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Die Highlights der Diplomausstellung '16

5. Februar 2016 • Text von

Volle Gänge und sehr viel Kunst. Es war wieder so weit: Am Dienstag eröffnete die Diplomausstellung 2016 in der Akademie der Bildenden Künste und der Andrang war enorm.  Das konnten sich die Autoren von Gallerytalk natürlich nicht entgehen lassen. Ann-Kathrin Ntokalou und Quirin Brunnmeier berichten hier von ihren ganz persönlichen Highlights. Noch zu sehen bis Sonntag!

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Bild: Alina Maria Birkner, Instagram: @new.age.shit

Erstaunlich viel Mildes war dieses Jahr auf der Diplomausstellung zu sehen, findet Ann-Kathrin Ntokalou. Schöne Kunst, hipp, angenehm, pastellig und dadurch wenig angreifbar. Alina Birkner – in der SZ als eine der talentiertesten Nachwuchskünstlerinnen Münchens beschrieben – zeigt Bilder, die an lila Wolken und warmen Clubnebel erinnern. Kontrastreiche Neonrahmen säumen ihre Arbeiten, die unbestreitbar den Nerv der Zeit treffen: wohlig und knallig zugleich. Judith Grassl verfährt, was Farb- und Emotionskonzept anbelangt, ähnlich, wenn auch Technik und Ergebnis stark von Birkners Arbeiten variieren.

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Bild: Judith Grassl, Das Grosse Gehege

Grassl lässt vor klarem Hintergrund drusenartige Felder entstehen. Formen und Farbflächen laufen ineinander über und werden dabei zum Ausblick durch ein Fenster in eine heile Welt. Auch in Amedeo Polazzos Arbeiten findet sich das pastelle Farbkonzept. Seine Installation ragt bis unter die Decke des hohen Raumes der Klasse Markus Oehlen. Tongefäße, mal bauchig, schlank oder eckig ziehen sich auf kleinen Holzregalen die Wand empor. Polazzo spielt mit der Reproduktion, dem Seriellen. In alter Form doch in neuem Gewand präsentiert er seine getonten Krüge und Vasen, die an antike Vorbilder erinnern. Eine ins Jetzt geholte Tradition? Ein Verweis auf den Fortbestand des Alten, Essentiellen?

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Bild: Amedeo Polazzo

Spannend ist vor allem der Kontrast zu einer zweiten Arbeit des Künstlers: einem pastellfarbenen Scheiterhaufen. Während sich die Krüge noch gen Himmel ziehen, liegt hier schon alles zum Verbrennen bereit. Früchte, Lettern, Tiere, Blumen und ein Lorbeerkranz sind wild vereint und aus jeglichem semantischen Kontext gelöst. Chaos und Verfall konkurrieren da mit der zarten Ästhetik, die all diesen Attributen gemein ist.

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Bild: Nazli Alkaya, Auf einmal alles

Zerbrechlich und nackt liegen die Porzellanfragmente auf dem Boden verteilt, teilweise übereinander, geordnet nach Form. Und auf den Zweiten Blick erkennt man die Details: Es sind Abgüsse von Orangenschalen, kleinbürgerlichen Spitzendecken, von Tassen und Stoffen mit orientalischen Mustern. Fast melancholische Objekte der Erinnerung meint Quirin Brunnmeier zu erkennen. Die aus der Türkei stammende Künstlerin Nazli Alkaya, die in der Klasse von Prof. Markus Karstieß studiert hat, kombiniert für ihre raumgreifende Diplom-Installtion „Auf einmal alles“ Teile ihrer früheren Werke zu einem sehr persönlichen Resümee. In ihrer Arbeit, in der sie klug mit Materialität und Farbe spielt, hinterfragt sie Klischees, stellt sehr intime Erinnerungen ins Zentrum und verhandelt offen ihre künstlerische Praxis und ihre  eigene Identität.

Bild: Stefanie Brehm

Bild: Stefanie Brehm

Auch Stefanie Brehm, die in der Klasse von Norbert Prangenberg studiert hat, arbeitet mit Keramik. Ihre farbenfrohen und massiven Säulen, die in unterschiedlichen Größen im Raum verteilt sind, strahlen eine kühle Eleganz aus und erzeugen eine ihnen ganz eigene Dynamik. Manche mögen die Farbgebung und die Musterung dieser Skulpturen vielleicht an Graffiti erinnern, jedoch ist die Nähe zu zeitgenössischen Positionen der Malerei nicht von der Hand zu weisen. Die gestisch gesetzten Farbkombinationen, der starke Duktus erinnern an Malerinnen wie Katharina Grosse – Malerei die die Leinwand verlassen hat und sich skulptural präsentiert. Auch die Polyurethan-Kompositionen von Stefanie Brehm changieren zwischen den Polen Bild und Objekt. Aus farbigem Kunststoff schafft die Künstlerin halbtransparente Flächen, die sie an die Wand montiert. Dynamische Formen, Diagonalen, sich ineinander vermengende Farbräume und glänzende Oberflächen.

Und ein Highlight wartet noch auf Euch: Heute Nachmittag ab 16 Uhr wird THE GODMOTHER aka Kris Buckley in ihrem Performance- und Ausstellungsprojekt „Das Stargate Konzil“ in der historischen Aula ein neues Regime ausrufen. – Der Rest ist für die Gottlosen!

WANN: Noch zu sehen bis Sonntag, 7. Februar.
WO: Akademie der Bildenden Künste, Akademiestraße 2 – 4, 80799 München.

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