Berliner Kunstgriff
05.06. - 11.06.18

5. Juni 2018 • Text von

Anlässlich der Eröffnung der Berlin Biennale füllt sich die Stadt mit dem Who-is-Who der internationalen Kunstszene. Andere Institutionen nutzen die Gunst der Stunde, um nicht weniger aufwändige Ausstellungsprojekte vorzustellen.

Kuratorisches Team der 10. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst, v. l. n. r.: Thiago de Paula Souza, Gabi Ngcobo, Nomaduma Rosa Masilela, Yvette Mutumba, Moses Serubiri. Foto: F. Anthea Schaap.

Diesen Sommer findet die 10. Berlin Biennale in der deutschen Hauptstadt statt. Die erste Ausgabe wurde 1996 von Klaus Biesenbach, Hans Ulrich Obrist und Nancy Spector kuratiert, 22 Jahre später wurde die südafrikanische Kuratorin Gabi Ngcobo mit dieser Aufgabe betraut. Gemeinsam mit ihrem Team von Nomaduma Rosa Masilela, Serubiri Moses, Thiago de Paula Souza und Yvette Mutumba versammelte sie knapp 50 Künstler*innen unter dem Titel „We don’t need another hero“. Die These lautet, dass in Zeiten einer kollektiven Psychose des 21. Jahrhunderts keine heroischen Übermenschen oder neue Leitfiguren den Weg weisen, sondern in gemeinschaftlichen Räumen und Handlungen neue Narrative entstehen sollten. Die römische Ziffer X im Titel der Kunstschau beschreibt nicht nur, dass es sich dabei um die zehnte Ausgabe handelt, sondern auch, dass die intersektionelle Betrachtung von verschiedenen Diskriminierungserfahrungen in Gegenwart und Vergangenheit im Mittelpunkt der künstlerischen Auseinandersetzung mit Gesellschaft und Individuum steht.

WANN: Die Biennale eröffnet am Freitag, den 8. Juni, um 19 Uhr.
WO: Zu den diesjährigen Ausstellungsorten gehören die Akademie der Künste, die KW Institute for Contemporary Art, das ZK/U – Zentrum für Kunst und Urbanistik und der Volksbühne Pavillon. Alles weitere online.

VALIE EXPORT: Metallene Gesten, 1973, Fotografie, 17,7 x 24 cm. © VALIE EXPORT.

Am selben Abend nur ein paar hundert Meter weiter widmet sich der Neue Berliner Kunstverein dem Oeuvre von zwei bedeutenden Künstlerinnen der Gegenwart: Im Showroom eröffnet eine von René Block, Gallerist und Kunstsammler, konzipierte Ausstellung von Alicja Kwade, und in den Ausstellungsräumen ist eine retrospektive Schau von VALIE EXPORT mit Werkkomplexen aus über fünf Jahrzehnten zu sehen. Kwade widmet sich in ihren formal ausdifferenzierten, konzeptionellen Arbeiten dem Verhältnis von Realität und Fiktion und was dieses über die Gesellschaft in einer medialen Welt aussagt, für die in Zeiten sich von selbst auflösender Autorschaft Identität zur Währung geworden ist. EXPORT hat als eine der Vorreiter*innen von feministischer, sowie medienkritischer Kunst seit den Sechziger Jahren Performances, Installationen und Videos geschaffen, die neue Sichtweisen auf Dichotomien wie Individuum/Gesellschaft, Kultur/Natur und Mann/Frau eröffnen. Nachdem die von Sabine Folie kuratierte Ausstellung bereits in Linz gezeigt wurde, ist sie nun über den Sommer im n.b.k. zu sehen.

WANN: Die Eröffnung beginnt am Freitag, den 8. Juni, um 19 Uhr.
WO: n.b.k. Neuer Berliner Kunstverein, Chausseestraße 128/129, 10115 Berlin. Infos hier.

Doug Wheeler: Untitled”, 1969/2014. Vacuum-formed acrylic, sprayed lacquer on acrylic, electronic transformer, and daylight neon, 229.9 x 229.9 x 7.6 cm. © 2014 Doug Wheeler. Courtesy David Zwirner, New York. Foto: Tim Nighswander.

Eine der großen Stärken des Werks von Alicja Kwande, ebenso wie von VALIE EXPORT, ist, dass dem aufklärerischen Gestus eine adäquate Form gegeben wird und das Publikum eine phänomenologische, ebenso wie intellektuelle Erfahrung macht. Kunst als unmittelbares Erleben einer Situation, in der der Dualismus von Subjekt und Objekt überwunden wird, ist der Gegenstand der von Thomas Oberender und Tino Sehgal konzipierten Ausstellung im Martin Gropius Bau. Unter dem Titel „Welt ohne Außen. Immersive Räume seit den 60er Jahren“ werden bis Anfang August interdisziplinäre Werke gezeigt, die in diesem Sinne ihre eigene Zeitlichkeit und Realität generieren. Doch auch das Format des Projektes hebt sich von dem Üblichen ab: Eine Dauerkarte ermöglicht den mehrmaligen Besuch der Ausstellung, die sich nicht als geschlossene und gleichbleibende Einheit versteht.

WANN: Die Eröffnung findet am Freitag, den 8. Juni, um 19 Uhr statt.
WO: Gropius Bau, Niederkirchnerstraße 7, 10963 Berlin. Alles Weitere hier.

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