Berliner Kunstgriff
15.11. - 21.11.16

15. November 2016 • Text von

Ja, die letzte Woche war hart. Nachdem so viele schlechte Neuigkeiten auf uns herabgeprasselt sind, können wir alle dringend ein wenig Optimismus gebrauchen. Unsere Künstler der Stunde lassen sich nicht unterkriegen und beweisen sich durch Hartnäckigkeit, einem kritischen Blick und Innovativität.

Iris Schieferstein, Horse Shoes, Courtesy The Ballery.

Iris Schieferstein, Horse Shoes, Courtesy The Ballery.

Selbst eine drohende Gefängnisstrafe und diverse Hassbriefe konnten sie nicht stoppen: Die Künstlerin und autodidaktische Präparatorin Iris Schieferstein zerlegt weiterhin fleißig tote Tiere als Rohmaterial für ihre Kunst. Ratten- bis Rehkadaver werden von ihr erst fragmentiert und dann in absurden Kombinationen als ästhetische Objekte regelrecht wiederbelebt. Ihre Arrangements bedienen sich dabei gerne barocker Bildsprache und zitieren alte Meister, immer wieder parodieren sie aber auch die zeitgenössische High-Fashion in Form von Pferdehuf-Highheels oder Rattenhüten. Die allzu präsente Thematik des Todes in den Werken ist unterhaltsam, abscheulich und anziehend zugleich – Schiefersteins Objekte gehen unter die Haut!

WANN: Die Soloausstellung eröffnet am Mittwoch, den 16. November, um 18 Uhr.
WO: The Ballery, Nollendorfstr. 11-12, 10777 Berlin.

Christopher Kline, O.K. – THE MUSICAL (THE MANY GHOSTS OF MARTIN VAN BUREN), courtesy the artist

Christopher Kline, O.K. – The Musical (The Many Ghosts of Martin Van Buren), Courtesy the artist.

Der Zeitpunkt für Christopher Klines Ausstellung in der WNTRP Galerie könnte kaum besser liegen. Gezeigt wird hier nämlich eine Episode seines Großprojektes „O.K. – The Musical (The Many Ghosts of Martin Van Buren)“, in dem er die lokale Geschichte seines Heimatortes Old Kinderhook im Bundesstaat New York aufarbeitet und reinszeniert. Der Protagonist: Martin Van Buren, achter Präsident der Vereinigten Staaten und dem Schein nach ein doppelbödiges politisches Arschloch. Klingt vertraut? Die Videoinstallation, eine 5-minütige Szene eines Puppentheaters, zeigt Van Buren in seiner riesigen gelben Villa aus Pappe bei der Niederschrift seiner Memoiren. Dabei wird er von zwei Geistern heimgesucht, die massiv unter seinen politischen Entscheidungen zu leiden hatten, und welche selbstverständlich keine Erwähnung in seiner glorreichen Biographie finden. Eine Warnung für die Zukunft? Vielleicht.

WANN: Die Installation ist ab Freitag, dem 18. November, zu sehen.
WO: WNTRP, Potsdamer Straße 91, 10785 Berlin.

Robert Morris, Untitled (Williams Mirrors), 1976-77, © Robert Morris / ARS, New York 2016, Courtesy of the artist, Sprüth Magers and Castelli Gallery.

Robert Morris, Untitled (Williams Mirrors), 1976-77, © Robert Morris / ARS, New York 2016, Courtesy the artist, Sprüth Magers and Castelli Gallery.

Erst Bruce Naumann und jetzt Robert Morris – Es kommt der nächste bedeutende Vertreter des Minimalismus nach Berlin! Um genau zu sein in Form von sechs seiner ikonischen Raumskulpturen aus unterschiedlichen Schaffensphasen seit 1961. Die Großobjekte des Amerikaners beschäftigen sich durchweg auf innovative Art und Weise mit dem Prozess der künstlerischen Produktion und stellen diesen oft ostentativ zur Schau. Durch Verwendung industrieller Materialien stellten sie vor allem im Entstehungskontext konventionelle Herstellungsmethoden in Frage und boten neue Blickrichtungen. Noch heute ist Morris’ Behandlung und Beeinflussung von Körper und Raum in Interaktion mit seiner Kunst besonders beeindruckend. Bei Sprüth Magers setzt er ganze Räume in Bewegung, bindet den Betrachter physisch ein und spuckt ihn anschließend wieder aus.

WANN: Vernissage von „Refractions“ findet am am Samstag, den 19. November, von 18 bis 21 Uhr, statt.
WO: Sprüth Magers Berlin, Oranienburger Straße 18, 10178 Berlin.
WAS: Am selben Abend eröffnet ebenfalls die Soloausstellung von Kaari Upson – „MMDP“.

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