Berliner Kunstgriff
16.01. - 22.01.18

16. Januar 2018 • Text von

Zeitgenössische Porträt-Tondi, japanische Werkzeugmalerei und Appropriation Art à la Don Quijote. Die kommende Kunstwoche sorgt für ein ausgewogenes Kulturprogramm mit allem was das Herz begehrt: Ein bisschen Malerei, ein bisschen Kunstgeschichte und ein bisschen Literatur.

Thomas Helbig, Dame, 2017, Courtesy der Künstler & Galerie Guido W. Baudach, Berlin Foto: Roman März

In die Galerie Guido W. Baudach lockt Thomas Helbig mit „Ritratti di donne“- Porträts von Frauen. Weshalb der italienische Titel für die Einzelausstellung des Rosenheimers? Weil der Maler hierfür auf den Repräsentationsmodus des Tondo zurückgreift, der im alten Rom besonders beliebt für Darstellungen der Jungfrau Maria verwendet wurde. Was altbacken klingt, wird bei Helbig plötzlich hochaktuell. Denn er fragt nach den Möglichkeiten der Porträtmalerei im Zeitalter der Fotografie, die heute irgendwo zwischen indexikalisch und ikonisch liegen können. Doch seine Porträts funktionieren anders, sie starren zurück und verwischen die Grenze zwischen Mensch und Abbild. Mehr noch, er irritiert den Betrachter auch auf räumlicher, kompositorischer Ebene: Seine Tondi schweben irgendwo auf der rechteckigen Leinwand und enthebeln so auch den sicheren Betrachterstandpunkt. Helbig schafft so ein komplexes Raumkonstrukt, in dem das Bild in seine Umgebung eingreift und den Ausstellungsraum samt seinen Besuchern destabilisiert.

WANN: Die Ausstellung wird am Donnerstag, den 18. Januar, zwischen 18 und 21 Uhr eröffnet.
WO: Galerie Guido W. Baudach, Potsdamer Straße 85, 10785 Berlin.

Futo Akiyoshi, something too much (detail), 2017, Courtesy Sexauer Gallery

Auch Futo Akiyoshi ist leidenschaftlicher Maler. Für den Japaner ist dabei vor allem ihre Textur und Haptik von Bedeutung, er modelliert seine Leinwände wie ein Bildhauer. Hierbei geht er nicht aber willkürlich vor, wie seine abstrakten Farbspiele bisweilen vermuten lassen, sondern unterwirft sich strenger Regeln, die er in jeder seiner umfangreichen Serien neu definiert. In der Galerie Sexauer wird ab Freitag, den 19. Januar, seine neueste Reihe „something too much“ präsentiert, die mit nur einer ungemischten Ölfarbe arbeitet und diese mit unterschiedlichsten Malwerkzeugen gestaltet. Obwohl das Produkt durch seine Spuren nur mit dem Kenner malerischer Mittel explizit kommunizieren kann, bestechen Akiyoshis Leinwände durch einen poetischen Minimalismus, hinter dem eine mystisch verklärte Malerfigur steht.

WANN: Das Opening findet am Freitag, den 19. Januar, zwischen 18 und 21 Uhr statt.
WO: Sexauer Gallery, Streustraße 90, 13086 Berlin.

Jonathan Horowitz, Coke and/or Pepsi machine, 2007, angepasster, betriebsfähiger Getränkeautomat, Courtesy Barbara Weiss

Don Quijote, der große literarische Held des Spanischen Mittelalters, bildet den Ausgangspunkt einer gleichnamigen Gruppenausstellung bei Barbara Weiss, in der unter anderem Elaine Sturtevant, Jonathan Horowitz und Puppies Puppies vertreten sind. In Bezug auf die Wirkungsgeschichte des Romans von Miguel de Cervantes appropriieren die ausgestellten Werke kulturelles Gedankengut und Bildmaterial und bereichern dieses durch ihre eigene Handschrift. Sie hinterfragen, wie bereits Jorge Luis Borges in Hinblick auf de Cervantes, das Konzept von Autorenschaft, untersuchen den Prozess der Aneignung fremder Schöpfungen aber auch kritisch. Appropriation Art am Beispiel Don Quijote!

WANN: Zur Vernissage wird am Samstag, den 20. Januar, von 18 bis 21 Uhr geladen.
WO: Galerie Barbara Weiss, Kohlfurter Straße 41/43, 10999 Berlin.

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