Berliner Kunstgriff
04.10. - 10.10.16

4. Oktober 2016 • Text von

Augen auf, hier kommen die Highlights der anstehenden Kunstwoche! Das Gezeigte ist nicht immer schön, sondern kann auch mal sehr schmerzhaft sein, jedoch beweist es sich als durchwegs lohnend und anregend.

Chih-Chien Wang, Orange and Chrystal Ball, Courtesy Künstlerhaus Bethanien

Chih-Chien Wang, Orange and Chrystal Ball, Courtesy Künstlerhaus Bethanien

Das Künstlerhaus Bethanien lockt diese Woche mit gleich fünf voneinander unabhängige Ausstellungen in seine Räumlichkeiten, die gemeinsam am Donnerstag, den 6. Oktober, eröffnen. Der gebürtige Isländer Sveinn Fannar Jóhannsson beschäftigt sich mit Fotografie hinsichtlich ihres Verhältnisses zu Kontext, Inhalt und Betrachter. Bernd Kirschners lagenweise bearbeiteten Ölgemälde spielen mit dem Auge des Betrachters und thematisieren den Prozess des Malens ebenso wie den der Wahrnehmung des Gemalten mithilfe transparenter Farbschichten. Ihre angolanische Herkunft kontempliert Tatiana Macedo mit von ihr neu bearbeiteten Porträtaufnahmen ihrer Tante Bela aus den Siebziger Jahren. Die retuschierten und digitalisierten Fotodrucke kombiniert sie mit originalen Afri Kola Flaschen mit dem ursprünglichen Palmen Logo, was eine Anspielung auf die Popularität von Exotismen in der westlichen Werbebranche darstellt. Ein weiterer Raum ist dem „Museum of Longing an Failure“ gewidmet, einem fortlaufenden Projekt des Künstlerduos Lewis & Taggart, das sich als Sammlung aus Skulpturen von unterschiedlichsten Künstlern präsentiert. Chih-Chien Wangs Arbeit zeichnet sich durch eine einzigartige Inszenierung alltäglicher Objekte aus, die er um neue Perspektiven in Hinsicht auf Licht- und Schattenwirkung, Farblichkeit oder Beschaffung der Oberfläche erweitert. Er interessiert sich hierbei besonders für den Prozess der individuellen Wahrnehmung ein und derselben Realität.

WANN: Vernissage ist am Donnerstag, den 6. Oktober, ab 19 Uhr.
WO: Künstlerhaus Bethanien, Ausstellungsräume Kottbusser Straße 10, 10999 Berlin.

Koudelka Shooting Holy Land © Gilad Baram

Koudelka Shooting Holy Land © Gilad Baram

Auch dieses Jahr bereichert das Doku.Arts Filmfestival die Kulturlandschaft Berlins wieder mit jeder Menge internationaler Essayfilme zur Kunst. Sein Programm stellt das Genre des essayistischen Kinos mit 22 neuen Filmen vor, dokumentiert deren Gestaltungsreichtum in der Behandlung von literarischen und philosophischen Textvorlagen und beleuchtet ihre kulturkritische Bedeutung. Eröffnet wird mit der Deutschlandpremiere des Films „Notes on Blindness“ von Peter Middleton und James Spinney am Donnerstag, den 6. Oktober. Ein begleitendes Symposium am Freitag, den 7. Oktober, widmet sich Fragen zu Arbeitsweise und Verortung von Essayfilmen in Vergangenheit und Zukunft. Das vollständige Programm des Festivals ist hier abzurufen.

WANN: Das Veranstaltungsprogramm des Festivals erstreckt sich vom 6. bis zum 23. Oktober.
WO: Zeughauskino, Deutsches Historisches Museum, Unter den Linden 2, 10117 Berlin .
WAS: Reservierungen unter +49 (0)30 20304 421 oder zeughauskino@dhm.de

Memed Erdener, The Truth and the Public, 2015, Courtesy of the artist and Zilberman Gallery, Istanbul/Berlin

Memed Erdener, The Truth and the Public, 2015, Courtesy of the artist and Zilberman Gallery, Istanbul/Berlin

„Solange noch Kriege im Namen der Religion geführt werden, dürfen Künstler nicht schweigen“, sagt die türkische Künstlerin Şükran Moral. So schreien sie und weitere Künstler aus Istanbul über Damaskus und Lahore bis nach Berlin in der Zilberman Galerie in Charlottenburg regelrecht auf. Die Kuratorin A.S. Bruckstein Çoruh begreift die partizipierenden Künstler als Augenzeugen von Krieg und Terror, Unterwerfung und menschlichem Elend, denen weder Kunst noch Religion Abhilfe schaffen kann. Die Rolle des Künstlers als Zeugen wird von unterschiedlichsten Blickwinkeln betrachtet und durch sie hindurch Missstände der Gegenwart reflektiert, derer der Betrachter selbst durch Bilder und Nachrichten aus den Medien Beobachter aus der Ferne ist.

WANN: Die Ausstellung „The Red Gaze“ wird am Samstag, den 8. Oktober, ab 18 Uhr eingeläutet.
WO: Zilberman Gallery, Goethestraße 82, 10623 Berlin.

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