Berliner Kunstgriff
14.02. - 20.02.17

14. Februar 2017 • Text von

Unnützes Wissen gefälligst: Heute vor achtundfünfzig Jahren wurde die erste Barbiepuppe in den USA verkauft. Wer sich Gehaltvolleres an diesem Dienstagmorgen wünscht, klicke auf weiterlesen und lasse sich von Berlins Kunstwoche inspirieren.

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Jill Magid, Still from Trust, (Evidence Locker), 2004 © Jill Magid, Courtesy the artist & untithen.

Die Kunstwoche startet am Mittwoch in der NOME Galerie. Das Sujet, dem sich die amerikanische Künstlerin Kirsten Stolle zuwendet, scheint zunächst eher kunstuntypisch zu sein: In ihren Arbeiten untersucht sie den weltweiten Einfluss der Chemie-Industrie auf unsere Lebensmittelproduktion. Wer nun schnöde Auswertungen erwartet, hat sich geschnitten. Stolle übersetzt die Ergebnisse ihrer Recherchen in Collagen, Zeichnungen und ortsspezifische Installationen, die sowohl inhaltlich als auch visuell gehaltvoll sind. In ihrer Ausstellung „Proceed at Your Own Risk“ gewährt die Künstlerin nun Einblick in zwei verschiedenen Serien: Bei „Monsanto Intervention“ handelt es sich Collagen, die aus Werbeanzeigen der „Monsanto Chemical Company“ zusammengesetzt sind und die Firmenslogans als bittere Trugschlüsse offenbaren. Hinter ihrer zweiten Serie „Animal Pharm“ verbergen sich filigran-poetische Kompositionen, in denen medizinische Geräte ganz selbstverständlich mit Pflanzen verwachsen und die als kritischer Kommentar auf den Einsatz von Gentechnik in der Pharmaindustrie zu verstehen sind. Hin oder her? Hin!

WANN: Die Eröffnung findet am Mittwoch, den 15. Februar, ab 18 Uhr, statt. Die Ausstellung ist danach bis zum 8. April zu sehen. Info’s gibt’s hier.
WO: NOME, Dolzinger Str. 31, 10247 Berlin.

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Kirsten Stolle, Protecting Your Own Tail, 2013. Courtesy: the artist, NOME.

Weiter geht es dann am Freitag, wo gleich drei lohnenswerte Ausstellung der winterbedingten Couchzuneigung den Garaus machen. Bei Magic Beans sind zunächst einmal mathematische Kenntnisse gefragt: Was kommt dabei heraus, wenn man die Wurzel aus „Magie + Liebe x Kunst²“ zieht? Bei wen nun ein dickes Fragezeichen auf der Stirn blinkt, der hat alles richtig gemacht: Der selbstironische Titel spielt auf Kunstwerke an, die dem Unbekannten verschrieben sind. Magie lautet das große Stichwort und wenn die im Spiel ist, geht es nun mal rätselhaft zu. Deshalb sind die in der Gruppenschau präsentierten Werke allesamt von dem Wissen getragen, eben nichts zu wissen und stimulieren damit gehörig unsere Hirnkörperchen. Das Kunstwerk als Zaubertrick, der nur solange fasziniert, bis man ihn aufgedeckt hat. Wir wollen es gar nicht so genau wissen und tappen wohlgemut ins Ungewisse.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 17. Februar, von 18 bis 21 Uhr, statt. Nachlesen dürft ihr hier.
WO: Magic Beans, Auguststraße 86, 10117 Berlin.

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Hito Steyerl, Still from How Not to Be Seen: A Fucking Didactic Educational .Mov File, 2013, HD Video © Hito Steyerl, Courtesy the artist and Andrew Kreps Gallery, New York.

Ob wir sonntagmorgens in Schlafmontur beim Späti eine Tüte Milch besorgen, uns von Google Maps den Weg zum neuen Café weisen lassen oder mal wieder stundenlang auf Instagram rumhängen – permanent werfen, sei es nun durch Kameras, Cookies oder Vorratsdatenspeicherung, unsichtbare Instanzen äußerst wachsame Augen auf uns. Die Ausstellung „Watched! Surveillance, Art and Photography“, die am Freitag bei C/O eröffnet, wendet sich nun den komplexen Mechanismen moderner Alltagsdurchleuchtung zu. Die zentrale Frage lautet hierbei: Wie können zeitgenössische Kunst und Medientheorie zu einem besseren Verständnis der modernen Überwachungsgesellschaft beitragen? Rund 20 internationale KünstlerInnen, darunter sowohl Newcomer wie Julian Röder oder Esther Hovers als auch etablierte Positionen wie Hito Steyerl oder Ai Wei Wei, diskutieren dieses und weitere Probleme rund um die Thematik.

WANN: Die Eröffnung der Ausstellung findet am Freitag, den 17. Februar, um 19 Uhr, statt. Alles weitere hier.
WO: C/O Berlin, Hardenbergstraße 22-24, 10623 Berlin.

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SCHAUM, Surrogat III, 2015. Courtesy: SCHAUM

Zu guter Letzt schicken wir euch am Freitag dann noch in die Akademie der Künste, wo das Künstlerkollektiv SCHAUM eine Ausstellung zum Thema „Selbstoptimierung“ realisiert hat. Ob es den wöchentlichen Run ins Fitnessstudio, das Posten der Urlaubsfotos auf Instagram oder das Lechzen nach Self-Fulfillment im Job betrifft – permanent ist das Individuum damit beschäftigt, seinen Geist und Körper bis zur Vollkommenheit zu schleifen und damit den eigenen Wert beziehungsweise das eigene Wertegefühl zu steigern. Warum und wie sich der Fokus immer mehr hin zum Selbst verschiebt, untersucht die Künstlergruppe in eigens für die Schau produzierten Werken. Zur Eröffnung findet außerdem eine Live-Performance des Kollektivs statt.

WANN: Die Eröffnung finden am Freitag, den 17. Februar, um 19 Uhr, statt. Info’s? Bitteschön.
WO: Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin.

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