge, antwortet Freemann: „No. As soon as I start to know I change it.“ Sehr sympathisch.

WANN: Die Eröffnung beginnt am Samstag, den 21.01.2017, um 18 Uhr.
WO: PSM Gallery, Köpenicker Straße 126, 10179 Berlin. Alles weitere hier.

Weitere Artikel aus Berlin